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Der Album-Titel des achten Studio-Werkes der Deutschrock-Metaller BRDigung ist textlich Programm. Denn diese Lyrics stufe ich mal neutral als Geschmacksache ein. Subjektiv ist mir die Band zu prollig, also wirklich "hässlich" und schiesst einfach mal undifferenziert wie pubertär gegen alle und alles.
Damit fahren sie erfolgreich die "Wir gegen die Welt" Schiene. Dabei schafften sie es mit dem Vorgänger-Album «Zeig dich» gar auf Platz drei der deutschen Album-Charts und sind damit voll im Mainstream angekommen. Gleichzeitig darf man es sympathisch erachten, dass sie mit grenzwertigen Texten den Stinkefinger gegen diese Popularität erheben. Oder ist doch alles kalte Berechnung? Egal, denn die wahre Stärke von «Wieder hässlich» liegt für mich nicht in den Reimen, sondern in der Musik. Hier zeigen BRDigung völlige stilistische Unberechenbarkeit und passen in keine Schublade. Es gibt Metallisches mit Riffs, tollen Gitarren-Soli, Elektropop-Lieder, Punk Rock, knackig-hochklassigen Rap Metal, Ballermann-Hymnen wie «Brennt den Club ab», Hymnisches à la «Unsichtbar», ruhiges lustige Melodien à la «Kippen holen» und etwas Country mit Horror-Feeling. Wer die Texte also ausklammert oder mit dem Gebotenen etwas anfangen kann, erhält hier fünfzehn tolle Deutschrock-Kompositionen, von denen jedes Lied über Hitpotenzial verfügt.
Damit könnten BRDigung tatsächlich und gerechtfertigt wieder hohe Einstiege in die nationalen Alben-Charts schaffen. Die laut der eigenen Webseite als "letzte echte Punk Rock Band» bezeichnete Gruppe ist musikalisch genau das Gegenteil von Punk Rock, denn dafür wird hier einfach zu sauber gespielt. Bezieht sich diese Aussage aber auf die Texte, ist dieser Werbespruch für mich durchaus gerechtfertigt. BRDigung wollen nicht jedem gefallen und sind tatsächlich "wieder hässlich". Insofern handelt es sich um ein grundehrliches Werk. Trotzdem bleibt die Frage: Kümmert sich von den lyrisch angegriffenen Personengruppen überhaupt jemand um den bellenden Hund BRDigung - oder lassen diese die Band einfach unbeeindruckt links liegen? Oder ist das alles humoristisch, ironisch und übertrieben wie überspitzt gemeint? Vielleicht handelt es sich hier aber auch schlicht um aneinander gereihte Worte aus einem deutschen Gangster Hip Hop Baukasten, und somit aus einem Genre, mit dem ich bisher nie in Berührung kam und deren Ausdrucksweise mir deshalb nicht vertraut ist. Wenn man es zulässt, ecken BRDigung jedenfalls an, und diese Eigenschaft ist im Rock heute tatsächlich selten geworden.
Roger W.