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Was SCHAMMASCH aus Basel mit der EP «The Maldoror Chants: Hermaphrodite» bereits 2017 angerissen haben, wird nun mit dem Album «The Maldoror Chants: Old Ocean» weitergeführt. Die Band entwickelt sich mit jedem Output extrem weiter, und so ist auch das neue Album eine Wundertüte im positiven Sinn.
Das Intro «A Somber Mystery» eröffnet dieses Album auf eine mystische Art und Weise. Mit «Crystal Wave» wird gekonnt mit ganz vielen verschiedenen Stimmungen gespielt. Am Anfang wird die Spannung langsam intensiviert, und man tappt im Dunkeln, wohin die Reise führen soll?! Das epische Vorspiel dauert fast vier Minuten, aber dann wird progressive Musik mit Clean-Vocals geboten. Schammasch erfindeN sich gerade mal neu, und so hat deren Musik eine sehr intensive Atmosphäre zu bieten! Damit wird während fast einer Viertelstunde perfekter Ambient Black Metal leidenschaftlich dargeboten.
Stimmungsvoll geht es mit «I Hail You, Old Ocean» weiter, und das ist einfach ausgezeichnete Musik, die als grossartiger Extreme Metal beschrieben werden kann. Nur pfeife ich auf die Stilbezeichnung, wenn am Ende so geniale Musik herausschaut. Ähnlich wie Blood Incantation, lassen sich Schammasch nicht in ein enges Genre-Korsett zwängen. Sehr ruhig zieht «Image Of The Infinite» seine Kreise, und nun geht es in Richtung Epic Doom Metal, aber egal welche Stilrichtung, auch dieser Song wird absolut genial dargeboten und der Beitrag der Sängerin ist schlicht bezaubernd.
Ganz grosses Kino! Ganz viel Atmosphäre de Luxe, bietet «They Have Found Their Master», aber nur für zwei Minuten, danach folgt exzellenter und atmosphärischer Black Metal! «Your Waters Are Bitter» steigert die Spannung ins Unermessliche, und dieser Track ist einfach sensationell aufgebaut. Schammasch zeigen sich einmal mehr sehr wandlungsfähig, und mit dieser Nummer geht dieses grossartige Album leider schon zu Ende. Die Basler reihen mit «The Maldoror Chant: Old Ocean» ein weiteres, sensationelles Album in ihre grossartige Diskografie ein, und deshalb mein Tipp: Unbedingt kaufen!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/P86cP4V6lY0
Die siebte Studio-Veröffentlichung von Nuclear bringt die EP «Violent DNA» hervor, die drei neue, wütende Songs und drei Cover-Songs beinhaltet. Mit viel Brutalität und Kompromisslosigkeit katapultiert einem diese EP in die frühen 90er Jahre zurück, und lässt nicht mehr los, bis es zu Ende ist.
Fett klingende Gitarren-Wände, wahnsinnig schnelles Drumming und pausenlos ohrenbetäubendes Geschrei sind die wichtigsten Zutaten für den perfekten Sturm. Nuclear sind zweifelsfrei, gnadenlos oldschool! Sie fahren auf der EP eine strikte Linie und orientieren sich am Stil von Bands wie Slayer, Napalm Death und anderen, die heute noch Kultstatus geniessen. Dies bedeutet aber keineswegs, dass ihr Sound abgedroschen klingt, denn Kompromisslosigkeit und Geradlinigkeit wird von vielen Metalheads noch hoch geschätzt.
Thematisch beackert die Truppe einmal mehr die Menschheit mit ihrer dunklen, gewalttätigen und rücksichtslosen Seite. Schon seit dem Ursprung als Spezies ist der Mensch stets Teil einer grausamen Demonstration, bei der wir uns anderen mit Gewalt aufdrängen. Es ist diese Art von Gewalt, die «Violent DNA» inspiriert. Der Fünfer um Matías Leonicio (Vocals), Sebastián Puente (Guitars), Francisco Haussmann (Guitars), Eugenio Sudy (Drums) und Roberto Barría (Bass) vollbringt dabei Höchstleistungen an ihren Instrumenten, die sie auf höchstem Energie-Level bearbeiten.
Die Chilenen spielen brutal starken Thrash Metal, der vollends in die Gebeine fährt. Leider ist die Platte bereits nach 22 Minuten zu Ende, es hätte also ruhig noch "es Bitzeli meh" (deutsch "ein bisschen mehr") sein dürfen. Songs wie «Violent DNA» und «Psychological Infanticide» sind Appetizer, die eindeutig Lust auf mehr machen. Bei dieser Platte kann ein jeder Metaller zugreifen und für Thrasher ist sie ein absolutes Muss! Ohne Zweifel - das ist «Violent DNA».
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/pq_7Z3bVuXQ
Nein, Sängerin Giada Etro hat nicht die Kraft und das Stimmvolumen einer Floor Jansen und auch nicht das Charisma einer Fernanda Lira (Crypta), Doro oder Kimberly Goss (Sinergy) aber trotzdem besitzt die Italienerin eine Stimmfarbe, welche mir seit ihrem Debüt «The Fallen King» im Jahr 2018 ausserordentlich gut gefällt.
«War Hearts» ist bereits das fünfte Album von FROZEN CROWN, welche also sehr produktiv zu Gange ist. Mit der erst 18-jährigen Gitarristin Alessia Lanzone präsentieren Frozen Crown ein neues Mitglied, womit man drei Frauen und drei Männer an Bord hat. Doch nicht nur Giadas Vocals, sondern auch die Mischung aus Speed, Power und Melodic Metal trifft meinen Geschmack, und mit dem aktuellen Album hat man ein Werk am Start, welches mindestens auf dem Qualitäts-Niveau des Erstlings, wenn nicht sogar der bisherige Höhepunkt der Diskografie ist.
Glaubt ihr nicht? Nun, dann zieht Euch den Opener und Titeltrack rein, auf den auch DragonForce neidisch sein werden. Aber auch «Steel And Gold» lässt jeden Power Metal Maniac sofort die Faust gegen den Himmel recken. Der Begriff Power Metal hat hier übrigens seine Berechtigung, denn die Keyboards sind nicht dominant, hier regieren Gitarren-Power und treibende Schlagzeug-Beats. Granaten wie «Night Of The Wolf» (was für Melodien!), «I Am The Wind» (Ohrwurm par Excellence) oder das epische, über siebenminütige «Ice Dragon» präsentieren Frozen Crown in Höchstform.
Trotz der bisherigen, durchwegs guten bis starken Alben hat man den Durchbruch noch nicht geschafft, eigentlich ein Unding, denn Frozen Crown sind mehr als ein Geheimtipp. Gebt der sympathischen Truppe unbedingt eine Chance, denn dann werdet Ihr mit einem saustarken Album belohnt, welches Fans von DragonForce, Stratovarius, Helloween, Freedom Call oder HammerFall lieben werden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/33RymmnooCU
Das dritte Album der aus Hannover stammenden Truppe LANKESTER MERRIN weiss zu gefallen. Dies insbesondere durch die kantige Stimme von Sängerin Cat Rogers, die ein bisschen an die alte Doro Pesch erinnert.
Wie auch der Sound, der vage Erinnerungen an «Burning The Witches» aufkommen lässt. Zumindest glühen die Gitarren-Saiten, wie damals beim Debüt von Warlock. Mit einer Produktion, die an die frühen Achtziger erinnert, schalten Lankester Merrin noch mehr Oldschool-Benzin ins Metal-Feuer. Es ist sicher nicht alles so golden, wie man sich das wünscht, und ab und zu erklingen einzelne Parts, als hätte man sie soeben schon gehört. Aber als Album, das die Metalheads erfreuen wird, kann «Dark Mother's Child» locker durchgehen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/au9c6fAxOWg
Das dänische Quartett BLACK OAK COUNTY veröffentlicht hier sein drittes Album, wie man unschwer auf dem Cover erkennen kann. Mit dem Opener legt man gleich richtig los. «Crossed The Line» ist eine leckere Mischung aus Metallica und Volbeat, wobei der Gesang schon ein bisschen an James Hetfield erinnert.
Das folgende «Save Your Breath» klingt dann voll nach Volbeat, heisst starke, fette Gitarren und eine hochmelodiöse Gesangsmelodie. Klasse, mit wie viel Power die Dänen hier aufwarten. Man legt im Allgemeinen viel Wert auf gute Melodien. Das zieht sich durch alle zwölf Tracks hindurch. Treibende, einfach strukturierte Songs wie das coole «Boom Boom Baby, machen einfach gute Laune beim Anhören. Die recht eigenständige Powerballade «Enemy» zeigt die Stärke von Sänger Niels Beier, der hier seine Vielseitigkeit zeigt. Die Dänen glänzen hier mit Qualitäts-Musik, fetter Power, viel Drive und melodiöse Gesängen. Eben in der Schnittmenge Metallica, Volbeat und etwas Nickelback. Da haben die Landsleute von Volbeat eine echt gute Konkurrenz abbekommen, sehr starkes Album.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/q1UEbnCrjvA
Endlich gibt es neue Töne der belgischen Death Metaller MORDKAUL. Ihr neues Studio-Album trägt den Titel «Feeding The Machine» und wird über Massacre Records vertrieben. Wer sich nun denkt, dass er dieses Teil bereits kennt, der irrt. Allerdings haben die Belgier auch nicht viel dazu beigetragen, um diese Verwirrung im Vorfeld aufzulösen.
«Feeding The Machine» wurde nämlich in zwei Teilen aufgenommen. Die erste Hälfte der Platte im Sommer 2022 («Feeding The Machine Part I») im "Project Zero Studio", der zweite Part nun ein Jahr später in den legendären "Galaxy Studios". Während das 2021er Album «Dress Code: Blood» stark vom kultigen schwedischen Death Metal-Sound der 90er Jahre beeinflusst war, geht «Feeding The Machine» einen Schritt weiter. Mit noch mehr Einflüssen von Death Metal Acts wie Morbid Angel und Death schlagen die zehn Songs noch härtere Noten an, was der Truppe zu neuen Höhenflügen verhelfen soll!
Nach dem bereits veröffentlichten Track «They Burn» haben Mordkaul ihre neueste Single «Shadowlord» hinterher geschoben, in der James McIlroy (Ex-Cradle Of Filth) ein Gitarren-Solo beisteuert. Ansonsten basiert der Song auf dem Leben von Marquis De Sade, einem machthungrigen, lustgetriebenen und masochistischen Adligen, der über den Gesetzen der Menschen steht. Irgendwann wird er seinen rechtzeitigen Tod finden, aber in der Erinnerung der Menschheit als "Shadowlord" weiterleben. Auch die restlichen Tracks vermögen zu überzeugen.
Gespickt mit gehässigen Up-Tempo-Drums und krachenden Kick-Ass-Gitarren-Riffs werden die restlichen Songs durch wahnsinnige Soli ergänzt. «Passage To Oblivion» erfährt zudem ein Piano-Upgrade von Maarten Vandenberghe, und ab und an erklingen Samples, die von Martijn Debonnet beigesteuert werden. Das Mixing und Mastering wurde von keinem Geringeren als Dan Swanö übernommen. Mordkaul bieten mit « Feed The Machine» eine tolle Platte für den Moshpit, die es wahrlich in sich hat.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/e3tME_YBAf0
Das fünfte Studio-Album besteht aus einer Mischung aus Vertrautheit und neuen Elementen aufgenommen. Erinnert an das vorherige Werk «Manic» (2021) , mit einer Mischung aus melodischen Stücken und härteren Songs, die den typischen Metalcore Sound von WAGE WAR repräsentieren.
Man muss anmerken, dass «Stigma» zwar nicht weit in neue klangliche Gefilde vorstösst, aber die Stärken von Wage War festigt und eine subtile Entwicklung hin zu einem deutlicheren Sound zeigt. Die Integration von Synthesizern und elektronischen Beats in Tracks wie «The Show's About To Start», «Self Sacrifice» und «Happy Hunting» fügt ihrer Musik eine neue Ebene hinzu und deutet auf eine Weiterentwicklung ihrer künstlerischen Identität hin. Instrumental könnte man die Band für ihren Zusammenhalt und ihre Beherrschung loben, die sowohl technisch versiert als auch emotional mitreissend ist. Insgesamt darf man «Stigma» durchaus als ein Album beschreiben, das bei Fans von «Manic» Anklang finden wird und einen Beweis für die beständige Qualität von Wage War in der modernen Metal-Szene darstellt.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/tVW_ON7UQX8
DEMON SPELL stammen aus Italien und präsentieren uns auf dieser EP vier Songs, welche Fans von King Diamond (und damit natürlich auch Mercyful Fate) sowie Attic begeistern wird. Hohe Screams und purer Oldschool Metal haben Sänger Federico Fano und seine drei Mitstreiter zu bieten.
Der nach einem kurzen Intro losgaloppierende Opener «Demon Spell» gibt die Marschrichtung vor. Wer mit dem Gesang vom King aus Dänemark nicht klar kommt, dürfte auch hiermit nicht glücklich werden. Noch deutlicher wird das beim folgenden, schnellen «Wings», welches durch eine starke Melodie-Führung glänzt. Der dritte Track trägt den Ttiel «Dark Deceiver Woman Of The Black Oath» und fällt gegenüber den anderen Nummern leider leicht ab. Der Titeltrack bildet den Abschluss und ist gleichzeitig auch der Höhepunkt der EP, denn diese Nummer fängt den Spirit der 80er perfekt ein. Die Zielgruppe ist klar definiert, und auch wenn das simple Artwork nicht wirklich zum Kauf anregt, ist ein erster Anfang gemacht. Ich sehe die Band musikalisch aber (noch) längst nicht auf dem Niveau von Attic, geschweige denn von King Diamond.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/dNcrd8XpYMg
Als "Supergroup" müsste man KINGS OF MERCIA wohl bezeichnen, denn Fates Warning Gitarrist Jim Matheos, Armored Saint Bassist Joey Vera, TOTO-Trommler Simon Phillips und FM-Sänger Steve Overland veröffentlichen das zweite Album dieser Truppe. Ein Werk, das durch melodische Parts überzeugt und von den Qualitäten der Musiker lebt.
Dies zeigen schon die beiden ersten Tracks «Guns And Ammunition» und «Eye For An Eye». Hier wird grandioser Hard Rock gespielt, der niemals langweilig wird, den Zuhörer sofort mit den Melodien packt und trotzdem immer mit einer gross aufspielenden Band überzeugen wird. Hier stehen nicht nur die Qualitäten der Musiker im Zentrum, sondern das Bandkollektiv und der Song. Dabei bringt das Quartett sehr feine Parts («Battle Scars»), aber auch rockigere Momente («Hell'n Back», «Cold»). «Battle Scars» ist eine Scheibe, die man sich unbedingt anhören sollte und Fans der Truppen, in welchen die Bandmitglieder sonst spielen, nicht enttäuschen wird.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/0TKImWS11VY
Das neue Album «Darker White» könnte in der Musikwelt für Aufsehen sorgen. Es ist ein mächtiges Werk, das die menschliche Seele in einem Konflikt zwischen Gut und Böse darstellt. Es stellt einen Neuanfang für die Band dar, die eine neue Formation entwickelt hat, nachdem zwei Mitglieder ausgetreten sind.
FEVER 333, aktuell bestehend aus Thomas Pridgen, April Kae und Brandon Davis, stellen sich als Quartett vor, das die Crossover-Szene einnehmen will. Es könnte kritisiert werden, dass, obwohl das Album melodischer und poppiger ist als frühere Veröffentlichungen ausgefallen ist, die charakteristische Energie und der Biss der Band trotzdem erhalten bleiben. Die Anwesenheit und Stimme von Jason Butler sind entscheidend für die Stärke des Albums.
Die Rap-Passagen und die progressiven Gitarren-Riffs betonen die musikalische Vielfalt. Die Unvorhersehbarkeit und das Gleichgewicht zwischen harten Hardcore-Brechern und süssen Melodien machen «Darker White» zu einem eigenständigen Werk. Es scheint, dass Fever 333 mit diesem Album ihre Position als eine der spannendsten Crossover-Bands gefestigt haben.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/4KDRlktxg6I
Die amerikanischen Innovatoren von BLOOD INCANTATION melden sich mit «Absolute Elsewhere» eindrücklich zurück. Waren die beiden Vorgänger schon von ausgezeichneter Güteklasse, so toppt das neue Album alles bereits Dagewesene.
In Berlin wurde dieses Meisterwerk in den ehrwürdigen "Hansa Studios" aufgenommen und atmet so auch den Geist von Künstlern wie David Bowie, Iggy Pop und Depeche Mode. Futuristisch beginnt das Album mit «The Stargate (Tablet I) und das ist ein wilder Ritt durch Death Metal, Sci-Fi- und Progressive Metal. Das progressive Element verschmilzt dabei perfekt mit dem Death Metal Part. Abgespaced, aber schlicht und einfach genial! Eine Soundcollage empfängt uns zu Beginn von «The Stargate (Tablet II)», und man wähnt sich in einem Planetarium mit freier Sicht auf die unendliche Milchstrasse.
Der Schluss wird ein wenig heftiger, aber ohne Einschlag eines Meteoriten. Mit «The Stargate (Tablet III)» führt der Pfad weg von der Milchstrasse, wieder hin zum unheilvollen Weg des Todesbleis. Das ist Death Metal im Kinoformat und schlicht grossartig! Auch «The Message (Tablet I)» trägt den erwähnten Stil in sich, der wie ein Sonnensturm im Weltall wütet. Sehr progressiv geht es mit «The Message (Tablet II)» weiter, und im ruhigen Teil kann man die unendliche Weite des Universums förmlich spüren.
Hat was von Pink Floyd da Ganze und ist ganz grosses Kino! Der letzte Song «The Message (Tablet III) von diesem Opus Magnum bietet nochmals Innovation pur mit derbem Death Metal und progressivem Rock in Perfektion! Blood Incantation liefern mit «Absolute Elsewhere» ein grandioses Werk ab, von dem man in Bezug auf die Genialität noch lange sprechen wird und zwar sowas von!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/6N4rLtjPzH0
Das Fun Projekt von Tankard, Tankwart, präsentierte allerseits bekannte Schlager Gassenhauer in einem punkigen Gewand.
«Tanze Samba mit mir», «Ein bisschen Spass muss sein», «Paloma Blanco» (mit gepfiffenem Intro), das melancholische «Am Tag als Conny Kramer starb», «Fiesta Mexicana» und Heinos «Blau blüht der Enzian» machen Laune werden aber durch die unglaublich geil dargebotenen «Dschingis Khan» und dem Titelsong in den Schatten gestellt. Ob Tankard oder Tankwart, man erkennt hier genau die Handschrift der Thrasher und was die Jungs damals 1994 starteten, hat noch heute sein Bierlaune geschwängerte Berechtigung.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/A6N1rPVRSdM
Das deutsche Trio NITROGODS hat nichts von seiner lässigen Art eingebüsst und donnert mit einem V8 starken Motor durch die vierzehn neuen Tracks hindurch. Vorangetrieben von der knallharten Schlagzeugarbeit (Klaus Sperling) und dem furztrockenen Bass (Claus “Oimel” Larcher) wird ein Rhythmus-Teppich vorgelegt, auf dem sich Gitarrist Henny Wolter nach Lust und Laune austoben kann.
Wie mit der Slide-Gitarre beim Titelsong. Eine Nummer, welche die Fahrt mit dem Cabrio zu einem Siegeszug macht und beweist, dass das Trio mehr Feuer im Arsch hat, als ein Grossteil der Konkurrenz. Soundtechnisch wurde das fünfte Album von Alex Scotti veredelt und verleiht dem Ganzen einen Hauch von Thunderhead. Was nicht überraschen sollte, waren Alex und Henny doch Bandmitglieder dieser legendären Truppe. Musikalisch bewegen sich die Herren einmal mehr zwischen Punk, Rockabilly, kernigem Hard Rock (Motörhead) und fetzigem Metal.
Auf was immer die Jungs Lust haben, es wir gekonnt angerichtet. So ist «Last Beer Blues» ein entsprechender Stilvertreter, der mit Country und sechziger Sound vermischt wird. «Broke And Ugly» dagegen ein regelrechter Weckruf, der die müden Geister vertreibt und ganz viel Energie in den Körper pumpt, während «Kings Of Nothing» nichts anderes ist, als ein mitzugrölender Punk-Rocker, der jede Tanzfläche zu einem bangenden Pit macht, und der mit dem Fetzer «Prime Time Error» noch mehr Metal verleiht bekommt.
Wie auch «8 Arms», bei dem der Irish Punk Pub Rock durchschimmert. Grossartiges Kino wird auch mit «Gimme Beer», «Like A Worm», «Ridin' Out» und «Breaking Balls» geboten, die das Album allesamt mit einer wahnsinnsgeilen Power abschliessen. Nitrogods werden keinen Fan enttäuschen und sollten mit diesem Werk ihre Fanbasis nochmals erweitern können. «Valley Of The Gods7 markiert ein grandioses Album einer bodenständigen und grundehrlichen Truppe.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/JcMO4OdtjpY
Mit seinem Nebenprojekt BLIND EGO bricht RPWL-Gitarrist Kalle teilweise aus dem Korsett des Progressive Rock aus und zelebriert modernen Hard Rock. Der Titeltrack, der das Album eröffnet, ist ein guter Mix aus Progressive und Hard Rock.
Sofort fällt auf, dass die Herren einen neuen Sänger am Start haben. Kevin Kearns begleitet Yogi und Kalle plus Drummer Michael Christoph bei den neuen Songs. Wallner scheinen die Ideen und die Lust am Produzieren nicht auszugehen. Trotz seiner Hauptband RPWL, dem eigenen Label Gentle Art Of Music, seinem Tonstudio und vielen weiteren Projekten als Produzent und Gitarrist hat er noch Zeit für Blind Ego. Und die Songs sind allesamt klasse. «The Stranger» ist ein starker, sehr melodiöser Rock-Song, mit cooler Gesangs-Melodie und sehr schönen, von Kalle gespielten Soli.
Es finden sich aber auch, coole schnellere Hard Rocker wie «Spiders», und hierbei glänzt Kevin am Mikro mit einer tollen Melody-Line. «In A Blink Of An Eye» dann eine ruhigere Nummer, die gegen Mitte Fahrt aufnimmt, sehr dynamisch und mit etwas Flair von Pink Floyd in den ruhigeren Momenten sowie einem weiterem, tollen Gitarren-Solo, Gilmour lässt grüssen. Zum Schluss erfreut «When The Partys Over» verwöhnte Ohren, eine sehr starke Ballade. Klingt nach RPWL, und die Jungs haben es wirklich drauf, schöne wie interessante Songs zu schreiben. «The Hunting Party» ist ein sehr empfehlenswertes Werk!
Crazy Beat
<https://www.youtube.com/embed/TxqLA2B05Hs
Das Album «The Sea Of Tragic Beasts» (2019) war für FIT FOR AN AUTOPSY bahnbrechend. Die Band, die sich ständig weiterentwickelt, hat sich von einer klassischen Deathcore-Truppe zu etwas Undefinierbarem gemausert.
«Oh What The Future Holds» aus dem Jahr 2022 hielt die Fahne hoch, indem es düsteres, schweres Terrain erkundete, ohne die modernen Fortschritte, die zuvor gemacht wurden, über Bord zu werfen. Auf ihrem neuesten Album «The Nothing That Is» lassen Fit For An Autopsy weiterhin kantiges Gepolter vom Stapel und verfolgen einen progressiven, aggressiven, aber dennoch melancholischen Ansatz, der besonders Fans der beiden Vorgänger-Alben mehr als zufrieden stellen dürfte. Die Kombination aus brachialer Härte, abschreckender Dunkelheit und Trauer sowie kompromisslose Melodien stehen bei Fit For An Autopsy weiterhin hoch im Kurs.
Das zeigt sich schon bei der Eröffnungs-Salve «Hostage». Riesige Grooves mit effektiv platzierten progressiven Melodien bilden einen Background, der sich bis zum starken Refrain aufbaut, bei dem Joe Badolato mühelos zu cleaneren Gesang wechselt. «Lust For The Severed Head» verwendet eine Reihe technischer Riffs in galoppierendem Tempo, neben einem donnernden Breakdown, was langjährigen Fans gefallen sollte, die auf der Suche nach geradliniger Brutalität sind. Ähnlich verhält es sich mit «Weaker Wolves», das einige melodische Hooks in eine ansonsten rifflastige Aggression einstreut.
Die zehn Songs auf «The Nothing That Is» sind sich ähnlich, ohne jedoch gleich zu sein. Die Meister-Leistung wurde aber für das Finale aufgespart, denn auch «The Silver Sun» steht seinen Vorgängern in nichts nach. Ein esoterischer Anfang mit düsterem Clean-Gesang steigert sich langsam zu einem dunklen Gefühl, das sich in Blastbeats und wahnwitzigen Grooves entlädt, während der Song ziemlich an Fahrt aufnimmt. Danach erreicht er seinen traurigen Höhepunkt, und der Track findet sein seliges Ende. Wenn man die Entwicklung dieser Combo an einem Songtitel zeigen müsste, dann wäre es zweifelsohne dieser.
Fit For An Autopsy beweisen weiterhin, dass sie problemlos musikalische Einflüsse in ihren, sich ständig weiterentwickelnden Sound einbauen können und stets gut damit fahren. «The Nothing That Is» repräsentiert die fesselnde, viszerale Energie einer Band, die bereits seit über fünfzehn Jahren besteht. Die Amis aus New Jersey haben neue Wege gefunden, sich mit diversen Farb-Akzenten auszudrücken, um die Dunkelheit hervorzuheben. Sie beweisen mit dem aktuellen Werk, dass sie zu den beständigsten und aufregendsten Acts der extremen Musikszene gehören.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/sbtQl9dhP7w
Mit dem zweiten Album «Holocene» setzt sich die schwedische Band AWAKE THE DREAMER wieder der Kritiker-Bühne aus. Breitwand-Atmosphäre wird mit «Future» geboten und das ist massiver, hochmelodischer Modern Metal/Metalcore mit Clean-Vocals und somit neues Futter für alle Fans dieses Genres.
«Tides», «Take My Hand» und «Alone» spielen in der gleichen Liga und erinnern mich sehr an deutsche Bands wie Any Given Day, Electric Callboy und To The Rats And Wolves. Auf jeden Fall sehr geil gespielt von Awake The Dreamer! Mit viel Groove kann durch den Song «Labyrinth» geirrt werden, und dieser Sound ist absolut auf Stereoiden! Mit dem Titeltrack «Holocene» wird ein komisches Zwischenspiel geboten, während «Burns» etwas von Linkin Park hat, einfach ohne die Rap-Parts von Mike Shinoda.
Poppiger Metalcore wird mit «Violence» sehr überzeugend dargeboten, auch wenn nur der Titel Gewalt verheisst! «Broken Home» ist ebenso genial wie der Vorgänger, nur nicht so zuckersüss! Das abschliessende «Echoes» zeigt nochmals sämtliche Stärken von Awake The Dreamer auf, die da wären: Sensationelle Clean-Vocals und zartsüsse Melodien mit dem gewissen Etwas an Härte! Wer auf der Suche nach einem abwechslungsreichen Metalcore-Album ist, befindet sich mit «Holocene» genau an der richtigen Adresse.
Roolf
https://www.youtube.com/embed/16bPpnawvw4
Die Österreicher DRAGONY werden von Album zu Album besser. Konnte ich ihrem Debüt-Album von 2011 mit gutem Gewissen noch maximal sechs Punkte vergeben, sieht das heuer schon ganz anders aus. «Hic Svent Dracones» klingt, trotz seiner Verspieltheit, schlüssig und auf den Punkt komponiert.
Der Höhepunkt bildet für mich der knapp 9-minütige Titelsong, der ein schöner Mix aus Meat Loaf und Avantasia darstellt, und trotzdem klar nach Dragony klingt. Dafür hat sich Band-Mitleader und Sänger Siegfried Samer mittlerweile viel Charakter angeeignet. Kompositorisch können Dragony deutlich mehr, als sich an die genannten bekannten Bands anlehnen. Ihre wahren Vorbilder heissen in den restlichen Liedern eher Rhapsody Of Fire und textlich Manowar. Wobei sich Dragony stilistisch offen präsentieren und auch mal Folk-Elemente einbauen. Der kraftvolle Power Metal wird genretypisch von symphonischen Elementen begleitet und die Härte der Musik dabei nicht verwässert.
Dazu kommen poppige Elemente wie etwa bei «Twilight Of The Gods», das von den eingesetzten Keyboards her gar einen 80er-Jahre Pop-Rock-Anstrich erhält. Dies ist für Dragony zwar keine Innovation und war schon auf früheren Alben zu hören, trotzdem passt es hier hervorragend. Und wie man eingängige Refrains schreibt, ohne dass der Druck verloren geht, beweisen sie mit «Beyond The Rainbow Bridge». Mit dem neuen Album gelingt Dragony gar ein Brückenschlag zwischen Bands wie Powerwolf und Symphonic Metal-Bands. Damit sollten sie eigentlich aktuell grossen Erfolg einheimsen können, zumal die Lieder nach dem majestätischen Intro wirklich toll sind.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/4xj6UJDwJWI
KAT VON D kennen wohl die meisten als TV-Tätowiererin und Personality. Die gute Dame ist aber soviel mehr als das und hat sich in de letzten Jahren zu einer richtigen Stil-Ikone gewandelt. Von Mode, Kunst und eben auch Musik gibt es fast nichts, was sie nicht kann.
«My Side Of The Mountain» ist nun das zweite Album von Kat von D. Nach all den Negativ-Schlagzeilen soll diese neue Ansammlung von sphärischen Disco Goth Songs nun wieder für positives Licht sorgen. Als Liebesbotschaft an alle verlassenen Seelen benötigen die zwölf Songs allerdings ein paar Durchläufe, bis sie wirklich zünden. Die anfänglich belanglosen Synthi-Pop Nummern wachsen so immer mehr hin zu tiefgründigen Perlen. Der Zweitling von Lady Kat ist definitiv kein Album, das man sich mal so nebenher anhören kann, sondern Zeit benötigt, um sich erstens Gehör zu verschaffen und zweitens in die Seele einzudringen.
Pat
https://www.youtube.com/embed/6EzCfhjLnA0
Seit der Gründung 2009 hat das amerikanische Stamm-Duo Mat Davis (g/v) und Elizabeth Blackwell (v/b), zusammen mit verschiedenen Drummern, weltweit nicht weniger als 700 Konzerte bestritten und dabei auch renommierte Gerne-Events wie das "Roadburn Festival", "Desert Fest" (Berlin und London) oder "Heavy Days in Doomtown Fest" (Kopenhagen) sowie "Acherontic Arts Fest" (Oberhausen) bespielt. Aktuell ist die Truppe in Europa für 22 Konzerte unterwegs.
Für mich sind CASTLE dennoch ein bisher völlig unbeschriebenes Blatt, obwohl ich die stilverwandten Lucifer seit ihrem Top-Debüt von 2015 auf dem Radar habe und auch sehr mag. Von den "Similar Artists" spuckt metal-archives.com davor nur noch Christian Mistress aus, die mir dann allerdings ebenso nicht geläufig sind. Wie dem auch sei, denn mittlerweile existieren so viele Bands, die man sich unmöglich alle draufpacken kann, vor allem wenn man einen etwas breiteren Musikgeschmack pflegt. Nichtsdestotrotz liegt nun nach sechs Jahren Pause der sechste Longplayer vor, der sich anschickt, erneut gehörig Staub aufzuwirbeln.
Die Rezeptur basiert in diesem Fall nicht unerwartet, respektive nach wie vor und überwiegend bei den alten Black Sabbath der Siebziger. Dazu passend immer noch okkultische Texte, und so lässt sich die offizielle Presse-Info wie folgt treffend zitieren: "Evil Remains” is a hook-laden Heavy Metal thrill-ride into Nosferatu nights!" Gut gebrüllt Löwe, denn so hört sich der Opener «Queen Of Death» (mit Leadvocals von Mat) auch an. Die Riff-Walze kommt fett daher und überrollt gleich alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Nicht weniger heftig erklingt danach «Nosferatu Nights» (ab hier mit Elizabeth als Leadsängerin).
Tempowechsel und dezente, solistische Einlagen sorgen dabei für Abwechslung und das nächste, amtliche Brett, das die Tassen im Küchenschrank zum Erzittern bringt. Ins gleiche Horn stösst anschliessend auch «Deja Voodoo», wo nach dem coolen Bass-Intro wiederum Mats vorzüglich bratzende Gitarre den Unterschied ausmacht. Der Titeltrack lässt schliesslich keinerlei Zweifel darüber aufkommen, wessen DNA dies alles überhaupt möglich macht und wäre, von Ozzy Osbourne eingesungen, quasi ein "Sabbath lost track" der Extraklasse. Castle machen letztlich aber ihr eigenes Ding daraus, und das Fazit für Genre-Fans: Kaufen!!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/bqtjw58WCVo
«Living Chaos» ist ein kraftvolles Zeugnis ihrer musikalischen Entwicklung und ein leuchtendes Beispiel für modernen Deathcore. Das Album stellt den Höhepunkt der Kreativität von OCEANO dar. «Living Chaos» vereint brutale Intensität und überraschende, melodische Wendungen zu einem fesselnden Erlebnis.
Der Opener «Wasted Life» beginnt mit sanften Gitarren-Klängen, bevor er sich in einen Wirbelsturm puren Wahnsinns verwandelt. Die Single «Mass Produced» bietet hypnotische Synthesizer und tiefe Vocals, während «Darkness Rising» mit einem bedrohlichen Intro beginnt, das in eine dunkle, unerbittliche Klangwelt führt. «Into the Flames» und «Wounds Never Healed» sind weitere Höhepunkte des Albums, die sowohl mit ihrer Schönheit als auch mit ihrer Brutalität beeindrucken.
Das instrumentale «Interlude» bietet eine kurze Verschnaufpause, bevor «Price Of Pain» und der Titelsong «Living Chaos» mit massiven Breakdowns das Herz zum Pochen bringen. «Broken Curse» bricht zum Schluss alle Barrieren und hinterlässt ein Gefühl der Freiheit. «Living Chaos» ist ein Album, das sowohl die Fans als auch Kritiker überzeugen sollte.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/hOd8vosMX2g
Jetzt wird es melodiös, ja beinahe etwas zu schmächtig für meinen Geschmack, aber zum einen nicht durchgehend und zum anderen gut gemachter Hard Rock aus, wie könnte es anders sein..., Stockholm, Schweden. Die Band besteht aus den drei Haupt-Mitgliedern Göran Engvall (guitars), Mikael Rosengren (keyboards) und Peter Svensson (drums).
Ihr klassischer 80s Hard Rock bedient sich dem Sound von Journey, Whitesnake sowie Europe und bisher hat man zwei Alben auf den Markt gebracht, «Higher and Higher» (2018) und «Strangers» (2020). Und da die Band keinen festen Sänger stellt, hat man sich für diese Aufnahmen diverser Grössen aus dem Rockbiz bedient. Die neue Single «Struck By Love» hat zum Beispiel Rock-Legende Matti Alfonzetti (Jagged Edge) eingesungen.
Weitere Namen hören auf Nalle Påhlsson (Treat), Rick Altzi (Gathering Of Kings, Herman Frank), Fredrik Folkare (Unleashed), Jakob Samuel (The Poodles), Henrik Bergqvist (Prins Svart/The Poodles), Thomas Vikström (Candlemass/Therion), Andreas Novak (House Of Shakira) Robert van der Zwan (Remedy), Carl Berglund (Age Of Reflection/Nationwide), Matt Marinelli (Borealis) und Nina Söderquist. Für den Melodic Rock Fan dürfte dieses dritte Album mit guten, eingängigen Kompositionen eine wahre Freude sein. Wegen der Vielzahl an versierten Sängern wird auch viel Abwechslung geboten, und die Qualität ist stimmig.
Björn
https://www.youtube.com/embed/epTdUehb_Ts
Eigentlich bin ich ja kein Elektriker, sondern Sanitär-Installateur, aber trotzdem landen die elektronischen Geschichten vielmals bei mir. So ist das auch mit MASTER BOOT RECORD, dem Projekt von Vittorio D'Amore geschehen, und das schon zum zweiten Mal!
Das Album «Hardwarez» beginnt mit «Bios». Es wird munteres Geflimmer geboten und auch sägende Riffs sind im Sortiment enthalten. Ein Song im Arcade-Modus und man wähnt sich in einer Spielhalle von damals! Das gilt auch für «MOBO», nur ist dieser Track wesentlich melodischer! «CPU» hämmert ohne grosse Abwechslung vor sich hin. Wenn aber die grossartigen Melodien einsetzen, dann geht die Sonne wahrlich auf! Elektronische Melodien-Vielfalt wird mit «GPU» geboten und geballert wird natürlich auch wieder!
Das gilt auch für «RAM», «FDD» und «HDD». Den klassischen Part übernimmt auf diesem Album die Nummer «PSU», aber nur kurz, dann wird wieder alles weggeballert! Dieses Wechselspiel von süssen Melodien und rohem Gebretter wird bis zum Exzess ausgereizt. «Case» bietet als Schluss-Nummer nochmals viel Gewohntes. Wer noch von vergangenen Spielhallen-Zeiten träumt, dem ist Master Boot Record wärmstens empfohlen!!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/CxDEFhr8nc4
Neben «Disco Destroyer» erscheint nun auch «Kings Of Beer» ebenso mit einem neuen, kultigen Cover. «Kings Of Beer» schien eine Spur näher beim Punk zu sein als sein Vorgänger, beweist aber auch, dass TANKARD keinen Millimeter von ihrem Weg abweichen wollten.
«Flirting With Desaster» ist ein Parade-Beispiel dafür. Dazu gesellt sich «Hot Dog Inferno» (kultiger Titel) und «Hell Bent For Jesus», während das schwerfällige Titellied kurz die Geschwindigkeit ausbremst. Mit der Besetzung Gerre (Gesang), Olaf (Drums), Andi (Gitarre) und Frank (Bass) manifestierte sich auch ein Line-up, dass ab 1999 bis erst kürzlich bestand und «Kings Of Beer» somit die Initial-Zündung dieser Mannschaft auf Tonträger war.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/nXEENLR4cJI
Immer wieder amüsant, wie die Label-Blättchen die Mucke ihrer Bands hochstilisieren. Da wird von einem "wichtigen und aufregenden Aufstieg" geschwärmt, als wären TORUS nun so was wie Heilige, welche die Musikwelt revolutionieren oder zumindest mir kommt es so vor.
Nun, das Trio legt sich teilweise gut ins Zeug, keine Frage, und ich denke mir, dass sie ihr Handwerk auch beherrschen. Soweit, so gut. Allerdings liegt der Sänger teilweise arg im hohen, weinerlichen Stimmlagen-Bereich, dass man das Gefühl kriegt, gleich fliessen Tränen aus den Boxen, respektive Kopfhörern. Zudem, es wird nichts Neues oder Innovatives geboten (ist auch schwierig heutzutage, zugegeben - dennoch wird es immer wieder probiert und gelingt durchaus auch mal). Wie dem auch sei, wer etwas mit solchen Kapellen wie Coldplay, gaaanz seichten Smashing Pumpkins, eventuell noch Alanis Morrisette oder Fool's Garden anzufangen weiss, kann sich Torus ja mal antun. Ganz ok bis gut, mehr aber auch nicht. Durchschnitt!
Toby S.
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FERAL, eine von Schwedens Top Death Metal Höllenhunden-Combos, haben mit «To Usurp The Thrones» ein neues, fauliges Stück Fleisch produziert, das sie mit voller Wucht den wartenden Geiern vor die Füsse schleudern. Ohne gross Zeit zu verschwenden wird die Kreissäge angeworfen, und dabei nehmen verheerende wie schwere Riffs die Zügel in die Hand.
Zu Beginn des Songs «To Drain The World Of Light» herrscht für einen kurzen Moment eine unheimliche Stimmung. Ein gewisses Gefühl von Wehmut kommt auf, bis ein Aufprall der totalen Zerstörung alles wegschlägt. «To Usurp The Thrones» wird gelegentlich von Geschwindigkeits-Ausbrüchen durchzogen, aber es überwiegt eine Kombination aus sperrigen Rhythmen und obskuren Leads, die den Zuhörer weiter in die feurigen Tiefen des todbringenden Wahnsinns ziehen. Das Ziel des Fünfers wird schnell ersichtlich – die eingängige Präsentation von sowohl erstklassigem, als auch klassischem Oldschool Death Metal.
Groovende Hooks spielen dabei ebenfalls eine Rolle, die die Gesamt-Qualität der Arrangements und des Songwritings ergänzen. Alles zusammen erzwingt definitiv ein wütendes Headbanging und wirft einen in die üblen Gefilde der Death Metal Hölle. Ich bin mir nicht sicher, ob der Ausdruck "knorrig" noch verwendet wird, aber «To Usurp The Thrones» ist eine knorrig klingende Platte. Was an Ferals Sound zudem toll ist, dass er noch intensiver rumpelt, wenn das Ganze ein wenig verlangsamt wird. «The Devouring Storm» ist so ein klobiges Kraftpaket, hinter dem sich eine überraschend abwechslungsreiche Gitarren-Arbeit verbirgt.
Es findet sich Groove, fast grindeskes Geballer und ein Level an Songwriting, das man nur nach Jahren der Verfeinerung seines Handwerks erreicht. Die elf Songs sind eine klassische HM2-Verehrung mit gurgelndem Gebrüll und ungebremster Brutalität. Als spirituelle Nachfolger legendärer Bands ihres Heimatlandes gibt es nur wenige, die wirklich die Authentizität der grossen aus dem Sweden Death Segment heraufbeschwören können. Feral gelingt dies aber mit Leichtigkeit. «To Usurp The Thrones» ist eine der unterhaltsamsten und "play again" Platten des Jahres!
Oliver H.
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FATE…, wer kennt sie noch? Bei den Jungs spielte ja zu Beginn noch der ehemalige Mercyful Fate Gitarrist Hank Shermann mit. Damals intonierten die Herren noch lupenreinen US Hard Rock, doch diese Zeit hat sich gewandelt. Von damals ist nur noch Pete Steiner (Bass, Keyboards) dabei.
Auch wenn bei den Refrains immer wieder das Flair der alten Zeit durchschimmert, so präsentiert sich die Truppe in der heutigen Zeit um einiges "verspielter" und kommt weniger schnell mit einer mitreissenden Melodie auf den Punkt. Das macht Fate im Aufguss weniger berechenbar, aber auch irgendwie weniger spektakulär. Das liegt vor allem an der kernigeren Stimme von Soren Ryan, der im Vergleich zu seinen Vorgängern mehr mit den stimmlichen Muskeln spielt. So dauert es seine Zeit, bis mich wirklich ein Track abholt, und dies passiert erst mit «Hold On». Liegt auch daran, dass die Herren zumindest versuchen moderner zu klingen, als in der Vergangenheit und dabei ihr eigentlich immer mitreissendes Potenzial nicht ausschöpfen können. Somit bleibt mit «Reconnent'n Ignite» halt eine etwas enttäuschende Scheibe zurück, die nicht mehr den Spirit versprüht, wie dies noch «Fate», «A Matter Of Attitude» oder «Cruising For A Bruising» tun.
Tinu
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Der Thrash Metal lag in tausend kleinen Trümmerteilen vor den Füssen der Fans, die den guten alten Zeiten nachtrauerten und sich mit «Endorama» von Kreator, komischen Releases von Destruction (ohne Schmier), «Reload» von Metallica sowie «Demonic» von Testament musikalisch neu ausgerichteten Truppen konfrontiert sahen.
Bloss eine unbeugsame Truppe, die nicht aus Gallien kam, sondern Frankfurt, versuchte ihren Weg weiterhin konsequent zu gehen. Neben Sodoms «'Till Death Do Us Unite» war es Tankards Bollwerk «Disco Destroyer», welches den Thrash-Fans noch ein Glänzen in den Augen verlieh und den Hoffnungs-Schimmer aufrecht erhielt. Allein der Opener «Serial Killer» (kultiger Einstieg mit "was ist denn los hier?") zeigte, dass die Chaoten-Truppe um Sänger Gerre nichts von ihrer Angriffslust verloren hatte.
Das kräftige «Hard Rock Dinosaur», das sanft startende «Queen Of Hearts», das tanzbare «Another Perfect Day» und das punkige «Away», zeigen die trinkfesten Bierkrüge von ihrer Thrash-getränkten Seite. Kultig auch der knapp einminütige Titelsong. Das am 12. März 1988 erschienene Werk gibt es nun endlich wieder zu kaufen. War auch Zeit und schliesst den Kreis zu den Vorgänger-Scheiben nicht nur musikalisch, sondern auch veröffentlichungstechnisch, da die damals bei Century Media erschienenen, beiden Alben lange nicht mehr erhältlich waren.
Tinu
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Aus Schweden stammt die Band FÅNTRATT und präsentiert sich mit ihrem Album «Ångerstupa» zum ersten Mal. Auf leisen Sohlen kommt «Hjältar i gult och blått» daher, und so dringt einem dann Soundtrack-artiger Sound ans Ohr.
Leider ist das genauso unspektakulär, wie sich das liest. Belanglos geht es mit «Kustens glada kavaljerer» weiter. Wie aus einem Horror-Movie scheint «Livet på Forsbyholm» entsprungen zu sein, und so ist der eigentliche Höhepunkt ein Flötensolo! Ebenso ereignislos zieht «I natt eller aldrig» seine langweiligen Kreise. Noch schlimmer geht es mit «En stilla flört», «Skepp ohoj» und «Mot nya tider» weiter. Zum Schluss folgt noch vertonte Langeweile mit dem Song «Landstormens lilla lotta» zu hören. Fåntratt bieten mit ihrem Einstiegs-Album «Ångerstupa» vor allem eins, nämlich eine grosse Portion Langeweile!
Roolf
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Es gehört bekanntlich zum Lauf der Zeit, dass wenn sich Bands weiterentwickeln, einige Fans auf der Strecke bleiben, sollte sich ihr Geschmack nicht mitentwickeln. SWALLOW THE SUN sind darin legendär und veränderten sich über die Jahre immer etwas mehr.
Die Band war bekannt für ihren Death Doom und ihr Dreifach-Album, das eine erschütternde und brillante Erkundung des Genres darstellt. Nun bewegen sie sich mehr und mehr in Richtung Clean-Vocals und sanften Gothic Metal Sound. Ihre neue Platte «Shining» soll ein Gleichgewicht zwischen beidem darstellen. Die harschen Vocals und schweren Passagen sind aber eindeutig in den Hintergrund gerückt und es dominieren extrem zugängliche und mitsingbare Elemente. Swallow The Sun stammen aus Finnland und bestehen nun seit fast einem Vierteljahrhundert.
Zum aktuellen Line-up gehören Juha Raivio (Gitarre, Tasten und Backing Vocals), Mikko Kotamäki (Gesang), Matti Honkonen am Bass, Juuso Raatikainen am Schlagzeug und Juho Räihä ebenfalls Gitarre. Auf dem Album stehen zehn Songs, von denen die ersten drei bereits als Singles erschienen sind. Der Opener «Innocence Was Long Forgotten» ist vielleicht die zugänglichste Nummer davon. Sie ist eingängig, nicht nur wegen der Gesangs-Melodien, sondern auch wegen der gut getimten Blastbeats.
«Under The Moon & Sun» bringt mit seiner Klavier-Einlage eine sanfte Atmosphäre mit sich, und «Kold» besteht hauptsächlich aus Riffs und harschem Gesang. «November Dust» erinnert mich an einen Type O Negative Song mit atmosphärischen, schrillen Gitarren und dem tiefen Gesang. «Velvet Chains» ist ein zurückhaltendes, schwebendes Stück mit grossartigem Gesang, ein Duett mit Kotamäki und einer bis dato unbekannten Sängerin. Der abschliessende Titeltrack ist grossartig.
Er dauert etwa gut neun Minuten lang, lang genug, um Melodien langsam und poetisch an unser Ohr zu bringen. Der Track wirkt anmutig, sogar mit einem rockigen Instrumental im zweiten Teil. Ein toller Abschluss! Das Album wurde von Dan Lancaster produziert, der für seine diversen Arbeiten mit MUSE, Bring Me The Horizon oder Blink 182 bekannt ist. «Shining» ist definitiv eine zugänglichere Version von Swallow The Sun, und wer «Moonflowers» mochte, wird wahrscheinlich auch dieses Werk mögen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/_PYLJQ1GVWU
AGRYPNIEs Album «erg» stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Diskografie der Band dar und stärkt ihren Status in der Post Black Metal Szene. Der Longplayer erstreckt sich über eine Spielzeit von mehr als 53 Minuten und ist durch tiefgründige Texte und eine komplexe, musikalische Struktur gekennzeichnet.
Man merkt, dass es Agrypnie gelungen ist, ihrem unverwechselbaren Sound treu zu bleiben und dabei mit originellen Details und vielfältigen Kompositionen zu überraschen. Die Beträge von Künstlern wie Phil Jonas und Hupogrammos sind besonders erwähnenswert, da sie dem Album eine weitere Dimension verleihen. Das musikalische Gespür von Frontmann Torsten Hirsch wird bei «erg», obwohl es einige Kritikpunkte zum dünnen Mix und den als anachronistisch empfundenen Vocals gibt, für die Band dennoch als ein Schritt nach vorne angesehen.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/p7_bQ2DFbPQ
Das Alternative-Trio um Maria Lessing (Vocals), Manuel Kohlert (Gitarre) und Johannes Frenzel (Drums) haben ihr neues, mit Spannung erwartetes Album «Distortion» im Gepäck. Die Musik von Future Palace ist kein Happy-Sound, hat schon immer die inneren Kämpfe der Menschen erforscht und «Distortion» ist nun der brutale Höhepunkt dieses Forschungs-Projekts.
Das Album befasst sich mit verschiedenen psychischen Krankheiten und persönlichen Kämpfen, von ADHS über Depressionen bis hin zu Narzissmus. Das dritte Album der Band ist eine geballte Kraft aus Emotionen, Zyklen und Verzweiflungs-Schreien, die den Zuhörer mit ihrer Intensität überwältigen. Der Albumtitel ist ebenfalls abgeleitet vom psychologischen Begriff der «kognitiven Verzerrung». «Distortion» baut weiter auf ihrem bisherigen Schaffen auf, bringt jedoch neue Elemente wie orchestrale Einwürfe in «The Echoes Of Disparity» mit, wo brutale Schreie und Sprechgesang-Passagen kombiniert werden.
«Panic Paralysis» zeichnet sich durch ein massives Gesangs-Motiv mit arabeskem Touch aus, während «They Take What They Want» in emotionale Tiefen abtaucht und rohen Metalcore mit sanften Gesangs-Passagen und massiven Chören verbindet. Produziert wurde die Platte von Julian Breucker und Christoph Wieczorek, bekannt durch ihre Arbeit mit Annisokay, Beyond The Black und Smash Into Pieces. Trotz vieler Krankheiten und Lebenskämpfen enthält «Distortion» auch ein Stück Hoffnung, die in «Decarabia» erzählt wird. Eine bittersüsse Geschichte über ein depressives Paar.
Ansonsten ist das elf Songs starke Werk militant rebellisch und es treffen die kraftvollsten Metalcore-Breakdowns auf bebende Darkwave-Beats. Zudem duellieren sich hymnische Emocore-Refrains à la Bad Omens mit sakralen Chören, der Kälte des Industrial Metal und der kraftvollen Emotionalität von Sleep Token, was «Distortion» zu einem kleinen Manifest gereicht.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/3zAJ3LxMvqs
«I» ist das Debüt-Album von HAUNTED PLASMA und eine faszinierende Reise durch futuristische Klanglandschaften. Die finnische Band, bekannt für ihre psychedelischen Metal-Klänge, hat ein Werk geschaffen, das sowohl Fans von elektronischer Musik, als auch Anhänger des Black Metal ansprechen könnte.
Mit einer Mischung aus synthetischen Soundscapes und organischer Produktion bietet das Album eine hypnotische Erfahrung, die den Zuhörer in ihren Bann zieht. Besonders hervorzuheben sind die Songs «Reverse Engineer» und «Haunted Plasma», die mit minimalistischen, aber kraftvollen Arrangements überzeugen. Trotz der Abkehr von konventionellen Metal-Sounds bleibt die musikalische Essenz der Band erhalten, was «I» zu einem unverzichtbaren Erlebnis für Liebhaber moderner, experimenteller Musik macht.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/5Llx78vTCLg
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die ersten beiden AD INFINITUM Alben die besseren Symphonic Metal Songs aufwiesen, als die Nightwish Werke mit Floor Jansen. Bereits auf dem letzten Output «Downfall» wurde man allerdings vielschichtiger und machte einen Schritt weg vom orchestralen Sound. Mit dem vierten Album setzt man diesen Weg unbeirrt fort und macht damit einen ähnlichen Weg wie Within Temptation, welche auf dem letzten Album ebenfalls moderner unterwegs waren.
Orchestrale Parts sind denn auf «Abyss» selten geworden, stattdessen sind Einflüsse von Metalcore, Pop und Progressive präsenter denn je. Schon der Opener «My Halo» hört sich, als würden Ad Infinitum die Charts anvisieren. Noch irritierender ist «Surrender», welcher mich zuerst mehr an die langweiligen Radio Energy Charts Songs in Dauerschleife erinnert, bevor progressive Riffs und ein paar Growls von Melissa doch noch etwas Härte reinbringen.
Die Vorabsingle «Outer Space» war doch eigentlich schon eine Vorwarnung. Metalcore Riffs treffen auf Club Sounds und die (wie immer starke) Stimme von Melissa, puh das ist harter Tobak für meine Ohren. Als Hoffnungs-Schimmer entpuppt sich dann die ruhige Halbballade «Anthem For The Broken», welche noch am ehesten an die symphonische Vergangenheit erinnert. Auch «Parasite» ist recht gelungen, hier gefällt die Mischung aus den Growls und der Klarstimme der Schweizer Sängerin.
Wie zum Teufel soll ich dieses Werk bloss benoten? Klar, Ad Infinitum erhaschen sich damit sicher eine neue Käuferschicht und haben ein melodiöses, modernes und top produziertes Werk am Start. Die vielen Disco-Soundeffekte und die auf modern getrimmten Riffs bereiten mir allerdings Bauchschmerzen, und ich muss es klar sagen: Nach dem langweiligen, neusten Nightwish Erguss ist auch «Abyss» in meinen Augen eine Enttäuschung. Ich vergebe mal eine neutrale Sechs, wobei man je nach Sichtweise gerne drei Punkte herauf- oder heruntergehen kann.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/PwJv6zkI4Es
Nach knapp dreissig Jahren OHRENFEINDT ist die Band ihrem Weg treu geblieben und haut mit ihrem zehnten Studio-Album voll auf den Putz.
Die drei starten den neuen Rundling in guter alter AC/DC Manier mit «Rakete». Die Jungs rocken wie immer voll nach vorne. «Auch Schon Egal» zeigt das mal wieder eindrucksvoll. Chris Laut haut einen einfach um mit seiner Reibeisen-Stimme, dazu die coolen Riffs von Keule und die treibenden, stampfenden Drums von Jöcky. Die sind einfach eine Kiez-Legende, jeder Song geht voll auf die Zwölf. Hier kommt nix aus der Dose, hier ist alles von Hand, so singt Chris bei «Wir spielen Rock'n'Roll», und ein Kracher jagt den nächsten. Einfach nur geil, was die Hamburger nach drei Dekaden noch für eine Spielfreude haben.
Hört Euch nur den Kracher «Yeehaw» an, dann versteht Ihr, was ich meine. Eine kleine Ruhepause wird dem Zuhörer mit «Sturm» gegönnt. Ein schöner Song über Seefahrer, die in einen Sturm geraten und man weiss nicht, ob sie wieder zurückkommen. Der Titeltrack dann wieder eine coole Angus Young-Nummer. Die Hamburger legen hier mit ihrem zehnten Output «Wenn Der Teufel Anruft» erneut eine geile Rock-Scheibe hin, die einfach Riesenspass macht.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/hR2OgnT0dpc
Mal ehrlich! Wenn eine Band sich AMPUTATE nennt, gibt es wohl nicht viele Möglichkeiten, welchem Genre sie zugehörig ist. Der Name sollte augenblicklich Bilder einer ehrlichen Death Metal Kapelle heraufbeschwören, die brutalen, blutgetränkten Gore serviert. Die Schweizer Combo liefert ein Gehäcksel, das in zehn Parts aufgeteilt ist und wenig Erholung bietet.
Von der ersten Note an knüppeln Amputate los und halten diese Stellung für die nächsten 35 Minuten. Aber Vorsicht! Ihren drückenden Sound sollte man auf keinen Fall mit sinnlosem Gekloppe verwechseln. In Bezug auf Songstruktur und Lyrik warten Amputate nämlich mit einer Fülle von Überraschungen auf. Aber keine Angst, «Abysmal Ascent» ist eine reine, unverfälschte Death Metal Platte, die sich anzuhören lohnt. Die Truppe hat sich mit diesem Album auf ihre Wurzeln und die des Death Metals besonnen und einen Weg gewählt, der nicht dem momentanen Zeitgeist entspricht. Die künstliche Intelligenz, die bei der letzten Veröffentlichung Thema war, wurde mit einem Fusstritt herausgekegelt (betrifft Produktion und Texte). Die Songs sind alle individuell gestaltet und behandeln verschiedene, meist düstere Themen.
Der Vierer um Tom Kuzmic (Lead Vocals, Gitarre), Nuno Santos (Gitarre, Vocals), RafaHell (Bass, Vocals) und Tobias Tell (Drums) wollte auf diesem Album eine rohe und sehr ursprüngliche Death Metal Version erschaffen. Da der Posten des Schlagzeugers bei den Aufnahmen vakant war, hat diese Parts der Session-Musiker Artur Pacheco eingetrommelt. Mittlerweile ist das Line-up wieder komplett. Auch für die Gestaltung des Cover-Artworks wurde keine KI verwendet. Das Ganze ist von A bis Z Handarbeit (Dechristianize Art), was ebenso für Texte, Bilder und natürlich alle Songs gilt.
Amputate haben den Sound direkt aus ihren Verstärkern abgenommen und auch der Gesang wurde natürlich aufgenommen. «Abysmal Ascent» sollte authentisch und nicht überproduziert klingen, was der Truppe bestens gelungen ist – purer Death Metal nach alter Schule! Ein besonderes Augenmerk ist auch auf die gesangliche Leistung zu richten, da meines Erachtens ein junger Dave Ingram (Benediction) heranreift. «Abysmal Ascent» zeigt deutlich, was dabei herauskommt, wenn man dem experimentellen Produzieren einen Riegel schiebt und KI zur Hölle schickt. Die in der Schweiz sesshaft gewordenen Portugiesen liefern mit «Abysmal Ascent» eine akustische Attacke ab, der man sich unmöglich entziehen kann!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/_t40LRJy7uY
Vier Jahre nach dem fantastischen «Thalassic» meldet sich Finnlands Nummer Eins Folk Metal Band ENSIFERUM zurück. Im direkten Vergleich mit dem ohrwurmlastigen Vorgänger braucht «Winter Storm» etwas mehr Zeit und ist komplexer und vielschichtige sowohl in Sachen Story, wie auch der Musik. Eine wichtige Rolle übernimmt dabei auch Keyboarder Pekka Montin, dessen klarer Gesang schon auf «Thalassic» ein Gewinn war und sich hervorragend mit den harschen Vocals von Petri Lindroos ergänzt.
Lyrisch handelt das Album von einer unveröffentlichten Fantasy Story von Bassist und Sympathiebolzen Sami Hinkka: "Winter Storm Vigilantes und Fatherland erzählen in dieser langen Geschichte von zwei Fraktionen. Die Vigilantes haben Wissen erlangt, um bestimmte seltene Elemente zu nutzen, aber sie wurden rücksichtslos und gierig auf ihrer Suche nach mehr von diesem Element. Ein kleiner Stamm im Norden kämpft weiter um sein Land, das die Bürgerwehren übernehmen wollen. Diese Nordvölker werden buchstäblich bis zum letzten Mann kämpfen."
Nach einem Intro geht die Reise in die Fantasy Welt mit der Vorabsingle «Winter Storm Vigilantes» los. Ein typischer Ensiferum Kracher, der zukünftig kaum noch von der Setliste bei Live-Auftritten zu nehmen ist. Petris prägnante Stimme trifft dabei auf fette Chöre und der Klargesang von Pekka erinnert an alte Glanztaten von Falconer. «Long Cold Winter Of Sorrow And Strife» ist ein epischer, siebenminütiger Song, der etwas länger braucht, dann aber ebenfalls zündet. «Fatherland» ist dann wieder prädestiniert für die typischen Circle-Pits bei Konzerten der Finnen.
«Scars In My Heart» überrascht dann mit rein weiblichen Gesang, dargeboten von Eleine Sängerin Madeleine Liljestam. Auch nach mehreren Durchgängen finde ich den Song aber nicht mehr als solid. Aber keine Angst, denn mit «The Howl» finden Ensiferum wieder in die Spur, während «From Order To Chaos» in dieselbe Kategorie fällt wie «Long Cold Winter…», erneut wird es mächtig episch, bevor «Victorious» zum Schluss nochmals zum wilden Headbangen einlädt.
Das war es dann schon, denn neben den sieben Tracks finden sich noch drei kurze Intros. Wer Ensiferum wie ich abfeiert, wird aber definitiv nicht enttäuscht. Das Album beweist einmal mehr, dass die Nordlichter, wie kaum eine andere Band, in der Lage sind, knallharte Songs mit folkigen Elementen, fetten Chören und Melodien so zu verpacken, dass man trotzdem nicht von Weichspüler Metal reden kann. Dazu kommt eine Spielfreude, die förmlich durch die Boxen hören kann. Jetzt herrscht Vorfreude auf das "Paganfest" im Z7 im kommenden Januar, wo man zusammen mit Alestorm, Týr, Heidevolk und Elvenking die Halle garantiert zum Beben bringen wird.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/7dxUBV5dr_c
Die legendäre, 2003 im schwedischen Borlänge gegründete Metal-Band ASTRAL DOORS meldet sich fünf Jahre nach «Worship Or Die» mit einem brandneuen Studio-Album zurück. Nach bisher nun neun veröffentlichten Alben wollten die Jungs unbedingt ein zehntes, ihr Jubiläums-Werk aufnehmen.
Die Band entschied sich, das Album «The End Of It All» zu nennen, als Reflexion darüber, wie es in der Welt heute aussieht und auch, um irgendwie zu sagen, dass dies vielleicht das letzte Album in der Karriere von Astral Doors sein könnte. Die Aufnahmen zu «The End Of It All» fanden wieder einmal im heimischen Borlänge statt, und die Band fand dabei die Inspiration und Kreativität, der Welt ein neues klassisches Album zu präsentieren.
Nils Patrik Johanssons Texte und Gesangs-Melodien sind dabei über jeden Zweifel erhaben, so wie es bei ihm schon immer der Fall war. Und was hat er in diesem Jahr schon alles auf den Markt gebracht, nebenbei... Riffora und ein neues Lion's Share Album. Darüber hinaus beweisen die beiden Songwriter Johan Lindstedt und Joachim Nordlund einmal mehr, dass sie genau das richtige Gespür dafür haben, wie eingängiger Heavy Metal zu klingen hat.
Los geht es mit «Temple Of Lies» einer Uptempo-Nummer, welche mit Riffs und dezentem Keyboard, sowie natürlich einer genialen Hookline von Nils direkt in die Gehörgänge prescht. Auch im nächsten Song «Iron Dome» muss das Songwriting und das Arrangement der Gitarristen unterstrichen werden. Ein Song voller Dynamik. Genial! Als Nächstes folgt die zweite Single-Auskopplung «Vikings Rise», und auch hier findet man eine durchdachte Songstruktur vor.
Im Hintergrund begleitet die Hammond Orgel den Sound mit einem kurzen Solo von Jocke Roberg. Mit «Heaven's Gate» sorgt die Band bei mir für Gänsehaut-Momente. Nils Patrick Johanssons charismatische und einzigartige Stimme, sowie das zweistimmige Gitarren-Solo..., ich könnte über jeden einzelnen Song so weiter schreiben. Man kommt echt ins Schwärmen, darum mein Fazit: Kaufen, kaufen, kaufen!!! Und ich hoffe inständigst, dass «The End Of It All» nichts mit dem Ende von Astral Doors zu tun hat.
Björn
https://www.youtube.com/embed/0HxEutOMY30
Eine Progressive Rock-Band, die etwas auf sich hält, braucht wenigstens ein Konzept-Album, sagt Jem Godfrey über «Life In The Wires», das fünfte Studio-Album der britischen Proggies FROST*.
Losgelegt wird mit dem interessanten Titelsong. Musikalisch irgendwo zwischen Dream Theater und Spock's Beard zu finden. «This House Of Winter» dann, eine richtig britische Progressive Rock-Nummer mit wunderbarem Gitarren-Solo. John Mitchell zeigt hier mal wieder, was für ein begnadeter Gitarrist er doch ist. Musikalisch geht man wieder zurück zum 2006er-Debüt «Milliontown». Die Geschichte dreht sich um Naio, einen Jungen, der in einer von künstlicher Intelligenz gesteuerten Welt einer bedeutungslosen Zukunft entgegengeht. Erinnert mich etwas an die «We Will Rock You» Story.
Die Herren überzeugen mit wunderbaren Songs wie «The Solid State Orchestra» oder dem etwas härteren Progressive-Song «Idiot Box» (cooler Titel). Das sehr ruhige «Absent Friends» beendet den ersten Rundling. Eröffnet wird der zweite Teil mit dem düsteren, instrumentalen «School», das sich gegen Ende in einem Spock's Beard-ähnlichen Genre-Track wandelt. Auch sehr gut das modern klingende «Moral And Consequence», das mit krassen Wechseln aufwartet, heisst Progressive auf sehr hohem Niveau gespielt.
Das Herzstück aber ist der viertelstündige Titelsong. Wow, was für eine Hammer-Nummer. Am Anfang liefert man ein richtiges instrumentales Dream Theater Gewitter ab, gefolgt von vielen Wechseln, Chören und starken Mitchell-Soli. Hier hört man sogar ab und zu den Geist der göttlichen Shadow Gallery heraus, inklusive abgespactem Rudess-Solo. Hört Euch den Song ein paar Mal an, und ihr werdet Bestimmt Frost*-süchtig. Grosses Progressive-Kino, was die Briten hier auf «Life In The Wires» abliefern.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/TIH8Zy728q0
Mit dem Begriff Supergroup sollte man vorsichtig sein, vielfach war die Besetzung spektakulärer als die Musik. Hier mit CEMETERY SKYLINE haben wir es ebenfalls mit einer hochkarätigen Band zu tun.
Gitarrist Markus Vanhala (Insomnium) hat sich mit Keyboarder Santeri Kallio (Amorphis), Drummer Vesa Ranta (Sentenced), Bassist Victor Brandt (Dimmu Borgir) und Sänger Mikael Stanne (Dark Tranquillity) zusammengetan und mit «Nordic Gothic» ein Album eingetütet, dass ziemlich überrascht. Anhand der Bands der Mitglieder hätte ich ein extremes Album erwartet, doch hier standen eher Sisters Of Mercy und Type O Negative Pate. Vanhala selber bezeichnet die Musik als melodiös, melancholisch und dunkel, was der Sache ziemlich nahe kommt.
Der Opener «Torn Away» ist denn auch eine tiefe Verbeugung vor den Sisters Of Mercy, inklusive tiefem Gesang von Mikael Stanne und ziemlichem Ohrwurm-Charakter. «In Darkness» ist flotter und glänzt mit galoppierenden Riffs, während der Gesang noch lieblicher als beim Opener klingt. Die Truppe kann es aber auch ruhig wie bei «When Silence Speaks», einem Highlight der Scheibe. Grossartige Melodie trifft auf nordische Melancholie…, wunderbar!
Mit «The Darkest Nights» und «The Coldest Heart» befinden sich auch in der zweiten Hälfte noch richtig starke Songs. Eigentlich bin ich ohne grosse Erwartungen an dieses Album herangegangen, war dann aber sehr angetan davon. Natürlich ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung gut gewählt, während ich hier schreibe, ist es draussen neblig und nass, da passt eine melancholische, aber auch eingängige Scheibe wie «Nordic Gothic» (der Titel passt übrigens ausgezeichnet) ganz gut.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/gajEk0VdIU8
"Mist!" war der erste Gedanke, der durch mein Gehirn schoss, als ich die neue Platte von THE OFFSPRING auf meinem Tisch hatte. Seinerseits durfte ich «Let The Bad Times Roll» reviewen, eine Platte, die wirklich ein Desaster war. Hinterher kann man sagen, dass dies an gescheiterten Veröffentlichungs-Terminen, der Entlassung von Original-Mitgliedern, Rechtsstreitigkeiten und einer Reihe von Tracks mit einer schlechten Produktion lag.
Jetzt, da sich die Dinge im Lager Holland/Noodles beruhigt haben, versucht der Vierer, den bitteren Geschmack im Mund zu reinigen. «Supercharged» kommt mit zehn Tracks daher, die die volle Bandbreite der Band beinhalten. Ein grosses Glück für die Fans ist es, dass der Vierer eine Vorliebe dafür hat, die schlechtesten Tracks zu Promotions-Zwecken auszuwählen. So ist «Supercharged» schliesslich nicht die gleiche Leiche wie sein Vorgänger geworden. Überraschenderweise bietet es sogar eine Menge grossartiger Elemente, die ich der Band nicht mehr zugetraut hätte.
Als Verfechter von The Offspring aus den Neunzigern fangen «Hanging By A Thread», «Light It Up», «The Fall Guy» «You Can't Get There From Here» und «Truth In Fiction» deren Punk-Sound stark ein und bieten tolle Hooks als Support. Die Band wird niemanden umstimmen können, der ihren Sound nicht mag aber sie erinnert gekonnt an diese ikonische Ära. Auffallend übel fällt für mich «Make It All Right» mit seinen schrillen Refrains aus, und Platz #1 des schlechten Geschmacks geht an «Come To Brazil». Sein kitschiges Konzept, Metallica vs. Pop-Punk, ist grauenhaft und vermittelt gemeinsam mit dem Artwork von «Supercharged», eine Mischform von «Smash» und «Ride The Lightning», ein klares Bild.
Die Produktion des Albums klingt ansonsten druckvoll und zeigt einen gewissen Anflug von Dynamik, die den typischen Stil der Band hervorbringt und mit etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit verschwendet man als Zuhörer auch keine Lebenszeit. Insgesamt ist «Supercharged» eine enorme Steigerung gegenüber seinem Vorgänger, jedoch weit davon entfernt zur alten Form. Es bietet solides Handwerk und da Probleme, wenn The Offspring versuchen, sich von den treibenden Riffs und ansteckenden Hooks zu entfernen. Eine durchzogene Platte, aber mit der Tendenz nach oben.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/M601cW8KAqY
Interessant, diese Truppe war mir bisher noch gänzlich unbekannt - dabei spielt sie ziemlich derb in dem Feld, das ich persönlich sehr gerne beackere: Heavy Rock der Marke Sons Of Texas, alte Rev Theory, alte Theory Of A Deadman, neue Poisonblack sowie S-Tool und so weiter. Dazu noch Deutsche, das erinnert mich an The New Roses, die vermutlich auch ihren Eindruck bei STEPFATHER FRED hinterlassen haben.
Die Scheibe kommt abwechslungsreich daher, mal wird ordentlich gebrettert, dann wieder beinahe Power-Balladen-mässig das Tempo gedrosselt - aber immer mit der unverkennbaren Reibeisen-Stimme. Obwohl, hier muss ich leider auch etwas bemängeln, nämlich, dass eben im Gesang teilweise die Variabilität fehlt. Der gute Herr singt und schreit wunderbar passend, keine Frage - aber mit der Zeit wirkt es dann etwas monoton (wenn der Wechsel zum Klargesang folgt, ist alles wieder in Ordnung, jedoch wenn nur noch geschrien wird, ist es eben wie erwähnt etwas eintönig). Aber nun gut, das ist Meckern auf doch höherem Niveau, schliesslich sind die Jungs schon seit mehr als siebzehn Jahren unterwegs, das merkt man auch. Also, bei «Rubicon» reinhören, wenn ihr dreckigen Strassen-Rock mit modernem Anstrich mögt. Fetzt!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/z8isXhDPXwk
Der triumphale Aufstieg der dänischen Death Metal Titanen LIVLØS geht mit dem epischen dritten Album «The Crescent King» gnadenlos weiter. Mit der neuen Platte setzt das Quintett ihren durchschlagenden Stil aus schweren Grooves, melancholischen Melodien und progressiver Musikalität fort und erzählt während zehn Songs eine kosmologische, von der Fantasie inspirierte Geschichte.
«The Crescent King» ist ein Konzept-Album - ein lebendiges Symbol für die Menschheit, ihre Psyche und ihren Zyklus im Universum. Seit der Gründung im Jahr 2014 haben sich Livløs als donnernde Kraft im Death Metal-Business bewiesen. Was mit ihrem zutiefst persönlichen Debütalbum «Into Beyond» (2018) begann, das eine Zeit schwerer Kämpfe schildert, entwickelte sich technisch weiter und kam in Form des Zweitlings «And Then There Were None» (2021) unters Volk. Nach dieser Veröffentlichung gingen die Dänen ausgiebig auf Tournee, um ihren Sound auch einem Live-Publikum zu präsentieren. Dabei waren sie äusserst kreativ und haben trotz eines vollen Tournee-Plans keine Gelegenheit zum Schreiben neuer Songs ausgelassen.
Bereits 2022 begab sich die Truppe mit dem Produzenten Jacob Bredahl in Aarhus (Dänemark) ins Studio, um das neue Werk aufzunehmen. Nun ist die Zeit gekommen, und Livløs können endlich ihr drittes full-length Album vorstellen. Musikalisch zeugt das Album von einem weiteren Reifeprozess der Band. Nebst den teils melancholischen, grandiosen Melodien und progressiver Musikalität, ergänzen die Prog-Elemente nun stark die Musik auf «The Crescent King». Da Livløs ihren musikalischen Ehrgeiz und ihre verschiedenen Einflüsse stets in einer einzigen Vision ausleben, kommuniziert der Fünfer auch gekonnt seine Sicht auf die Menschheit. So ist «The Crescent King» ein musikalisches Symbol für die Menschheit mit all ihren Aspekten.
Es ist die Geschichte eines Königs, der durch Raum und Zeit reist, auf der er die Geheimnisse seiner selbst und der Menschheit entdeckt. Stilistisch spielt die existenzielle Weltraum-Odyssee in einem fantasievollen mittelalterlichen Setting, in dessen Schatten ein Hauch von Lovecraft'schem Horror lauert. Livløs' grossartiges Drittwerk wurde schliesslich von Brad Boatright (Obituary, Suicide Silence, Nails) gemastert und trägt ein Artwork von Eliran Kantor (Testament, Bloodbath, Kreator). Mit «The Crescent King» haben die Dänen ein Werk geschaffen, das brachial und dennoch abwechslungsreich ist. Es ist eine Platte, die berauscht, wenn man ihr die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Moderner Death Metal at its best!
Oliver H.
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Der ehemalige Frontmann von Torch, die vor vier Jahren mit «Reignited» ein ganz ordentliches Heavy Metal Album veröffentlicht hatten, verabschiedete sich zwei Jahre später mit dem offiziellen Live-Album «Live Fire» von seiner einstigen Wirkungsstätte. Nun hat der Schwede Östen Bidebo alias Dan Dark, zusammen mit Dave Talon (Poor Little Things) und Drum-Ikone Snowy Shaw ein neues Album eingespielt.
Manchmal kommt das eine per Zufall zum anderen, doch unter Freunden und Fans voneinander, was die drei Protagonisten sind, kann es schnell gehen. Was die drei Musiker letztlich zusammen gebracht hat, liegt mir zwar nicht vor, aber das Info-Sheet lässt durchblicken, dass hier zum Solo-Debüt von Dan Mucke für Fans der alten Accept, Krokus, Rose Tattoo, Motörhead, AC/DC, Torch und Hard'n'Heavy allgemein auf dem Menü-Plan steht. Das schraubt die Erwartungen auf dem Papier schon mal in ungeahnte Höhen hinauf, und für solch eine Ankündigung muss dann schon einiges Fleisch am Knochen sein!
Bezüglich dem Umstand, dass wir hier grundsätzlich vor einer full-lenght Veröffentlichung sprechen, stehen die acht Songs mit einer Spieldauer von nur etwas mehr als einer halben Stunde allerdings schon auf dem Prüfstand, bevor überhaupt ein Ton davon gespielt wurde! Darum gleich ran an den Speck mit dem Opener «Scream For Rock And Roll», der nach einem kurzen Intro den Karren mit bratzendem Gitarren-Sound anschiebt und sich in der Tat bei den oben erwähnten Bands individuell unterbringen lässt. «Bring Down The Wall», die erste Single, die Ende April nur digital veröffentlicht wurde, bläst ins gleiche Horn.
Zu Beginn mit der Rhythmik vom Heart-Kracher «Barracuda» versehen, dringt neben den schneidenden Vocals von Master Dark, die etwas an Mark Tornillo (Accept, Ex-TT Quick) erinnern, vor allem das filigrane Drum-Spiel von Snowy voll durch. Gitarrist Dave, der auf der Scheibe auch den Bass und vereinzelte Keyboard-Parts eingespielt hat, bringt dabei seine Saiten konstant zum Qualmen und lässt die Fensterscheiben erzittern. Ebenso keine Gefangenen macht die zweite Single «Bittersweet», wo die Hobelspäne mit Vibes von Lemmy & Co. zuhauf auf den Boden fallen. Die erste Halbzeit überzeugt somit ohne Ausfall.
Mit der dritten und letzten Single «Seventeen And High» wird die Seite B der LP eröffnet und schliesst nahtlos an die vorangegangenen Rocker an. Die Schluss-Triplette leitet «The Circle Of Fire» ein, wo man sich erneut entscheiden muss, nach was das Ganze, also wie welche zu vergleichende Combo, klingt. Bei «Trouble Is My Name» lassen sich hierzu zum Beispiel auch The Almighty nennen, und beim leider bereits abschliessenden «The World Before My Eyes» ist zuerst nochmals das gleiche Intro wie am Anfang zu hören, bevor die Scheibe "bluesig" ausklingt. Aktuelle Fans von Victory müssen hier ebenso zulangen!
Rockslave
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Die Geschichte der Band aus Schaffhausen reicht bis ins Jahr 2005 zurück und gipfelte 2008 mit der Veröffentlichung des Debütalbum «Trail To Doomsday». Danach konzentrierte sich ein Grossteil der Band auf Cobra Death, mit welchen man es auf 2 EP’s brachte. Nun ist der Fünfer zurück und präsentiert mit «Greatest Hits» das zweite Album, wobei THE REDNECK ZOMBIES selbst von einer EP sprechen, bei der die sechs Songs es auf über 34 Minuten Spielzeit bringen.
Die Jungs haben den Titel übrigens gewählt, weil sie überzeugt sind, sechs starke Songs komponiert zu haben. Es handelt sich also weder um eine Zusammenstellung, noch um altes Material. Stilistisch haben wir es hier um eine potenzielle Dying Victims Band zu tun, dieses Label wäre wie geschaffen für die Zombies. Stark beeinflusst von der NWOBHM, kombinieren sie den Sound mit Black Metal, Punk und Thrash. Mit dem Opener «Smoke, Fire And Lightning» und dem darauffolgenden «Steel On Steel» startet man stark und mit mächtig Schmackes. Die fiesen Vocals von Sänger Benno Herzog ergänzen sich prima mit den Achtzigern-Riffs von Daniel Gysel und Patric Rubli. Nach dem eher gemächlichen «Steel On Steel» zieht man das Tempo mit «Satanic Panic» wieder an, wobei der Song an der Stelle vor allem durch die Melody-Line der Gitarre überzeugt.
Die zweite Seite ist keinen Deut schlechter und hat mit dem stampfenden «Black Realm» (mit kurzem Schlagzeug-Tribut an Slayer’s «Reign In Blood») und dem ruhig startenden, dann an Maiden erinnernde Instrumental «Pandaemonium» weitere Kauf-Argumente am Start. Mit dem zähen, achtminütigen Doom-Monster «B.E.A.M.» endet diese kurzweilige Scheibe auch schon, und man kriegt Lust, das Ganze gleich nochmals abzuspielen. Oha, da haben die Redneck Zombies aber einen rausgehauen. Die Produktion, welche übrigens im bandeigenen "Studio Annemarie" eingespielt wurde, besitzt einen rauen Oldschool-Charme, lässt sich aber problemlos auch auf der heimischen Stereoanlage gut anhören. Wer Bands wie Knife, Midnight oder Hellripper mag, sollte den Jungs definitiv eine Chance geben. Zu haben ist die LP oder Kassette direkt bei der Band über Bandcamp.
Rönu
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Die englischen Thrasher von SOLITARY sind mit ihrem fünften Studio-Album zurück, um der Welt zu zeigen, was sie von der momentanen Weltlage hält. Zugegeben, ich kannte die Band bis dato nicht, was angesichts der Tatsache, dass Solitary bereits seit 1994 ihr Unwesen treiben, erstaunlich ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Briten sich immer wieder längere Auszeiten gönnen, denn eine Handvoll Alben in dreissig Jahren ist nicht wirklich viel.
Dabei besitzen Solitary durchaus das Potenzial, in der Beliebtheitsskala zu klettern. Das beweisen die neun Songs und der Bonustrack, der aber auf CD und Vinyl jeweils ein anderer ist. Wer Thrash der Machart von Testament mag, kommt schon beim Opener und Titeltrack auf seine Kosten. Die Stimmfarbe von Shouter Richard Sherrington erinnert mich dabei an eine Mischung aus Mille (Kreator) und Chuck Billy. Der zweite Song schimpft sich «Settle Scores The Old Way» und kann vor allem mit seinen groovigen Parts im Refrain glänzen.
«Bury It Now» klingt nach Slayer und ist eine klassische Thrash Abrissbirne. Solitary klingen nach alter Schule und erfinden das Rad zwar nicht neu, aber das abwechslungsreiche Songwriting, die messerscharfen Riffs und die starken Vocals machen «Embrace The Darkness» zu einer runden Angelegenheit. Wer Bock auf eine kurzweilige Thrash Abreibung hat und neben den schon genannten Bands auch Artillery oder Tankard mag, dem sei dieses Album ans Herz gelegt.
Rönu
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«Every Bridge Burning» ist das dritte Album der Crust/Grindcore Formation NAILS. Sie stammt aus den USA und ihre neue Platte wird, unter Fans des Genres, mit viel Spannung erwartet.
Schon der Vorgänger «You Will Never Be One Of Us» aus dem Jahr 2016 war ein wahrhaftiges Grindcore, Powerviolence und Hardcore Monster, das nun seinen Nachfolger sucht. Mit neuem Line-up und der Erweiterung auf vier Mitglieder (der Gitarrist von Ulthar/Ex-Vastum) bringen Nails neue Songs, die keine Fan-Wünsche offenlassen. Achtzehn Minuten hirnfräsendes Material, verpackt in zehn Songs. Da ist die Rechnung schnell gemacht. Wie immer, setzen Nails auf klangliche Extreme und intensive Aggression.
Doch im Gegensatz zu vielen ähnlichen Bands haben Nails es verstanden, diese gewalttätigen Tendenzen in ihren Tracks zu kanalisieren. «Every Bridge Burning» ist ein Knäuel grausamer Energie. Die tödlichen Riffs knüppeln und zermalmen, während die strafenden Drums einfach alles zerstören. Es ist ein explosiver Cocktail aus bösartigem Geballer und mörderischem Groove, alles verbunden mit giftigem Gesang, der bissiger ist denn je. Obwohl ihr letztes Album bereits acht Jahre zurückliegt, fühlt sich «Every Bridge Burning» so an, als wären Nails nie weg gewesen.
Der Vierer hat seinen Sound zwar an einigen Stellen erweitert - man hört Einflüsse von Converge, Motörhead, Speed Metal und anderen - aber letztendlich ist dies ein Nails-Album (mit einer etwas metallischeren Kante), so brutal und böse, wie man es erwarten würde. Die zusätzlichen Stilrichtungen machen die Platte noch irrer, als sie es sonst schon ist. «Every Bridge Burning» ist wild und unbarmherzig, sprich der Sound einer Band, die zu dem zurückkehrt, was sie am besten kann! Ich muss mich erst einmal davon erholen.
Oliver H.
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Nun ja…, der Anfang reisst mich schon mal leider nicht wirklich mit. Legt zwar eine etwas flottere Sohle aufs Parkett als die meisten anderen Tracks (dazu später mehr), aber der Sänger…, klingt wie kurz vorm Einschlafen. FOSTERMOTHERs Mucke mag ja ganz nett und schön sein, aber mich persönlich ödet das nach kürzester Zeit enorm an.
Klar, man will eher in Richtung Doom tendieren, jedoch mit einer Alternative-Schlagseite. Kann man machen, allerdings fehlt sowohl die Schwere von Doom Metal wie auch die eher leichtere Seite von Alternative. Am ehesten liegt der Vergleich bei Bands wie Alice In Chains oder auch Memory Driven. Vom Gesang her kann man eventuell noch Brian Molko von Placebo hinzuziehen, allerdings legt dieser viel mehr an Emotionen an den Tag.
Kommen wir nun zu den Tracks beziehungsweise den nachfolgenden – die meisten sind wie der erste, nämlich teilweise etwas rockig-metallisch, werden aber durch den monotonen Gesang zu Boden gerissen. Ein paar wenige Tracks vermögen einen gewissen Drive an den Tag zu legen und käme wirklich gut, wenn man einen anderen Sänger am Start hätte. Summa summarum: Wer einen kruden Mix aus den genannten Bands mit monotonem Gesang will, der bekommt bei Fostermother seine Packung geliefert. Allen anderen, auch Doom-affinen Zuhörern, dürfte die ganze Chose aber zu belanglos und eben öde erscheinen. Geschmackssache!
Toby S.
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Unglaublich, wie viele Stoner Rock Bands diesen Monat mit neuen Alben um sich schmeissen. Auch die Norweger von SLOMOSA gehen diesem Stil nach, nur dass sich der Gesang von Benjamin Berdous etwas von seinen Genre-Kollegen unterscheidet.
Die treibenden Riffs ähneln sich in etwa von anderen Bands, aber die Stimme ist melodiöser und klarer. Man höre «Rice». Variabel kann er auch, mal laut, mal gefühlvoll, nur eben mit klarer Stimme. Das gefällt sehr, denn so verfügen die Songs sogar vielfach über Ohrwurm-Charakter. Damit werden Slomosa wohl bald die grossen Bühnen rocken. Auch «Red Thundra» ist ein Track mit treibenden Gitarren und Drums dazu, und der am Anfang zusätzliche Gesang von Bassistin Marie Moe klingt echt stark. Auch hier finden sich natürlich wieder massig Gitarren-Riffs, die an (na, an wen wohl?) Mr. Tony Iommi himself erinnern!
Beim fetten Riff von «Battling Guns» kommen sogar Parallelen zu Volbeat auf, ja sogar der Gesang erinnert etwas an die Dänen. Auch überzeugend der Rausschmeisser «Dune», wiederum mit geilem Riffing und der mit Akustikgitarren-Einschüben mitreisst. Dürfte live voll abgehen! Solmosa heben sich meiner Meinung nach von üblichen Stoner Rock Bands ab. Sie klingen abwechslungsreicher, bringen coole Ideen in ihre Nummern ein, sind eingängiger und vielschichtiger. Und eben der gute Gesang trägt auch viel dazu bei. «Tundra Rock» ist definitiv ein sehr cooles Album geworden.
Crazy Beat
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Dass MICHAEL SCHENKER in den siebzigern Jahren mit UFO eine musikalische Revolution losgetreten hat, weiss der belesene Musik-Kenner. Hier veröffentlicht der sensible Gitarrist nun seine grössten Hits von UFO, unterstützt durch ganz viele Gastmusiker.
So singt Europe Stimme Joey Tempest «Only You Can Rock Me», Joe Lynn Turner «Doctor Doctor» oder Erik Grönwall intoniert «Mother Mary». Übel wird es, wenn sich Axl Rose durch «Love To Love» quäckt und auch Stephen Pearcy bei «Shoot Shoot» nicht gerade eine Göttergabe abliefert. Grossartiges Kino folgt dafür als Ausgleich mit Jeff Scott Soto und John Norum bei «Lights Out». Die Hits sind noch immer Klassiker vor dem Herrn, wurden aber teils schon von bedeutend besseren Sänger wiedergegeben. Eigentlich hätte ich mich mehr auf eine Scheibe mit neuem Material von Mister Schenker gefreut, denn diese hier lässt einige Fragen unbeantwortet. Interessant auch, dass man einzelne Sänger nicht sofort erkennt, obwohl sie eigentlich durchaus starke wie wiedererkennbare und eigene Stimmen haben (wie zum Beispiel Dee Snider bei «Natural Thing»).
Tinu
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«Excessive Guilt»ist ein explosives Album mit elf prägnanten Songs und einer sehr kurzen Spielzeit von ungefähr zwanzig Minuten. Das neue Album von ist unglaublich packend, weil THROWN es geschafft haben, klassische Hardcore-Elemente mit modernen zu kombinieren.
Jedes Lied ist exakt und es erscheint kein Takt überflüssig. «Excessive Guilt» ist ein Album, das man sich immer wieder anhören möchte, weil es schwere, eingängige Melodien und einen fantastischen Groove kombiniert. Die Verwendung von elektronischen Beats in einigen Tracks ist besonders auffällig und stellt einen idealen Gegensatz zum brutalen Hardcore dar. Die Texte sind düster und vermitteln Emotionen von Wut und Verzweiflung.
Diese werden durch den konstanten Gesangston und den hervorragenden Fluss der Shouts noch betont. Buster Odeholms Produktion ist umfangreich und passt perfekt zur Musik, wodurch Thrown auch live auf der Bühne eindrucksvoll präsentiert werden. Insgesamt ist «Excessive Guilt» ein in sich stimmiges Album, das trotz seiner Kürze einen bleibenden Eindruck hinterlässt und als eines der brutalsten Releases des Jahres gilt.
Roxx
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«Infinite Reminiscence» ist ein kühner Ausflug in die Welt des Deathcore, angereichert mit Nu Metal und elektronischen Elementen. Die Band, die ursprünglich als Solo-Projekt begann, hat sich zu einem Quintett entwickelt, das mit dieser Veröffentlichung seine erste markante Spur hinterlässt.
Die sechs Tracks der EP, darunter "Distant Roads" und "Breathless", bieten eine aggressive und moderne Klanglandschaft, die sicherlich live ihre Stärke zeigen wird. Trotz der kurzen Spielzeit der EP ist das Potenzial der Band unverkennbar. Obwohl einige Kritiker die Einfachheit der Struktur und das Fehlen von musikalischer Innovation bemängeln, steht ausskönnte.
Roxx
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HOUSE OF LORDS gehörten in den in den Endachtzigern zu den angesagtesten Bands und liessen den Stadion Rock nach amerikanischem Vorbild hochleben. Auch wenn sich das Band-Karussell immer wieder drehte und sich Musiker wie Doug Aldrich, Tommy Aldridge, Chuck Wright, Ken Mary und Lanny Cordola die Klinke in die Hände gaben, so war es immer die Stimme von James Christian, der die Geschichte der Truppe lenkte (auch wenn die Band von Gregg Giuffria gegründet wurde).
Die aus Giuffria hervorgegangene Truppe hatte schon mit dem Debüt-Album und der Schmuseballade «Love Don't Lie» (eine Nummer von Stan Bush) einen monumentalen Hit in den eigenen Reihen. Aber auch das flottere «I Wanna Be Loved» fand tausende von Anhängern, bis sich die Combo nach sechs aktiven Jahren 1993 auflöste. Seit 2000 ist James wieder mit dem Haus der Lords am Musizieren und veröffentlichte Wunder-Alben wie «World Upside Down» (2006), «Come To My Kingdom» (2008) und «Big Money» (2011).
Mit dem Sänger konnte ich zudem ein sehr emotionales und bewegendes Interview führen, als er sich gerade mit dem ausgebrochenen Krebs herumschlagen musste. Dass er noch so viel Musik wie nur möglich veröffentlichen wollte, war verständlicherweise eines seiner erklärten Ziele. Dabei blieben aber bei den beiden letzten Streichen «New World ~ New Eyes» (2020) und «Saints & Sinners» (2022) die ganz grossen Momente aus. Mit gemischten Gefühlen ging ich deshalb ans Anhören von «Full Tilt Overdrive», um danach gnadenlos überrascht zu werden.
James hat es tatsächlich fertiggebracht, zusammen mit seinem Langzeit-Gitarristen Jimi Bell und den beiden neuen Mitstreitern Mark Mangold (Keyboard) und Johan Koleberg (Drums), eine weitere tolle Scheibe zu veröffentlichen, die nahtlos an die glorreichsten Zeiten der Band anknüpfen kann. Schon der Opener «Crowded Room» überzeugt mit den bekannten Stadion Rock Vibes und geizt auch nicht, wie bei «Don't Wanna Say Goodbye» unschwer zu erkennen ist, mit emotionalen Momenten.
Gänsehaut erzeugend auch die Stimme von Robin Beck (Ehegattin von James) bei «Castles High», welches den Zuhörer mit einem majestätischen Flair aus den Boxen in eine andere Welt mitnimmt. Hier auf «Full Tilt Overdrive» wird wieder Hard Rock geboten, der nicht wie ein monotoner Einheitsbrei daherkommt, sondern durch ausgeklügeltes Songwriting, bombastische und rockige Chöre überzeugt und James wieder dahin zurückbringt, wo er und House Of Lords hingehören, nämlich zu den absolut Besten ihres Genres.
Tinu
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STEVE HOWE, der Gitarren-Zauberer von Yes, wartet hier mit vierzehn Instrumental-Songs auf. Damit bleibt die Arbeit am Nachfolger von «Love Is» von 2020 in der Familie, heisst während sein Sohn Dylan das Schlagzeug einspielte, kümmerte sich Howe Senior um Gitarren, Bässe, Keyboards sowie Produktion und den Mix.
Der 77-Jährige hat offensichtlich das Keyboard für sich entdeckt und lässt das voll in die instrumentalen Songs einfliessen. Die meist kurzen Nummern, zwischen zwei und dreieinhalb Minuten dauern, schippern hauptsächlich in ruhigeren Gefilden. Das wunderbare «Up Stream» zeigt mal wieder, wie gefühlvoll Steve zu spielen vermag. Die Spielereien auf der Gitarre sind manchmal fast meditativ, sprich man lauscht den Klängen, lässt sich in Steves Welt entführen und wird von der Ruhe definitiv mitgezogen. Vor allem bei Songs wie «Passing Thoughts», eine sehr schöne Nummer.
«Spring Rhyme» hat trotzdem, obwohl es instrumental ist, natürlich auch Klänge von Yes zu bieten, und hier würde Johns Gesang gut dazu passen. Mir gefallen besonders die Tracks, bei denen Steve so wunderschön gefühlvoll Gitarre spielt, wie bei «Equinox». Das von Keyboards dominierte «Gone West» könnte glatt auf einem Werk von David Gilmour zu finden sein. Auf jeden Fall zeigt Steve hier auf «Guitarscape» einmal mehr seine ruhige Seite. Ich finde das Ganze, auch wenn hier alles nur instrumental ist, kurzweilig und eben sehr entspannend zum Anhören, wunderbar.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/SSTcPQGLWWg
Ist das Pandemie-Projekt THEIGNS AND THRALLS von Skyclad Sänger und Gitarrist Kevin Ridley jetzt erwachsen geworden? Diese Frage kann man sich beim Zweitling stellen, denn waren beim Erstwerk von 2022 insgesamt rund 25 Musiker (!) aus Bands wie zum Beispiel Ensiferum, Korpiklaani oder Cruachan zu hören, ist daraus jetzt eine Band mit fünf Musikern herausgewachsen.
Diese zelebrieren nun einen Mix aus tanzbaren Folk-Elementen und mal sanfterem und mal härterem Rock. Das sorgt für Atmosphäre, Stimmung und viel Abwechslung. Da wähnt man sich beim Anhören von «Keep And The Spire» in einem Pub, dann an einem Lagerfeuer und schliesslich in einer schamanischen Zeremonie. Das alles hat Klasse, transportiert grosse Spielfreude und würde jedes Festival auf hervorragende Art und Weise bereichern. Zumal hier nicht einfach durchgerockt wird, sondern immer wieder ruhigere Momente eingebaut sind, die dann die härteren Stellen noch intensiver erklingen lassen.
Dazu gibt es Lieder wie den «Pagan Song», wo man sich langsam steigert und schliesslich in einem stürmischen Gitarren-Solo den Höhepunkt findet. Das erinnert gar etwas an Schandmaul mit englischen Texten. Wobei Theings And Thralls in den harten Teilen noch etwas mehr Gas geben. «Keep And The Spice» klingt bei allen Folk-Spielereien erstaunlich live und könnte wohl auch exakt so von der Bühne erschallen. Da würde es für die gleiche gute Stimmung sorgen, wie sie auch in die heimischen Stuben transportiert. Fragt sich nur, ob Theings And Tralls eine ernsthafte Konkurrenz für Skyclad werden und ob Kevin Ridley auch künftig seine Energie in beide Gruppen stecken wird.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/QMdnpT9_kpI
Alle vier bis fünf Jahre trifft sich Bandgründer Ravn mit seinen Bandkumpels, um dem Black Metal, der Anfang der Neunziger für Furore sorgte, zu huldigen. Ravn gefiel damals die Kommerzialisierung und die Verwässerung mit zum Beispiel Synthesizern gar nicht: "Es fing an, alles zu verlieren, was mir am Black Metal gefiel – die Düsterkeit, die Unheimlichkeit, die ursprünglichen Gefühle, die mich faszinierten." so der Sänger.
Es ist nicht so, dass ich 1349 bisher nicht kannte, aber irgendwie hat es trotzdem nie "Klick" gemacht. Mal schauen, ob sich das mit dem achten Studio-Album der Norweger ändert. Der Opener «The God Devourer» ist dazu schon mal ein guter Schritt. Hypnotisierende Riffs und der Gesang von Ravn geben dem Song die Richtung vor, welcher in einem einprägsamen Refrain mündet. «Shadow Point» ist atmosphärischer und begeistert mit diversen Tempo-Wechseln. Das es die Band aber auch rasend mag, zeigen die Abrissbirnen «Inferior Pathways» oder «Obscura».
In der Tat ist «The Wolf And The King» ein Tribut an die grossen Black Metal Bands wie Dark Funeral, Mayhem oder Marduk. Dabei schaffen es 1349 brutale und düstere Musik mit einer schier unglaublichen Eingängigkeit zu verbinden. Damit eignet sich das Album eigentlich perfekt dazu, um Anfänger in den klassischen Black Metal einzuführen, was aufgrund der Tatsache, dass man über dreissig Jahre nach der ersten Welle noch solche Songs komponieren kann, ein riesiges Kompliment ist.
Rönu
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Die selbsternannten Erfinder des Dwarf-Metals melden sich mit ihrem sechsten Album zurück, pünktlich zur anstehenden Tour mit Powerwolf und HammerFall. Die Italiener hatten mit «Diggy Diggy Hole» im Jahr 2019 ja einen Megahit und haben seither die Zwergen-Attitude noch erhöht. Am Rezept wird auch auf «Trollslayer» nicht geschraubt, weshalb man schon nach einem Durchgang eine Kaufempfehlung für alle Fans von WIND ROSE aussprechen kann.
Wer bisher nichts mit dem epischen und oft etwas folkigen Power Metal der Truppe was anfangen konnte, kann sich die Hörprobe gleich sparen. Eingängige Refrains und flotte Melodien sind das, was Wind Rose gut können, und das beweist schon der Opener «The Dance Of The Axes». Mit «Rock And Stone», der ersten Single, hat man einen todsicheren Live-Knaller geschrieben, welcher sich sofort im Gehörgang festsetzt. Böse Zungen reden hier von Schunkel-Metal, und sie haben natürlich nicht unrecht. Wind Rose wollen aber Spass haben, und davon ist wieder genug auf der Scheibe zu finden.
Beispiele wie der Titeltrack oder «To Be A Dwarf» festigen das Image der Band weiter. Dass man aber in der Lage ist, auch etwas weniger fröhliche Lieder zu schreiben, zeigt das abschliessende «No More Sorrow», mit über sieben Minuten Spielzeit gleichzeitig das längste Stück. «Trollslayer» ist eine gute Power Metal Scheibe für Fans von HammerFall, Brothers Of Metal oder Alestorm. Die Stimme von Sänger Francesco Cavalieri besitzt zum Glück über so viel Wiedererkennungswert, dass man sich trotzdem von den oben genannten Bands unterscheidet. Produktionstechnisch ist alles im grünen Bereich, weshalb ich von einem stimmigen Gesamtpaket berichten kann.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/ykqyLX4PUao
War das Vorgänger-Album «Sangue Cassia» der portugiesischen Band SINISTRO noch sehr stark durch den charismatischen Gesang von Patricia Andrade geprägt, ist nun an ihrer Stelle Priscila Da Costa (Ptolemea) nachgerutscht.
«Amargura» ist sehr melancholisch ausgefallen, aber der charismatische Gesang fehlt schon ein wenig, und Fado wird nicht mehr so zelebriert. Die Einzigartigkeit ist ebenfalls weg, und nun wird trauriger Dark Metal geboten. Die Songs sind allesamt zu lang ausgefallen, was dann eine gewisse Belanglosigkeit nach sich zieht. Wie ein Beitrag zum ESC, hört sich «Elegia» an, und so wird simpler Dark Metal auf portugiesisch dargeboten. Mit einem heimatlichen Chanson namens «Pontas Solas» geht es melancholisch in die nächste Runde. Leider plätschert das Ganze sehr energielos dahin.
Dramatisch geht es dafür mit «O Equivocado» zu und her. Das ist bis jetzt die interessanteste Nummer! Mit der traurigen Ballade «Perfeita Encençao» geht es anschliessend ereignislos weiter. Und zum Schluss wird mit der nächsten Ballade nachgedoppelt, und so markiert «Templo Das Lagrimas» ein unspektakuläres Ende. Sinistro haben mit dem Sängerinnen-Wechsel leider einiges an Terrain eingebüsst, und deshalb ist «Vértice» nur ein mittelmässiges Album geworden!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/0lQ6bARaOsI
FIRTANs neuestes Album «Ethos» markiert eine bemerkenswerte Abkehr von ihren Pagan Metal Wurzeln und präsentiert die Band als eine reife Black Metal Formation, die mit Elementen des Post Metal spielt.
Die baden-württembergische Truppe zeigt auf ihrem neuen Werk ein ausgefeiltes Songwriting, das frei von Klischees ist und eine beeindruckende Vielfalt an musikalischen Strukturen bietet. Die Verwendung der Violine verleiht dem Album eine einzigartige Note und trägt zu einer kraftvollen, doch trostlosen Atmosphäre bei. Trotz der Länge der Songs bleibt das Album durchgehend fesselnd und offenbart bei wiederholtem Hören immer wieder neue Details. Besonders hervorzuheben ist die zeitgemässe Interpretation des Black Metal, die Firtan auf «Ethos» gelungen ist, ohne dabei ihre Authentizität zu verlieren.
Es ist ein Album, das sowohl die rohe Schönheit des Genres hervorhebt als auch durch seine dynamischen und melodischen Passagen besticht. «Ethos» ist ein Beweis dafür, dass Black Metal immer noch frisch und relevant klingen kann und dass Firtan eine Band ist, die es versteht, sich weiter zu entwickeln und dabei ihre musikalische Identität zu bewahren.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/IThzKDuhSr0
RISING INSANE haben mit ihrem Album «Wildfires» ein beeindruckendes Werk geschaffen, das sowohl die Vergangenheit der Band, als auch die unbegrenzten Möglichkeiten der Zukunft umarmt.
Mit elektronischen Elementen, die sie ihrem etablierten Post Hardcore und Metalcore-Sound hinzugefügt haben, haben sie etwas geschaffen, das sowohl langjährige Fans als auch Neulinge zufriedenstellen wird. Das Album startet mit dem Song «Reign» voll durch und zeigt gleich, wo es langgeht. Die Single «Monster» konzentriert sich auf das Wesentliche, während «Lighthouse» der stärkste Song des Albums ist und von Fans sowie Kritikern hochgelobt wird. Im Laufe des Albums wagen sich Rising Insane zunehmend aus ihrer Komfortzone heraus.
Mit metallischeren Gitarren und durchgehenden Synthie-Elementen geben sie dem Album einen kohärenten Rahmen. Die Band präsentiert sich auf «Wildfires» als gereifte Einheit, die ihre musikalische Identität gefunden hat und diese mit innovativen Elementen weiter entwickelt. Das Album überzeugt durch eine kraftvolle und eigenständige Note, die zeigt, dass Rising Insane bereit sind, ihre musikalische Reise fortzusetzen und neue Zuhörer-Schichten zu erreichen.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/cFkwytMuoUU
MY DILIGENCEs neuestes Album «Death.Horses.Black.» ist eine faszinierende Mischung aus Alternative und Post Metal, die sich durch ihre atmosphärischen Riffwände und den entrückt-hallenden Gesang auszeichnet.
Das Album beginnt stark mit den Titeln «Death», «Horses» und «Black», die mit schleppend-drückenden Rhythmen und gelegentlichen harschen Shouts in ihren Bann ziehen. Die Band aus Brüssel hat sich von früheren Werken wie «Sun Rose» (2019) weiterentwickelt und präsentiert eine klarere musikalische Ausrichtung, die allerdings auf Album-Länge nicht durchgehend Emotionen hervorruft. Trotz der handwerklichen Stärke und des anspruchsvollen musikalischen Ansatzes vermisst man die Höhepunkte, die etwa bei den Deftones oder Cult Of Luna zu finden sind. Dennoch kann «Death.Horses.Black.» mit einigen interessanten Nummern aufwarten, die bei Fans des Genres durchaus Anklang finden könnten.
Roxx
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Ich war lange "böse" auf Martijn Westerholt, der mir so zu sagen "meine Charlotte" bei Delain genommen hatte, als er im Februar 2021 die Bombe platzen liess. Seither sind auch schon wieder mehr als drei Jahre vergangen, und die Würfel wurden in beiden Lagern neu gemischt. Heisst Delain machen seither mit Ersatz Diana Leah im gleichen Stil weiter, während sich CHARLOTTE WESSELS hiervon, heisst musikalisch, weitgehend getrennt hat und nun neue Wege beschreitet.
Das Solo-Debüt «Tales From Six Feet Under», das noch 2021 erschienen ist, zeigte zunächst die völlige Abkehr von den früheren Zeiten, und auch bei der Fortsetzung davon, wo Charlotte in ihrem eigenen Studio mehr oder weniger alles selber eingespielt hat, blieb letztlich nur noch ihre wunderschöne, engelsgleiche Gesangs-Stimme übrig. Auf dem neuen Album sind die verzerrten Gitarren nun definitiv zurück und selbst symphonische Vibes erklingen wieder. Dies wird unter anderem mit Gastbeiträgen von Simone Simons (Epica) bei «Dopamine» und Alissa White-Gluz (Arch Enemy) bei «Ode To The West Wind» gewürdigt.
Allerdings dominiert jetzt, sprich stilistisch, eine deutlich hörbare, modern-alternative Grundausrichtung, die mir über die Gesamtdistanz nicht wirklich mundet. Immerhin vermag Charlotte nach wie vor den Unterschied auszumachen und brilliert mit gewohnt hammermässigen Vocals. Trotzdem bleibe ich künftig lieber der vergangenen Ära mit Delain treu und kann neben den grossartigen Studio-Alben vor allem mit «A Decade Of Delain - Live At Paradiso» (2017) nach Belieben in die guten alten Zeiten des stärksten Line-ups mit Merel Berchtold (g) eintauchen. Wer beides mag, sollte sich auch «The Obsession» zulegen.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/EF9bo5wp14E
Als Frontmann der Punk Band Biters war der gute TUK SMITH fast zehn Jahre unterwegs. Der Erfolg hielt sich in Grenzen und der, in Nashville ansässige Sänger und Songwriter beschloss unter seinem eigenen Namen weiter zu machen, beziehungsweise einen Neustart zu lancieren. Dabei blieb die Punk-Attitüde aber komplett auf der Strecke.
Mit «Rogue To Redemption» versucht man sich aber bereits zum zweiten Mal an einer durchaus interessanten Mixtur. Das Ganze basiert auf einem Fundament aus soften Hard Rock Klängen mit konstanter Glam-Schlagseite. Der erwähnte Punk-Einschlag ist nun einem Pop-Spirit gewichen. Das bedeutet, man besticht vielmehr durch Radio-Tauglichkeit den rebellischem Kick Ass Rock'n'Roll. Der Sound ist durchs Band knackig, wurde aber komplett glatt poliert. Ecken wie Kanten und vor allem der berühmte Dreck bleiben aussen vor. Songtechnisch kann man dafür durchwegs auftrumpfen, wenn auch nicht konstant.
Diverse Melodien bleiben hängen und besitzen eine hohe Halbwertszeit. «Blood On The Stage» ist ein Parade-Beispiel für Strukturen, die sich im Langzeit-Gedächtnis festzusetzen vermögen. Schwierig wird es beim Definieren der anzusprechenden Fan-Base, sprich Liebhaber von Punk und Sleaze sind es wohl eher weniger. Irgendwo zwischen Siebziger Glam und von Country angehauchten Bon Jovi sollte man sich hierbei aber wohlfühlen und mit der neuen Scheibe von Tuk Smith & The Restless Hearts warm werden.
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/oAP8h6U2-dM
«Lifa Iotungard (Live At Red Rocks 2021)» ist ein faszinierendes und einzigartiges Erlebnis, das die Zuschauer im Red Rocks Aphithetaer in Morrison, Colorado, in die tiefen Wurzeln der nordischen Mythologie und Spiritualität der Band HEILUNG eintauchen liess.
Der Konzert-Mitschnitt beeindruckt nicht nur durch die kraftvolle musikalische Darbietung, sondern auch durch die leidenschaftliche Verbundenheit der Band mit ihrer kulturellen Herkunft. Die Mischung aus traditionellen Instrumenten und modernen Klangelementen schafft eine hypnotische Atmosphäre, die das Publikum in ihren Bann zieht. Der ebenso kraftvolle wie eindringliche Gesang entführt die Zuhörer in eine andere Welt und lässt sie gedanklich in uralte Zeiten versinken. Die Verwendung mehrsprachiger Texte, die oft in alten Sprachen gesungen werden, verstärkt das Gefühl der Authentizität und verleiht dem gesamten Konzert einen mystischen Charakter.
Auch die visuelle Gestaltung der Live-Aufführung trägt zum Gesamt-Erlebnis bei. Atemberaubende Kostüme, kraftvolle Rhythmen und choreografische Elemente schaffen eine eindrucksvolle Imagination, die die Verbindung zur Natur und zu spirituellen Kräften offenbart. Die atemberaubende Kulisse des "Red Rocks" verstärkt diesen Eindruck, indem sie den majestätischen Klang der Band in die umgebende Landschaft integriert. Alles in allem ist das Ganze nicht nur ein Konzert, sondern ein kulturelles und spirituelles Ereignis, das die kreativen Grenzen der Musik erweitert. Ein Muss für alle, die sich für ethnische Musik und spirituelle Erfahrungen interessieren.
Roxx
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Sehr interessanter Progressive Metal, den uns hier die Griechen MOTHER OF MILLIONS hier präsentieren. «Inside» bringt eine starke Mischung von fetten Gitarren-Riffs, Synthie- und Keyboard-Einsätzen, dazu der klare, etwas spezielle Gesang von George Prokopiou. Genau der hebt sich ab von anderen Progressive-Shoutern. Nichts wirklich Neues, aber gute Mucke.
Bei allen neun Songs fehlt das übliche Double-Bass Drum-Gebolze gänzlich, was meiner Meinung nach echt erfrischend ist. Die Tracks kriegen dadurch mehr Tiefe, gut zu hören beim tollen Titeltrack. Der könnte wegen der interessanten Chöre glatt von Arjen Lucassen sein. Star One oder so. Die Dynamik in «Liminal», mal laut, mal leise gefällt gut und bringt die nötige Abwechslung wie Spannung mit. Auch nachzuhören beim mächtigen «The Line»: Cooles Gitarren-Riff, fliegendes Gitarren-Solo, leise Klavier-Klänge und dazu Chöre sowie die gefühlvolle Stimme von George Prokopiou.
Die Symbiose von Gitarre und Keyboard ist bei den meisten Songs ist klasse. Wenn George mal laut wird, erinnert er dabei ein wenig an Michael Poulsen von Volbeat. Die Griechen schaffen es, hier mit «Magna Mater» ein durchaus spannendes, melancholisches Werk zu präsentieren, das im Grossen und Ganzen von Georges Gesang lebt und durch seine Mitmusiker wunderbar ergänzt wird. Starker Genre-Rundling, der für die Zielgruppe interessant sein dürfte!
Crazy Beat
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BODYSNATCHER, die ihren Namen vom berüchtigten Grab- und Leichenschänder Edward "Plainfield Ghoul" Gein haben, kennen sich bestens mit Dunkelheit, Brutalität und Aggression aus. Seit ihrer Gründung 2014, liefern die Amis aus Florida ein Potpourri an wütender und extremer Musik. Die Kombination aus erdrückenden Breakdowns mit unheimlicher Atmosphäre, beissenden Riffs und Grooves, sorgt bei ihren Shows stets für Moshpits, die jede Venue dem Erdboden gleichmachen.
Die neue EP «Vile Conduct» ist eine weitere Demonstration purer Kraft, die einmal mehr beweist, dass Bodysnatcher aus konventionellen Genre-Zwängen ausbrechen, um einfach nur heavy zu sein. Die Besetzung mit Frontmann Kyle Medina, Chris Whited am Schlagzeug, Kyle Carter (Gitarre) sowie Kyle Shope am Bass scheint die richtige Formel zu sein, die seit den Alben «This Heavy Void» (2020) und «Bleed-Abide» (2022) Bestand hat. Mit diesen beiden Alben unterschrieb die Band nicht nur bei dem führenden Label MNRK Heavy, sondern unterstrich auch ihre Fähigkeit, erschütternd persönliche Geschichten, von Liebe und Verlust, mit rauer Aggression zu verbinden.
Seit «Bleed-Abide» hat das Quartett unermüdlich weitergearbeitet. Sei es durchs Touren mit Bands wie Hatebreed, Dying Fetus, Emmure oder We Came As Romans oder durchs Schreiben sechs neuer Songs. Diese haben sie in Form der brandneuen EP «Vile Conduct» auf diverse Rohlinge gebrannt. Die Tracks wurden vom legendären Will Putney (Fit For An Autopsy, END, Knocked Loose) produziert und erzählen persönliche Geschichten über Verluste durch Sucht und Drogen, verpackt in bitterer Reue und rücksichtsloser Aggression, für die Bodysnatcher prädestiniert sind. Von ihren frühen Anfängen, als einer der ersten Vertreter der USA für knüppelharte Breakdowns, bis hin zu einem der renommiertesten Heavy Metal Exporte des Landes, ist die Truppe ein unvergleichliches Beispiel für harte Arbeit, Hingabe und vernichtende Härte.
Oliver H.
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Wer in den zurückliegenden zwei Jahren befürchtet hatte, dass UFO-Frontmann Phil Mogg, einer der renommiertesten Rock-Sänger, nach dem Ende seiner Band UFO und zwischenzeitlich gesundheitlichen Problemen komplett von der Bildfläche verschwindet, wird nun erfreulicherweise eines Besseren belehrt.
Nach einer kurzen Pause des kreativen Durchschnaufens präsentiert der Engländer mit der markanten Stimme jetzt mit Moggs Motel seine neueste Band. Zusammen mit seinem langjährigen Partner Neil Carter (Gitarre, Keyboards, Gesang) hat er teilweise die neuen Songs komponiert. Aber keine Angst, Phil ist dem Hard Rock treu geblieben. Schnellere, knackige Rock-Songs wie «Sunny Side Of Heaven» gefallen sofort. Hierbei wird der Brite noch von einer mir unbekannten Sängerin unterstützt. Natürlich heben sich die Songs etwas vom klassische UFO-Sound ab, und da es sich bei den Stücken um Songs handelt, die Phil nicht auf ein UFO-Album packen konnte.
Und auch Neil Carter und Tony Newton öffneten ihre Schatzkisten, respektive steuerten eigene Ideen bei. So klingt zum Beispiel «Face Of An Angel» unüberhörbar nach AC/DC. «Princess Bride» geht hingegen als coole Metal-Nummer durch, und auch das mystische «Other People's Lives» ist ein starker Track. Der Sound ist wohl geblieben, heisst gewohnt trockene Drums, auch die Gitarren werden ohne grosse Effekte beigemischt, und das ist auch gut so. Man hört hier den gewohnten UFO-Sound mit coolen Hard Rock Songs, aber die Mucke ist anders. Phil Mogg ist zurück mit zwölf neuen, starken Rock-Songs, die frisch und knackig aus den Boxen rauschen.
Crazy Beat
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Die italienischen Symphonic Metaller VISION DIVINE öffnen mit dem neuen Album «Blood And Angels Tears» ein neues Buch mit verschiedenen Kapiteln, also eine neue Geschichte. Das aktuelle Werk stellt somit den ersten Teil dar. Wie viele davon geplant sind, geht aus dem Promo-Schreiben nicht hervor. Dafür, dass es lyrisch grob um einen Krieg zwischen Luzifer und Erzengel Michael geht.
Dieses Album funktioniert aber auch hervorragend, wenn man den Texten nicht folgt. Dafür ist die Musik schlicht zu mitreissend und trotz den vielen symphonischen Elementen und gelegentlich progressiven Schlenkern immer nachvollziehbar. Das funktioniert bereits mit der ruhigen Erzähl-Stimme beim Einstieg, die in ein meist stürmisches «The Ballet Of Blood And Angels Tears» mündet. Im Mittelteil offenbart dieses Stück plötzlich eine unglaubliche Dynamik, nur um kurz darauf einem treibenden Gitarren-Solo Platz zu machen. Das reisst mit und macht Lust auf den weiteren Verlauf des Albums. Und auch da wird man nicht enttäuscht, wobei Vision Divine weiterhin mit laut und leise sowie schnell und langsam arbeiten.
Dazu gesellen sich etwa beim schmissigen «Drink Our Blood» hörspielartige Elemente hinzu, während bei «When Darkness Comes» etwas Tempo weggenommen wird. Dieses Stück wirkt aber je nach Teil lieblich bis unglaublich bedrohlich und lässt einem mit einem auf italienisch gesprochenen Teil aufhorchen. Schön auch, wie Vision Divine im komplett ruhig gehaltenen, knapp zweieinhalb-minütigen «A Man On A Mission» eine melancholische Stimmung erzeugen. Hier leidet man mit dem Protagonisten mit.
Umso epischer wirkt danach «Go East», und man kommt wieder in den Genuss von intelligent komponierter Raserei, bevor «Lost» neue Aspekte vereint. Dieses Lied klingt episch und melancholisch zugleich. Es schliesst dieses Album mit einem wieder auf italienisch gesprochenen Teil würdig ab und macht gleichzeitig Lust auf den Nachfolger. Vision Divine ist mit «Blood And Angels Tears» ein kleines Meisterwerk gelungen, und damit setzen sie die Messlatte für ihre Mitstreiter im selben Genre sehr hoch an!
Roger W.
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Da sprüht jemand förmlich vor Tatendrang, denn «Death Devil Magick» ist bereits das dritte Album von SERVANT seit 2021. Inspiriert wurde das Teil von den Schriftstellern Charles Baudelaire (französischer Lyriker der durch die Gedicht-Sammlung Les Fleurs Du Mal bekannt wurde) und Friedrich Nietzsche (deutscher Philosoph des 19. Jahrhunderts). Musikalisch ist man eher melodiös und zugänglich unterwegs, und das trifft auch auf die Produktion zu, die keine Wünsche offenlässt.
Das mag für die elitäre Fraktion viel zu glattgebügelt daherkommen, aber die furiosen Gitarren-Melodien wie beim Opener «Temple» oder die Keyboard-Parts im gleich darauffolgenden «Sin» sorgen für eine schöne, gleichzeitig aber auch böse Atmosphäre. Dazu haben die Jungs ein gutes Händchen für abwechslungsreiches Songwriting. Da wird auch mal die Handbremse gezogen oder die Stimme ein wenig klarer eingesetzt, wie zum Beispiel beim Song «Death». Trotzdem ist das Album natürlich weit davon entfernt fröhlich zu sein, sondern bietet phasenweise knallharte Blast-Beat Attacken und brutale Screams.
Wer die Band live sehen möchte, dem sei übrigens der 10.10.024 in der Musigburg in Aarburg empfohlen, wo Servant im Vorprogramm von Ellende und Groza auftreten werden. In der Zwischenzeit kann man sich mit dem dritten Album der Deutschen ganz gut die Zeit vertreiben, denn die Qualität von «Death Devil Magick» ist wirklich hoch ausgefallen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/m1-qFzzGUDg
Wenn Deep Purple und Uriah Heep in den 2020er-Jahren noch gute Alben zu veröffentlichen vermögen, warum sollte das nicht auch für Sweet gelten? Wie bei Heep ist bei Sweet mit Gitarrist Andy Scoot nur noch ein Mitglied der Ur-Besetzung übrig. Der grosse Unterschied zu den beiden erstgenannten Bands ist allerdings der Umstand, dass die einstige Hit-Band («Fox On The Run», «The Ballroom Blitz», «Teenage Rampage») aktuell nur noch kleine Brötchen bäckt.
Mit dem neuen Album sind seit «Identity Crisis» (1982) gerade mal vier Studio-Scheiben mit jahrelangen Pausen dazwischen (1992, 2002, 2012 und jetzt 2024) erschienen. Dazu kamen diverse Line-up Wechsel, die der Kontinuität auch nicht förderlich waren. So zehrte man bei Konzerten in erster Linie von den alten Hits, und davon gibt es ja genug. Das Songmaterial der letzten Jahre setzte dann halt keine weiteren Höhepunkte ab, obwohl der einstige Frontmann Peter Lincoln, der auch eine Weile bei Sailor war, satte dreizehn Jahre lang keine schlechte Figur abgab und ab 2019 durch Paul Manzi abgelöst wurde.
Letzterer war ja unter anderem von Cats In The Space (2015 bis 2019) und Arena (2010 bis 2020) verpflichtet worden. Mit «Full Circle» wurden nun eigentlich "Andy Scott's Sweet" wiederbelebt. Wer jetzt aus dem Lager der Altfans hoffte, dass wieder die gesanglichen Trademarks der früheren Jahre dominieren, wird beim neuen Material kaum was davon finden. Wüsste man nicht vom Cover her wer hier zugange ist, käme kaum wer, wenn überhaupt, darauf, dass es sich hier um Sweet handelt. So bleiben unter dem Strich ein paar gute Rock-Nummern übrig, darunter der flotte Opener «Circus» oder «Burning Like A Falling Star.
Der Rest gehört mehr oder weniger in die Kategorie Melodic / Classic Rock («Don't Bring Me Water», «Changes» und weitere). Stimmungsmässiges Highlight und immerhin mit etwas Flair der alten Sweet versehen ist das halbballadeske «Everything» oder «Defender», wo mitunter auch die Gitarren-Arbeit von Andy heraussticht. Voll punkten kann danach auch «Rising Up», wo sich vor allem Paul Manzi glänzend in Szene setzt. Es ist auch dessen Verdienst, dass sich die eher cheesige Nummer «Fire In The Heart» dennoch über die Ziellinie rettet. Insgesamt sollte das Ganze aber nicht unter dem Banner von Sweet laufen.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/tZkpK7O_ss8
Nun gut, ich liebe die beiden Scheiben «No Fuel Left For The Pilgrims» und «Riskin' It All» über alles, und die Musik von diesen Scheiben hat sich in meine Haut eintätowiert. Danach haben sich die Dänen um den singenden Gitarristen Jesper Binzer immer wieder musikalisch neu erfunden, was man gut oder schade finden konnte.
Eines muss man dem Quartett aber zugute halten, nämlich dass das Musiker-Karussell selten zum Drehen kam und nun schon seit Jahren (1999) in der Besetzung Jesper, Jacob Binzer (Gitarre), Stig Pederson (Bass) und Laust Sonne (Drums) musiziert wird. Mit dem dreizehnten Studio-Album rocken die Nordländer wieder bedeutend fokussierter los und gehen den vorgezeichneten Weg, welchen der Vorgänger «A Prayer For The Loud» bereits eingeschlagen hat, sehr konsequent weiter.
Dabei kommen die schwerfälligen, leichten Country-Parts («The Ghost») wieder zum Einsatz, wie auch die nur noch mit feinen, modernen Klängen untersetzten Tracks (Titelsong) oder die mitreissenden Partyk-Kracher der Frühphase («Live By Fire», «Crazy Wings»), softe Momente mit bluesigem Hintergrund («I'm Still Here»), hart rockende Elemente («Keep That MF Down»), spacige Momente («In My Hands») und mitreissende Rocker («Waiting Is The Way») zum Tragen. «Speed Of Darkness» weist sicherlich nicht die Hitdichte der beiden oben beschriebenen Alben auf, zeigt aber das grosse musikalische Spektrum der Jungs und wird keinen Fan von D-A-D enttäuschen.
Tinu
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Die sächsische Band TURBOKILL um Ex-Alpha Tiger Sänger Stephan Dietrich meldet sich mit ihrem zweiten Album zurück. «Champion», das neue Werk, erscheint am 27. September 2024 weltweit digital sowie als CD und Vinyl.
Der Bandname Turbokill suggeriert jetzt nicht direkt den europäischen Power Metal, aber da hört man zum Beispiel ja auch noch die amerikanische Variante à la Riot oder einfach schnörkellosen Heavy Metal heraus. Die Melodie-Führung ist zuweilen nicht typisch teutonisch ausgelegt. Bestimmt von starken Melodien und der einprägsamen, glasklaren Stimme von Stephan Dietrichs, wurde das Album unter der Regie von Lars Rettkowitz (Freedom Call) in seinem "Emperial Sound Studio" aufgenommen.
Was mir an diesem Album speziell gefällt..., es werden zwar hie und da Keyboards eingesetzt, aber diese sind so dezent eingesetzt, wie man es zur Zeit bei europäischem Power Metal doch recht selten hört. Dies führt dazu, dass das Zuhören dem Metalhead richtig Spass bereitet. Die Songs sind auch nicht nur typisch arrangiert, sondern man entdeckt auch beim zweiten und dritten Durchhören immer wieder kleine Feinheiten, was für mich letztlich ein starkes Album ausmacht. Die Einflüsse sind klar und doch so mannigfaltig.
Im Speziellen möchte ich noch «Time To Wake» erwähnen, welches dann doch eher an Vicious Rumors oder eben Riot erinnert. Und dann wäre da noch «Mirage Mirror», wo man einfach mal aus dem genannten Genre ausbricht, obwohl dies für meine Ohren nie die einzige Wahl war, wenn auch überwiegend. Höre ich da etwa Queensrÿche? Genial! Turbokill haben musikalisch definitiv viel zu bieten, und ich werde mir diese CD kaufen. Als Heavy Metal Fans solltet Ihr bei «Champion» unbedingt reinhören!
Björn
https://www.youtube.com/embed/MbEWJVceRd4
Keinen Appetit mehr auf Spaghetti Bolognese, sondern Lust auf Musik aus Bologna? Dann wäre EVA CAN'T eine gut gewählte Option. «Emisferi» ist dabei das fünfte Album dieser sehr speziellen Band.
«Emisferi» macht den Anfang mit zärtlichem Glockenspiel und beruhigenden Gitarren-Klängen. Mit «La Volta (Ghiacci Boreali I)» wird richtig geile italienische Rock-Musik mit ganz viel Theatralik geboten. Nach der Hälfte des Songs beginnt eine Metamorphose und das Ganze bewegt sich hin zu einem progressiven Metal-Track! Progressiv wird es auch mit «ARCA (Ghiacci Boreali II)», und da merkt man schnell, dass bei Eva Can't absolute Profi-Musiker am Werk sind.
Und jetzt legt auch der Sänger noch eine Schippe drauf und glänzt so mit rauem Gesang. «Genoma (Ghiacci Boreali III)» wirkt mit dem Wechsel von cleanen Vocals hin zu rauem Gesang sehr abwechslungsreich, aber die Musik verharrt in einem verträumten Bereich. Eine spezielle Kombination, die ihren Effekt aber nicht verfehlt! Zwischenzeitlich wird das Tempo erhöht, ohne jedoch den Sinn für gelungene Melodien zu verlieren. Ein ruhiges Zwischenspiel stellt «Linea Di Costa I» dar.
Ruhig geht es auch bei «Nottetempo (Mari Boreali I)» und «Avamporti (Mari Boreali III) zu und her. Der Sänger legt zu diesen drei Songs wohl mal eine Kaffeepause ein. Das nächste Zwischenspiel folgt mit «Equatore», und im Liedermacher-Stil geht es mit «Di Stanze Assenti (Mari Australi I) weiter. Auch «Gli Ultimi Alisei (Mari Australi II) gehört in die Kategorie der Intermezzos. Von zarter und sinnlicher Herkunft scheint «Oracoli (Mari Australi III) zu sein, und so dringt ein wunderschöneR Prog-Rock-Song ans Ohr. Das gilt auch für «Linea Di Costa II».
Genialer Prog Metal wird mit «Agartha Sommersa (Ghiacci Australi I) entfesselt dargeboten! Richtig heftig, natürlich mit dem Eva Can't Massstab gemessen, wird «La Forca (Ghiacci Australi II) aus den Boxen geschleudert. Nochmals verträumter Prog Rock folgt mit «Labirinti (Ghiacci Australi III) und wieder kann die Gesangs-Darbietung auf italienisch voll überzeugen. Mit «Emisferi II» wird dieses geniale Album mit sphärischen und zärtlichen Klängen beendet. Eva Can't gelingt mit «Emisferi» eine echte Überraschung und macht Lust auf noch mehr von dieser speziellen Band!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/LZAkBp36SDA
Mit dem achten Album «Stella Padora» meldet sich das polnische Urgestein ARKONA zurück auf der Bildfläche, und wie sie da tun! Die Büchse wird mit «Pandora» geheimnisvoll geöffnet und mit rasendschnellem Black Metal schon mal ein erster Sturm der Begeisterung ausgelöst.
Mystisch und episch startet «Altaria», bis aber ein vernichtendes Unwetter übers Land zieht. Garstiger Black Metal mit unvergesslichen Melodien wird geboten, und ich bin mehr als nur entzückt! Als wahre Hymne baut sich «Necropolis» auf, und so wird ein sehr berührender Song geboten, der auch mit viel Melancholie überzeugen kann. Mein Fazit: Sensationell und ganz grosses Kino! Erhaben zieht auch «Elysium» seine Kreise, und das ist dann epische Mucke in Vollendung. Massiv tobt sich «Promoteus» aus und lässt sämtliche Naturgewalten eindrücklich wirken. Damit landen Arkona den nächsten Volltreffer.
Dieses grandiose Album wird mit «Aurora» beendet, und nochmals zieht die Truppe aus Perzów sämtliche Register ihres Könnens! Hochemotional und mit einer ergreifenden Melodie wird man von Anfang an in den Bann dieses überzeugenden Tracks gezogen! Etwas später wird ein regelrechtes Monstrum entfesselt, und so wird nochmals ungezügeltes Todesblei in exzellenter Art und Weise dargeboten. Mit «Stellar Pandora» machen Arkona alles richtig und liefern somit ein sehr gelungenes Genre-Werk ab!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/mWFLCU0irEE
Mit dem Vorgänger «Sweet Poison» haben THE NEW ROSES die Messlatte verdammt hoch gelegt. Was die Jungs mit «All I Ever Needed», «The Usual Suspects» und «The Veins Of This Town» songtechnisch abgeliefert haben, dreht sich noch heute regelmässig in meinem CD-Player. Seit dieser Zeit scheint die Stimme von Timmy Rough dank einer nochmals gehörigen Zuführung von Whisky rauer zu klingen.
Auch der "gute Laune Sound" der Wiesbadener hat nichts von seinem Flair verloren und lässt mit dem Titelsong die Gitarren-Saiten mächtig qualmen. Die Truppe weiss einfach, wie man mitreissende Lieder komponiert und präsentiert sich als bodenständige und grundehrliche Einheit. Hier rocken die Herren aus allen Rohren und lassen einen Ohrwurm aus den Boxen knallen, wie man ihn aus den guten alten Achtzigern kennt, ohne dabei altbacken zu klingen. Mit dem Gitarren-Duo Dizzy Daniels und Norman Bites haben sich zudem zwei Akteure gefunden, die beide ihre eigene Stile haben und trotzdem bestens harmonieren.
Die Rhythmus-Walze in Form von Hardy (Bass) und Urban Berz (Drums) trägt dazu bei, dass die Lieder urwüchsig und mit viel elektrischen Eiern vorgetragen werden. Da wird «Bring The Thunder» zum groovenden Monster, während «This Heart» locker aus den Boxen rockt und jedem Miesepeter den gestreckten Mittelfinger zeigt. Du heilige Scheisse, was haben Tommy und seine Jungs hier wieder für einen unglaublichen Refrain aus dem Hut gezaubert! Auch wenn Neil Youngs legendärer Hit «Rockin' In The Free World» bis zur Ohnmacht kopiert wurde, haucht die Version von The New Roses dem Evergreen aus dem Jahre 1989 neues Leben ein.
Mit Hochachtung und Würde wird dieser Track von den Deutschen gespielt. Timmy und seine Mitstreiter haben sich auf «Attracted To Danger» nicht kopiert, sondern gehen ihren Weg konsequent weiter und hinterlassen einen mehr als nur grandiosen Eindruck. Der mit viel Seele und verstaubten, öligen Jeans wie Cowboy-Stiefeln und blutigen Fingerkuppen gespielte Hard Rock hat nichts von seiner Erhabenheit und Bodenständigkeit verloren. So präsentieren sich The New Roses noch immer als hart arbeitende Live-Band, welche Stadien eigentlich mühelos sollte füllen können, ja müssen!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/x50HwejFp_s
TIMELESS FAIRYTALE wurden vom dänischen Sänger Henrik Brockmann (Royal Hunt) und dem italienischen Gitarristen/Keyboarder Luca Sellitto (Stamina) gegründet. Das Line-up wird durch eine killermässige Rhythm-Section komplettiert, heisst mit Staminas Bass-Player Carmine Vivo und dem schwedische Drummer Viktor Enebjörn. Ihren Stil würde ich als eine Kombination aus Neoclassical Power Metal, Symphonic Metal und Classic Rock bezeichnen.
Wenn man sich durch das Album hindurchhört, bekommt man gar das Gefühl von einem Konzept-Album, welches eine Geschichte erzählt. Wie ein Musical oder eine Oper reihen sich die Songs majestätisch und bombastisch aneinander. Die Arrangements sind dabei äusserst ausgeklügelt. Man muss diesem Album einfach seine vollste Aufmerksamkeit widmen. Immer wieder finden Breaks, Tempi- und Dynamik-Wechsel statt. Sollten meine bisherigen Ausführungen Euren Geschmack treffen und Eure Neugier ausgelöst haben, müsst Ihr hier bei «A Story To Tell» einfach mal reinhören.
Einzig in Sachen Produktion habe ich in diesem Bereich schon bessere Alben gehört..., aber hey..., es ist das Debüt-Album, und da war wohl das Budget noch nicht sehr hoch. Dies soll jetzt aber auf keinen Fall einen Minuspunkt absetzen. Es klingt gut, nur habe ich gerade in diesem Bereich schon wuchtigere Produktionen gehört. Auf jeden Song im Einzelnen einzugehen, macht bei der Vielfalt an Elementen nicht wirklich Sinn, da so viel passiert. Woran ich sehr gefallen finde, ist, dass Timeless Fairytale nicht nach typischem Symphonic Power Metal klingen, sondern ihren eigenen Stil gefunden haben.
Björn
https://www.youtube.com/embed/4eIVRGMaRWA
Das sechste Album der Sauerländer ERADICATOR lässt aufhorchen, denn das Quartett geht mit gut strukturierten Metal-Tracks ins Rennen. Dabei wird das Misch-Verhältnis zwischen Metal und Thrash sehr ausgewogen dargeboten.
Tempo-Wechsel finden dabei ebenso ihren Part, wie der melodische Aspekt und die angepisste "fuck you!" Attitüde. Speziell Sänger Sebastian Seba Stöber schreit sich seinen Frust aus der Seele und erinnert dabei immer wieder ein bisschen an Schmier von Destruction. Der Opener «Beyond The Shadows Void» ist ein Parade-Beispiel dafür, was die Jungs zu bieten haben. Auch das nachfolgende «Drown In Chaos», das durch die megamässige Schlagzeug-Arbeit besticht, zeigt, dass die Jungs nicht nur Spass an ihrem Sound haben, sondern auch mit Ideenreichtum und handwerklichem Geschick auftrumpfen.
Man erkennt am Handwerk, dass die Jungs aus Deutschland und nicht der Bay Area stammen. Aber die Mischung aus Destruction, Darkness, Deathrow, Living Death und den leider vergessenen Despair sollte viele Fans dazu bewegen, ihr sauer verdientes Geld in «The Paradox» zu investieren. «Kill Cloud», «The Paradox» (hier hätte Sebastian sich das Growlen allerdings schenken können…) und «Perpetual Sacrifice» sind coole Thrasher geworden, die man sich als Fan dieser Sparte auf «The Paradox» immer wieder gerne anhören wird.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/lat7x_69CkU
Aus Bayern stammt die Truppe von GROZA, und nun meldet sich diese mit dem dritten Album «Nadir» zurück. Mit dem Intro «Soul: Inert» beginnt das Album nachdenklich. In gleicher Art und Weise geht es mit «Asbest» weiter, und so wird melancholischer Black Metal geboten.
Atmosphärisch und trotzdem rasend schnell, geht es mit «Dysthymian Dreams» in die nächste Runde. Ohne Zweifel ist das gut gespielt, aber mich berührt der Sound von Groza nicht wirklich. Das Break in der Mitte des Songs entzieht ihm leider auch die ganze Energie. Sehr sauber und kalt, so kommt «Equal, Silent, Cold» daher, aber mir fehlt hier das dreckige Element, das für mich zum Black Metal einfach dazu gehört. «Deluge» ist eine Kopie des Vorgängers und ebenfalls sehr sauber dargeboten. Zum Schluss folgt noch Post Black Metal in Zusammenarbeit mit J.J. und M.S.//Karg & Harakiri For The Sky, respektive mit dem Track «Daffodils». Diese Nummer glänzt mit Emotionen und könnte eine zukünftige Richtung von Groza darstellen. Wer auf klinisch sauberen Black Metal steht, sollte bei «Nadir» unbedingt reinhören!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/QxwrX7oQEeU
RICHIE KOTZEN ist ein sehr versierter Gitarrist, der mit seiner Musik musikalische Bücher schreibt. Dabei lässt er sich in keine Schublade stecken, sondern wildert bei Jazz, Soul, Rock, AOR und Fusion nach Herzenslust herum und spielt nebenbei locker alle Instrumente selbst ein.
Seine leicht rauchige, aber sensible Stimme rundet die Songs von «Nomad» gefühlvoll ab. Der ehemalige Poison, Mr. Big, und aktuell Smith/Kotzen Musiker hat viele Stationen durchlebt und lässt sich aktuell nichts verbieten. Lieder wie «These Doors» leben von der Hingabe zur Musik, lassen Gitarren-Freaks vor Neid erblassen, werden Melodie- und Harmonie-Nerds aber zugleich vor den Kopf stossen. Mit noch mehr Hingabe und weniger Melodien, die sich sofort im Gehör festkrallen, kommt das verspielte «Insomnia» aus den Boxen und lässt das Faible für Blues, Jazz und Fusion in einem Song hochleben. Wer sich diesen Sounds hingibt, erlebt eine neue Welt. Wer aber zur letzten Bon Jovi seinen letzten Ohrgasmus verspürte, wird hierbei etwas erleben, das unzählige Fragezeichen aufwirft.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/4OXEuEV9fFM
Bei CRIMSON VEIL handelt es sich um eine Progressive Metal Band aus dem Vereinigten Königreich, und «Hex» ist ihr Debüt-Album. Während fast einer Stunde lang wird ein interessanter und fesselnder Hybrid-Stil geboten, der sich für Prog-Fans wirklich anzuhören lohnt.
Die neun Tracks sind Progressive Metal, der mit ätherischen Klanglandschaften, unheimlicher Atmosphäre und avantgardistischen Ausdrucks-Formen gespickt ist. Der Sound ist elektronisch veredelt und mit Violine, Cello oder Harfe angereichert, besitzt aber dennoch ein Herz aus metallischem Feuer, das hell brennt. Das Konzept von «Hex» ist strukturiert und vielschichtig, schrullig und eigenwillig, während es sich an starke Songwriting-Techniken hält, die das breite Spektrum von Talent und Fähigkeit der Band optimal nutzen. Die Songs sind durchdacht und verstehen es, Atmosphäre, Gefühl, Dynamik und Struktur zu nutzen, um Lieder zu schaffen, die einen gewissen Eindruck hinterlassen.
Leadsängerin Mishkin Fitzgerald wechselt dabei von cleanem Gesang, der von berührenden Emotionen durchdrungen ist (der primäre Stil), hin zu dunklem Gebrüll, das sich hart und bösartig zeigt. Die Stimme der Sängerin ist geprägt durch langjähriges kirchliches Musical-Training, ist vielseitig und hat eine gute Bandbreite, die sowohl anmutige Zerbrechlichkeit als auch schroffe, feurige Wut ausdrücken kann. «Hex» ist ein Album, das für mich persönlich zu experimentell und zu ruhig ausgefallen ist, dennoch ist es von eindrucksvollen Bildern durchdrungen, gefühlsbetont und mit scharfen Hooks geschmückt.
Je öfter man sich anhört, desto mehr Geheimnisse und Schätze lassen sich auf dieser Platte entdecken. Der Vierer um Frontfrau Fitzgerald, Gitarrist und Bassist Garry Mitchell, Hana Piranha (Violine, Cello und Harfe) sowie Anna Mylee (Drums) hat ein starkes Album produziert, das als ein ausgeklügeltes und ausgefeiltes Beispiel für zeitgenössischen progressiven Metal steht, der die Bedeutung eines festen gefühlsbetonten Fundaments kennt. Fans von progressivem Material sollten sich «Hex» unbedingt anhören.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/S9S6yAxlTqk
Schweden – Viertes Album – Melodic Rock. Mehr muss man über die Jungs von CONSTANCIA nicht schreiben. Melodischer Rock, der mit viel Talent dargeboten wird. Gesanglich erinnert die Truppe an Michael Bormann, ehemals Jaded Heart und geht auch einen ähnlichen, musikalischen Weg seiner ehemaligen Truppe.
Melodien und Chöre stehen neben den spannend aufgebauten Tracks im Zentrum des Geschehens. Dabei lassen die Herren um Sänger Pete Godfrey (sehr geile Stimme!) nichts anbrennen und nehmen den Zuhörer auf eine mitreissende Reise mit. Refrains wie bei «My Redemption» lassen für Melodic Fans keine Wünsche offen. Zudem lässt «You Don’t Know Love» den Gitarren mehr Platz für die eigene Entfaltung und macht aus diesem Song einen feinen Rocker, um dann mit dem rock’n'rolligen «Rise» nochmals zu punkten. «IV Evermore» ist eine rockige, flotte, melodische Scheibe geworden, welche sich Hard Rock Fans (Survivor, Boston) ebenso anhören können, wie Fanatiker von AOR-Sound (Journey).
Tinu
https://www.youtube.com/embed/AKDV60XjNms
Auch das zweite Album der Amis VIRGIN STEELE wurde schon diverse Male neu veröffentlicht. Spannend ist dieses Mal sicherlich die Judas Priest Cover-Version von «Desert Plains», der ein totales Virgin Steele Gesicht verliehen wurde. Zudem stossen die Tracks der «Wait For The Night» EP dazu, wie auch neue Bonustracks.
Im Vergleich zum Debüt-Album klingen die Songs hier bedeutend mehr auf den Punkt gespielt, und die Screams von David gehen zum ersten Mal so richtig durch Mark und Bein («Life Of Crime»). Epochal wird es mit dem Titelsong, während bei «Hell Or High Water» wieder der Rocker bei Master DeFeis und seinen Jungs durchbricht sowie bei «Chaos Caprice» ein höllisches Klavier-Solo zum Besten gegeben wird. Nach wie vor geht «A Cry In The Night» unter die Haut und lässt dem Tränenkanal freien Lauf. Eine klare Steigerung gegenüber dem Debüt-Album. Der grosse Durchbruch gelang der Band allerdings erst mit dem dritten Werk «Noble Savage» von 1985, also zwei Jahre später.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/09NWzH7uIsU
Ein guter Kollege von mir meinte dieses Jahr am "Iron Fest", dass es keine guten Drei-Mann Bands gibt und ja, er meinte damit auch Motörhead. Nun, diese Aussage wurde zum Running Gag und führte zu sehr lustigen Diskussionen. BEWITCHER sind definitiv der Beweis dafür, dass auch Trios verdammt geile Mucke spielen können und führt die Behauptung meines Kumpels ad absurdum.
Schwarz angehauchter Speed Metal ist momentan ja angesagt, aber Bewitcher unterscheiden sich vom Gros der Bands, welche oft krampfhaft wie Venom zu klingen versuchen, leider oft auch mit unterirdischen Produktionen. Bewitcher gehen dabei viel songdienlicher vor und sind deshalb schon fast unverschämt eingängig. Dabei gelingt ihnen der Spagat zwischen "zu cheesy" wie "roh und räudig" scheinbar mühelos. Songs wie der flotte Opener «Lavish Desecration», der Titeltrack oder die Uptempo-Hymne «Seasons Of Foul Harvest» schlagen eine Brücke zwischen Venom, Motörhead und der NWOBHM. Dabei schütteln die Amerikaner ein Killer-Riff nach dem anderen aus den Ärmeln, als gebe es nichts Leichteres.
Die Produktion von Lars Frederiksen setzt derweil das i-Tüpfelchen, weil sie sowohl druckvoll ist, aber auch den Charme der Achtziger versprüht. Das vierte Album des Dreiers ist ein – um es auf ein Wort zu reduzieren – Höllenspass! Live dürft die ganze Sache sowieso voll abgehen, und hoffentlich zieht es die Jungs auch mal über den grossen Teich zu uns nach Europa, um die hiesigen Clubs in Schutt und Asche zu legen. Mit «Spell Shock» gelingt Bewitcher der Aufstieg in die Champions League, und damit streitet man sich ab sofort mit Hellripper, Desaster, Knife oder Midnight freundschaftlich um die Genre-Krone.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/P2nwOXAOhx8
Alle guten Dinge sind Sieben! Und so bringen MORK mit «Syv» bereits das siebte Album unter das kaufende Volk. Ein Garant für ausgezeichneten Black Metal sind die Norweger schon länger, und auch mit dem neuen Album kann vollends überzeugt werden!
Der Reigen wird mit «I Takens Virvel» dramatisch und geheimnisvoll gestartet, um dann die Tore zur Hölle speerangelweit aufzureissen! Mit klirrend kaltem Black Metal und garstigem Gekeife wird bei mir für beste Laune gesorgt! Mit «Holmgang» gibt es keinen Zweikampf zwischen Mork und mir, sondern es werden neue Pfade erschlossen, die langsam und folkig sind. Trotz lieblicher Melodien wird mit dem genialen Gekeife ein markantes Zeichen gesetzt. Herzlich willkommen zum Hexenball heisst es mit «Heksebal» und auch dieser Song ist von träger Natur, kann aber mit einer fantastischen Melodie überzeugen.
Rasend schneller Black Metal wird mit «Utbrent» geboten, und jetzt kennt die Truppe gar keine Gnade mehr. In der Hälfte des Tracks folgt ein Break, und nun mutiert das Ganze zu einer epischen Hymne! Mit einer genialen Melodie startet «Med Doden Til Folge», und der Vierer aus Halden, Østfold weiss definitiv, wie man eine geile Hymne aus dem Ärmel schüttelt. Dramatik pur bietet «Ondt Blod», und genauso muss die Chose klingen! Mit einem ruhigen Intro startet «Tidens Tann», um sich dann in eine weiteres, episches Black Metal Epos zu transformieren.
Einfach nur genial, was da geboten wird! Ein messerscharfes Riff eröffnet «Til Syvende Og Sist» und auch hier kann die Band mit einer mystischen Melodie vollends überzeugen. Mit dem folkigen Song «Omme» wird dieses Album auf ruhige Art und Weise beendet. Mork werden mit «Syv» ihrem ausgezeichneten Ruf mehr als gerecht, und alle Fans von True Norwegian Black Metal kommen nicht um dieses grandiose Album herum!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/WSCpjZj4_gg
Würde man sich getrauen ein kritisches Wort gegen ECLIPSE zu erheben, hätte man sogleich eine Horde aufgebrachter, weiblicher Fans gegen sich, welche sich schützend vor die Truppe um Sänger Erik Mårtensson stellen würden. Trotzdem ist «Megalomanium II» in meinen Augen nicht mehr als ein gutes Eclipse Album geworden, das die Fans begeistern wird, aber keine wirkliche Steigerung mit sich bringt.
Wenn ich als Vergleich die kürzlich veröffentlichten, neuen Alben von Flotsam And Jetsam oder Victory ins Rennen schicke, ist auf diesen Brechern einfach eine sich stetig steigernde Qualität zu hören. Genug nun aber des Moserns auf hohen Level, denn die neuen Tracks sind mitsingbar, lassen das Tanzbein schwingen und gehen weniger melancholisch ins Rennen, als auch schon. Die Schlagzeugarbeit ist einmal mehr mit viel Grinsen und Dynamik eingespielt worden und zeigt Philip Crusner von seiner besten Seite.
Lieder wie «Still My Hero», «Until The War Is Over» (hier kommen wieder die irischen Elemente zum Tragen), «Divide & Conquer» und «One In A Million» bringen ans Tageslicht, dass Eric nichts von seinem songschreiberischen Talent eingebüsst hat. Somit ist und bleibt der neuste Streich aus dem Hause Eclipse eine dufte Scheibe, die man sich als Fan ohne reingehört zu haben ins Regal stellen kann. Die Truppe hat sich längst zu einem Markenzeichen entwickelt, bei dem man, analog zu einem Axel Rudi Pell, stets weiss, was man bekommt.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/9UO6MaPDh5Q
DOG EAT DOG waren zwar nie wirklich weg, aber produktionstechnisch wurde es nach 2006 sehr still um John Connor und seine Mannen. Eigentlich erstaunlich.
Nach den Klassiker-Alben «All Bora Kings» & «Play Games» Mitte der 90er, erschien mit dem Album «Walk With Me» ein musikalisches Meisterwerk der Band. Die perfekte Schnittmenge aus Crossover, Alternative Rock und x-verschiedenen weiteren Sound-Elementen, welche aufzeigte, zu was diese Band in der Lage ist zu kreieren. Aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar, weshalb damals die Reise nicht weiter nach oben gegangen ist. Womöglich waren sie der Zeit einfach voraus. Um dies zu korrigieren, hat Metalville das 2006er Album nach achtzehn Jahren erneut veröffentlicht. Nach dem ersten Mal in digitaler Form, kann man sich die verlorene Perle nun auch wieder als physisches Sammler-Stück ins Regal stellen. Dog Eat Dog sind auch 2024 noch relevant, eventuell noch mehr als je zuvor!
Pat
https://www.youtube.com/embed/wdH6IMoLCPs
Wenn sich bekannte Musiker von dieser Welt verabschiedet haben, heisst das in der Regel nicht, dass ab dann musikalisch nichts mehr relevant ist. Erst recht nicht, wenn der Protagonist "Fast Eddie Clarke", bürgerlich Edward Allan Clarke, hiess und mitunter die Geschichte von Motörhead wesentlich mitgeschrieben hat. Damit einher geht natürlich, dass der Rubel weiterrollen muss, und so werden die Archive bemüht bis geplündert.
Das vorliegende 4CD Box-Set, inklusive einem 320-seitigen Buch, scheint jedoch nicht nur ein lieblos zusammengestiefeltes Werk zu sein, sondern versucht ein ganzheitliches Bild dieser Legende, respektive dessen Karriere über vier Dekaden hinaus, abzugeben. So finden sich auf der ersten CD die "Early Days" bis etwa 1978, auf der zweiten CD herausragende Momente mit Motörhead, auf der dritten CD die nicht minder interessante Phase mit Fastway in den 80ern, und schliesslich ist auf der vierten CD noch das zusammengefasst, was Eddie als Solo-Artist veröffentlicht hat. Leider stehen mir promomässig nur neun Songs daraus zur Verfügung, doch bereits die haben es in sich, und das Set ist ideal für unter den Weihnachtsbaum.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/GxnA-KBb99w
Sänger David DeFeis veröffentlicht das Debüt-Album seiner Band VIRGIN STEELE, das 1982 das Licht der Welt erblickte (nachdem schon diverse andere Re-Releases veröffentlicht wurden), erneut.
Damals war der Shouter mit seinem Sound so was wie ein Trendsetter, der mit klassischen Momenten, schwerem Metal und einer grandiosen Stimme den Heavy Metal neu definierte. Zu der Zeit noch mit seinem Gitarristen Jack Starr. Die Mischung aus epochalem Metal («Danger Zone») und lockerem Hard Rock («American Girl») konnte durchaus verwirren, zeigte aber schon damals, zu was der Sänger fähig sein würde. «Virgin Steele I» war ein klassisches Album, bei dem eine Band noch ihre Schublade suchte, aber mit grandiosen Momenten auf sich aufmerksam machte. Ergänzt wird diese "Anniversary Edition" durch drei Demo-Tracks sowie alternative und orchestrale Versionen. Wer die Scheibe bis jetzt noch nicht besitzt, bei dem lohnt sich ein Reinhören auf jeden Fall.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/DhkzbE1veaQ
Kaum eine Schweizer Band hat in den letzten Jahren den Heavy Metal Underground so aufgemischt wie AMETHYST. Die Auflagen der EP «Rock Knights» waren mehrere Male ausverkauft und mussten neu gepresst werden. Dazu folgten Live-Auftritte auf dem "Trveheim Festival", dem "Muskelrock" in Schweden, "Metalheadz Openair" oder auf dem "Keep It True Rising", was für traditionelle Metal-Bands einem Ritterschlag gleichkommt.
Ich durfte die Band bei ihrem allerersten Live Auftritt am "Starlett Stock Festival" im Sedel in Luzern erleben und wurde dort Zeuge eines unfassbaren Gigs, der ein paar offene Münder zurückliess. Dementsprechend hoch war die Erwartungshaltung an ihr erstes komplettes Album, das nun in Form von «Throw Down The Gauntlet» endlich vorliegt. Musikalisch ist man den Anfangsjahren der NWOBHM erlegen, das heisst wir sprechen von Ende Siebziger, Anfang Achtziger.
Die Einflüsse reichen von Iron Maiden, Thin Lizzy, (alte) Scorpions, Demon bis hin zu neueren Kapellen wie Night Demon. Los geht es mit dem Opener «Embers On The Loose», der gleich mal zu den stärksten Metal-Songs 2024 gehören dürfte. Geile Hooklines, gepaart mit Twin Guitar Duellen und der Stimme von Sänger Frederic, der zwar kein neuer Bruce Dickinson ist, aber über Wiedererkennungswert verfügt und einfach perfekt zu Amethyst passt.
«Stand Up And Fight» und «Won't Do It Again» blasen ins gleiche Horn und glänzen durch die fantastische Gitarren-Arbeit von Yves und Ramon, welche sich einfach hervorragend ergänzen. Dasselbe gilt für Drummer Eldo und Basser Miguel, welche nicht einfach mit dabei sind, sondern immer wieder Akzente setzen können. Eine weitere Perle ist der Song «Rock Knights», der übrigens, nicht wie der Titel fälschlicherweise suggerieren könnte, auf der EP vorhanden ist. Diese Melodie, diese Riffs, dieser Refrain, man kommt kaum aus dem Schwärmen heraus.
Den Vogel abgeschossen haben die Senkrechtstarter aber mit dem balladesk startenden «Serenade (Under The Rising Moon)», das mir auch nach dem zwanzigsten Mal anhören eine Gänsehaut vom Feinsten verpasst. Amethyst haben dem Druck standgehalten und eine Scheibe abgeliefert, welche für Furore sorgen wird. Füller sind hier weit und breit keine vorhanden, sondern einfach acht verdammt geile Heavy Metal Songs, welche mit einer unfassbaren Leidenschaft geschrieben worden sind. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als hier die höchste aller Bewertungen zu zücken!
Rönu
2. Meinung: Eigentlich wird die Wirkung des Amethysts mit "gegen den Rausch" beschrieben, aber bei der gleichnamigen Band aus der Schweiz verhält es sich gerade umgekehrt. Auf ihrem Debüt-Album «Throw Down The Gauntlet» spielt sich die Truppe nämlich in einen wahren Rausch hinein! Mit «Embers On The Loose» beginnt dieses Album schon mal auf eine geniale Art und Weise! Das ist eine Zeitreise hin zu den Anfängen des Heavy Metals und wird von den Jungs sehr überzeugend ins Hier und Jetzt transportiert.
Der nächste Ohrwurm folgt mit «Stand Up And Fight» sogleich. Ehrlicher Heavy Metal, der über sämtliche Zutaten wie massive Riffs, geniale Soli und gefühlvollen Gesang verfügt, was diesen Stil so unverkennbar macht. Mit «Won't Do It Again» wird das Tempo erhöht, und man kann den Geist von Iron Maiden wahrlich atmen. Eine gefühlvolle Hymne wird mit «Running Out Of Time» meisterhaft geboten und zeigt auf, dass Amethyst sehr vielseitig unterwegs sind. Lust auf eine unvergessliche Hymne? Dann ist man mit «Rock Knights» genau an der richtigen Adresse!
«Queen Of A Thousend Burning Hearts» überzeugt mit ganz viel Epik und Gefühl! Hier folgt ein Hit auf den anderen! Ein Killer von einem Track ist auch «Take Me Away», und so macht das Ganze einfach nur ganz viel Spass! Zum Schluss folgt noch der Übersong «Serenade (Under The Rising Moon)» on top dazu. Diese Band weiss genau, wie man geniale Songs aus dem Ärmel schüttelt. Für mich hat man mit «Throw Down The Gauntlet» das beste Debüt-Album aller Zeiten einer Schweizer Band in dieser Kategorie rausgehauen, ein absoluter Volltreffer neben Tonnerre aus Kanada!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/Ub-vCc19x6A
Wann wurde das letzte Mal über eine so junge und brutale Band wie HERIOT so viel gesprochen? Seit der Veröffentlichung ihrer 2020 erschienenen Single «Cleansed Existence» wird die Band aus Bristol von Künstlern, Journalisten und Fans gleichermassen als der nächste Durchstarter im Bereich der extremen Musik gehandelt. Das Quartett wurde bereits von Veteranen wie Lamb Of God oder Trivium mit Lorbeeren bedacht.
Die EP «Profound Morality» versprach es, das Debüt-Album «Devoured By The Mouth Of Hell» hält es. Ihr erster Longplayer ist ein durch und durch unterhaltsames Album, das die Erwartungen der Fans übertreffen dürfte. «Devoured By The Mouth Of Hell» ist konzentrierter und weniger experimentell als noch auf der EP, profitiert aber dennoch von den Früchten dieser Phase. Im Wesentlichen heisst das, dass dieses Album schwer und rau ist, aber auch kreative Schnörkel und strukturierte Klänge mitbringt.
Heriot zeigen sich kampfeslustig und zermürbend hart, bieten dem Zuhörer aber auch eine Tiefe des Sounds, die ihre brutale Natur widerlegt. Trotz des modernen Anstrichs schlägt unter der Oberfläche ein Herz der alten Schule, das eine 90er-Jahre Mischung aus Machine Head, Napalm Death, Lamb Of God, Misery Loves Co. und Godflesh in sich trägt. Selbst das Album-Artwork erinnert an diese Ära. Heriot sind jedoch fähig genug, ihrem Stil den ganz eigenen Stempel aufzudrücken.
Der Heriot-Sound ist mit Sicherheit für ein Live-Publikum konzipiert, verfügt aber über genügend songwriterisches Geschick, um nicht zu einer eindimensionalen Kuriosität zu werden. Ausserdem ist es in der Tat ein seltenes Album, bei dem der Bass eine tragende Rolle für den Erfolg spielt. Sängerin und Gitarristin Debbie Gough brüllt sich während zehn Songs die Seele aus dem Leib, was nicht nur eine Freude für die Ohren ist. Mit zunehmender Spieldauer nämlich, kann einem dieses herausgerotzte Gekeife am Limit doch ein wenig auf den Kecks gehen.
Da kommen der ruhigere Track «Lashed» und sein growllastiger Nachfolger «At The Fortress Gate» gerade richtig. Danach ist man auch wieder bereit, Heriots Vision von zerstörerischer Härte bis zum Ende hin zu folgen. «Devoured By The Mouth Of Hell» ist ein Fest der stumpfen Brutalität, angetrieben von schlammigem, metallischem Hardcore und kalter industrieller Bestrafung, aber an den entscheidenden Stellen aufgeweicht und strukturiert mit stimmungsvoller Kreativität und Detail-Reichtum. Diese Platte muss man erst einmal auf sich wirken lassen, bevor man den zweiten Hördurchgang starten kann.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/Oa6SICQj_Mo
Aus Haïrdrÿer wurden Fighter V, und mit bereits einem veröffentlichten Album («Fighter» 2019) liessen die Jungs aus Hergiswil die Herzen der Girls höher schlagen. Während ihr Sound an H.E.A.T. und Nestor erinnert, schippern Fighter V auf einer aktuell sehr angesagten Welle.
Dass die Lieder immer einen kräftigen melodischen Teppich erhalten, dafür sorgt Keyboarder Felix Commerell. Für einige könnte dies zu Lasten der Härte gehen, denn mit Sänger Emmo Acar haben Fighter V einen stimmgewaltigen Shouter in den eigenen Reihen. Songs wie «Run'n Hide Away» würden mit einer zweiten Gitarre zu einem richtigen Monster werden, verlieren aber mit den fetten Keyboard-Melodien ein bisschen an Charme. Spielt aber keine Rolle, da man die Jungs so kennen wie lieben gelernt hat, und «Heart Of The Young» setzt da nahtlos an.
Das schnelle «Speed Demon» überzeugt mit seinem Tempo wie der Härte und wäre ein Mega-Hit geworden, hätte man die Keys gegen sechs Saiten ausgetauscht. Es ist aber der ureigene Weg, den die Jungs gehen wollen und dabei eine wirklich grossartige Figur abgeben. Dass sie ihren Sound bei den kommenden Axel Rudi Pell Konzerten als Support vorstellen können, wird dem Fünfer bestimmt noch mehr Fans einbringen, und wer mit den neueren Bon Jovi seine Seelenfrieden gefunden hat, wird sich an Fighter V nicht satthören können.
Selbst die über allem stehenden Journey werden mit einem Lächeln bestätigen können, dass die Truppe aus der Schweiz so ziemlich viel richtig gemacht hat. Grandios, dass die Herren aus «Miracle Heart» nicht eine Schmuse-Nummer gezimmert haben, sondern einen fetten Rocker, denn die Ballade folgt erst mit «I'm There» und beweist, dass Emmo ein wirklich grandioser Sänger ist. Das schnelle «Power» wird zusammen mit John Diva vorgetragen, und die schmissige Hymne «Radio Tokyo» beendet eine Scheibe, welche die Melodic-Fans begeistern wird.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/8-kbUcFGnXE
Was für ein Album! Dank einem Pre-Listening (siehe Studio-Report) läuft bei mir das neue Serious Black Werk mittlerweile seit fast drei Monaten immer wieder, und es wird um keinen Deut schlechter, im Gegenteil! Fand ich die ersten Lieder dieses Albums beim allerersten Anhören noch eher schwach und begeisterten mich erst ab der zweiten Hälfte, hat sich jetzt auch der Anfang in meinem Kopf eingebrannt.
Mühe bekunde ich nur noch weiterhin mit der fröhlichen Melodie zu «We Are The Storm». Dass es hier lyrisch um die Apokalyptschen Reiter gehen soll, die Tod und Zerstörung bringen, ist für mich musikalisch nicht nachvollziehbar. Eher bringen sie, aufgrund der Melodien, Bier und Snacks ins Bewusstsein. Abgesehen davon ist das Lied aber wunderbar. Dasselbe gilt für die Hymne «Silent Angel», die richtig feierlich und tanzbar klingt. Zu einem mystisch angehauchten Nackenbrecher entwickelt sich «Take Your Life». Schön auch, wie Serious Black immer wieder klassischen und typischen Power Metal einbauen, diesen aber sehr abwechslungsreich gestalten. So überzeugt etwa «Shields Of Glory» genau mit diesem Mix.
Eine Ballade wie «When I'm Gone» hätte man in dieser Art vielleicht auch von Gotthard zu Steve Lee Zeiten erwarten können. Generell hört man trotz klarem Heavy Metal immer wieder unterschwellig Hard Rock heraus. Und dass Serious Black auch melancholisch klingen können, beweisen sie mit dem TOTO Cover «I Will Rembember». Dies nur, um danach mit «Metalized» mit ihren Fans zu feiern. Am düstersten klingen Serious Black dagegen beim Titelsong, mit dem es ins alte Ägypten geht. Mit «Rise Of Akhenation» ist den Deutschen ein äusserst abwechslungsreiches Album gelungen, das auf hohem Niveau unterhält. Beste Voraussetzungen also, um mit ihrem sechsten Werk endlich den Sprung in die obere Liga zu schaffen. Zu gönnen wäre es ihnen.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/kJTMQT9b3XA
Es ist ein kleines Wunder, dass wir dieser Tage mit einem neuen Album von THE BLACK DAHLIA MURDER beehrt werden. Nach dem Tod von Frontmann Trevor Scott Strnad in 2022 sind wohl viele davon ausgegangen, dass die Band aufhören würde. The Black Dahlia Murder mussten die schmerzhafte Entscheidung treffen, ob sie als Band weitermachen sollen oder nicht. Ihre Entscheidung ist gefallen und liegt uns nun in Form von «Servitude» vor.
Es ist ein ebenso kathartisches wie erfreuliches Album, das es dem Fünfer erlaubt, zu heilen und gleichzeitig nach vorne zu blicken. Die Nachricht, dass Brian Eschbach in die Fussstapfen von Trevor treten und Ryan Knight zurückkehren würde, war für die Fans beruhigend. Auch wenn eine der führenden Kräfte nicht mehr dabei ist, sollte es wenig bis keinen Grund zur Sorge geben, dass sich die Stilrichtung der Band ändern würde. Nachdem man die Singles «Aftermath» und «Asserting Dominion» gehört hat, weiss man, dass die Band den gleichen Kurs verfolgt, auch wenn das Ruder in anderen Händen liegt. Brandon Ellis Produktionsarbeit sorgt klar dafür, dass sich «Servitude» nahtlos in die restlichen Werke der Band einfügt.
Die zehn Songs sind in die typische Form ihres Death Metal Stils eingebettet und bieten neben den üblichen Up-Tempo-Krachern wie «Transcosmic Blueprint» zum Beispiel auch mittelschnelle Songs wie «Cursed Creator». Diese Tracks sind nicht minder kraftvoll, da Knight und Ellis einige interessante Riffs und Soli beisteuern, während Cassidy stets unkonventionelle Schlagzeug-Arbeit abliefert. Vertraute lyrische Themen helfen den Fans beim Übergang von Strnad zu Eschbach. Dieser tut gesanglich sein Bestes, um die grosse Lücke zu füllen und Strnads Konzept zu folgen, aber es fehlt ihm etwas an Kraft und Überzeugung. Das löst den unglücklichen Effekt aus, dass sich Tracks wie «Evening Ephemeral» wie eine schlechte Imitation anhören.
Dennoch, wie Atlas, der die Erde trägt, schaffen es The Black Dahlia Murder, das Gewicht der Neugier auf ihrem Rücken zu tragen, während sich ein neugieriges Publikum aus Fans und Metallern versammelt, um zu hören, wie die Band nach Strnad klingen würde. Auf «Servitude» folgt nun die lautstarke und unmissverständliche Antwort: The Black Dahlia Murder sind immer noch so lebendig und unterhaltsam wie zuvor, und obwohl Strnads fehlende Präsenz spürbar ist, ist die Truppe aus Detroit, Michigan eindrucksvoll in der Lage, dies auf professionelle Art und Weise auszugleichen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/JQIZtU6gkq4
Ein Blick auf das Label verrätt schon mal einen ersten Anhaltspunkt. Die deutschen Warlust stehen bei Dying Victims unter Vertrag, welches in Insiderkreisen ja bekannt für traditionellen, Speed oder Black / Thrash Metal bekannt ist. Die 2012 gegründete Band gehört zur härteren Sorte und präsentiert uns mit «Sol Invictus In Umbrae Satanae» ihr drittes Werk.
Die Einflüsse sind vielfältig und reichen von Midnight, Sodom über Necrophobic bis hin zu Emperor. Räudig und ohne Gnade brettert nach einem Intro der eigentliche Opener «Serpent Crown» nach vorne los. Der Song ist aber nicht einfach ein Hochgeschwindigkeitstrack, sondern bietet auch starke Midtempo-Parts. Dabei sparen die Jungs auch nicht an starken Melodie-Linien und knacken damit locker die 7-Minuten Grenze. Ein Fakt, der sich wie ein roter Faden durch das Album hindurch zieht, denn ausser «…Of Gallows & Absurdity» dauern alle Titel über fünf Minuten.
Nach dem eher unnötigen Titeltrack, der sich als Akustik-Intermezzo entpuppt, holt man mit dem kürzesten Song zu einem weiteren Schlag aus. Die Drums peitschen die Chose voran und die Riffs sind messerscharf sowie voller starker Melodien. Mit «Black Souls» steht die längste Nummer am Ende und überrascht mit einem balladesken Beginn, ehe sich Härte und Geschwindigkeit durchsetzen. Warlust haben mit diesem Werk nicht viel falsch gemacht und ein klares, ja unbarmherziges Statement abgeliefert, auch wenn man an der Genialität von Necrophobic oder der Atmosphäre von Midnight nicht ganz rütteln kann. Doch letztlich ist «Sol Invictus In Umbrae Satanae» zu gut, um nicht angehört zu werden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/fCft1Q_ruhg
THORIUM sind eine interessante Kapelle. Dabei handelt es sich weder um ein Nebenprojekt, noch um eine vollständige Band, sondern um einen wilden Haufen, der immer dann auftaucht, wenn ihr Mastermind Michael Andersen (Withering Surface) Lust dazu hat. Wie es aktuell aussieht, scheint der Mann diese wirklich zu verspüren, sprich guten alten, schnörkellosen Death Metal zu spielen.
In gewisser Weise ist «The Bastard» eine Reaktion auf die schmerzhafte Reifung des letzten Withering Surface Albums, aber in erster Linie ist es ein Liebes-Bekenntnis des 49-jährigen, an den klassischen Sound, mit dem er in den späten 80ern und frühen 90ern aufgewachsen ist. Die zehn Songs auf «The Bastard» sind eine gute Mischung aus allem, was Schweden ausmacht, wenn auch mit einem starken Sinn für Melodie. «Nightside Serenade» klingt wie ein Amon Amarth Cover von Dissection, das mit einem eingängigen Refrain auffährt, für den man sterben könnte.
Die «Pest» dagegen, weisst die Sturheit und Geradlinigkeit der modernen Centinex auf. Der Fünfer verlässt auch gerne einmal die Komfort-Zone, um sich bei «Underground» von der «Formulas Fatal To The Flesh»-Ära von Morbid Angel inspirieren zu lassen. Sogar den «singenden Leads», für die Trey Azagthoth berühmt ist, wurde gehuldigt. Abgesehen von diesem kurzen Ausflug in die floridianischen Sümpfe muss man unweigerlich an das umfangreiche Werk von Paganizer Hauptmann Rogga Johansson denken, insbesondere an seine eher melodisch orientierten Alter Egos wie Eye Of Purgatory oder Dead Sun.
Und das aus gutem Grund, denn Andersen war es leid, auf neues Material seiner dänischen Kollegen zu warten, und bat deshalb Johansson, mit Hilfe des schwedischen Schlagzeugers Thomas Ohlsson, den Grossteil der Musik für «The Bastard» zu schreiben. Dank Andersens klarer Vision von dem, was sie erreichen wollten, und ihrer mehr als willkommenen Prägnanz ist «The Bastard» also pures Death Metal Vergnügen. Zugänglich und doch kompromisslos, melodisch und dennoch brutal sowie im klassischen Sound verwurzelt.
Das Ganze gespickt mit einigen dezenten Keyboards und verschiedenen Gesangs-Stilen, von tiefen Growls bis hin zu durchdringenden Schreien. Zudem liefern die beiden aktuellen Gitarristen José Cruz und Jens Peter Storm Gitarren-Soli ab, während der Bass von Jesper Nielsen bedient wird. «The Bastard» schafft es nicht nur frisch zu klingen, sondern ist ein leicht verdauliches und dennoch höchst vergnügliches Stück Todesmetal, das das Rad nicht neu erfinden will, sondern den Hunger derjenigen stillt, die eine gute Zeit beim Anhören von gutem alten Death Metal haben.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/jDM-P11TPqU
«Let It Burn» ist ein Feuerwerk von einem Rock-Album, mit dem BONSAI KITTEN 2024 zurückkommen. Wollen sie jetzt alles niederbrennen? Leidenschaftlich und ungestüm prescht die Band um Frontfrau Tiger Lilly Marleen in musikalischer Vielfalt und Virtuosität von Metal bis Blues durch das Gesamtwerk, welches mit fliessenden Übergängen ebenso an Rock-Klassiker der 70er, als auch der 80er erinnert.
Auf diesem Album hört man handgemachte und detailverliebte Musik, wie sie hier von Gitarrist Wally erschaffen wurde. Dynamisch glänzen die zehn Songs durch Kälte und Wärme. Mal laute und mal sanfte Klänge, welche den Zuhörer zu jeder Zeit in ihren Bann ziehen! Irgendwo zwischen Status Quo, Rose Tattoo, Rainbow und Motörhead präsentiert sich das Album sehr abwechslungsreich. Bonsai Kitten, ein eigentlich zu "kleiner" Name für dieses grossartige Musikschaffen.
Musikalisch hat sich der Stil der Band über die Jahre vom Punk Rock her hin zu Metal mit Prog- und Blues-Einflüssen entwickelt. Sängerin Marleen hat ihre Band dabei mit Metal-Schlagzeuger Marc "Reign" Reinke (Ex-Destruction) und Blues Rock Gitarrist André "Wally" Wahlhäuser neu aufgestellt. Zusammen mit Marcus "Spoxx" Schütze am 3-Saiter-Bass setzen Bonsai Kitten ihrem richtungsweisenden Vorgänger «Love And Let Die» (2020) mit «Let It Burn» aktuell noch einen drauf!
Björn
https://www.youtube.com/embed/R-bo1Oc13IM
Fans der norwegischen Black Metal Band müssen jede Menge Geduld mitbringen, denn dem vierten Album von KOLDBRANN ging eine Wartezeit von elf Jahren voraus. Auch zwischen dem zweiten und dritten Release dauerte es mit sieben Jahren sehr lang.
"Obwohl Koldbrann tief in der echten norwegischen Black Metal Tradition verwurzelt sind, wurde innerhalb der Genre-Grenzen ein eigener Sound heraus gearbeitet, der frisch, roh und anders klingt." lautet das Zitat in der Presse-Info. Dem kann ich nur teils zustimmen. Klar ist, dass Koldbrann sich wirklich tief im typischen, kalten, aggressiven und bösen Black Metal der Neunziger suhlen. In Sachen Sound höre ich aber nichts grundlegend Neues. Man merkt der Band die jahrelange Erfahrung an, heisst alles klingt sehr professionell, die Gitarren sind fies und der Gesang abgrundtief böse.
Dazu sorgen die Drums und der Bass für den nötigen Druck. Doch auch nach vier Durchgängen kristallisiert sich kein wirklicher Favorit hervor. Immer wieder geistert mir folgender Gedanke durch den Kopf. "Solide, aber irgendwie durchschnittlich". Auch wenn «Ingen Skånsel» aufgrund der norwegischen Texte noch authentischer wirkt, bleibt zu wenig hängen, um wohl in der Flut der Veröffentlichungen nicht unterzugehen. Die lange Wartezeit hat sich also nur bedingt gelohnt, obschon sich mit «Serenade Til Dodens Elende» am Schluss noch ein kleiner Ausreisser nach oben eingeschlichen hat.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/wBRA7h4PT3I
Die aus Denver stammende Band GLACIAL TOM gibt sich mit ihrem zweiten Album die Ehre. Massiv wie rasant sorgt «Stygian Abattoir» gekonnt für den gelungenen Auftakt, und auch das geniale Gitarren-Solo ist nicht von dieser Welt!
Im selben, dissonanten Fahrwasser treibt ebenfalls «Voidwomb». Massive Riffs werden mit «Enshrined In Concrete» geboten, und durch die diversen Tempowechsel gewinnt der Song mächtig an Abwechslung. Mit Vollgas kommt «Abyssal Host» aus den Boxen geschossen, aber dann wird ein geiles Break eingestreut und dazu noch ein weiteres, geniales Solo beigefügt. Was will man da noch mehr? Mit Überschall-Drumming beginnt «Sanctuary», und dazu wird der Song mit dissonanten Parts gekonnt veredelt. Aus allen Rohren wird mit «Seraphic Mutilation» gefeuert, zumindest bis zu einem Break, das den Song in doomiges Gelände führt.
Glacial Tomb machen da eigentlich in jeder Geschwindigkeit eine gute Figur. Furios und dissonant, so wirbelt «Worldsflesh» umher und sorgt so für ausgezeichnete Laune bei mir. Wie ein Pressluft-Hammer, so hämmert sich «Wound Of Existence» ins Gedächtnis und hinterlässt garantiert irgendwelche Spuren. Der Titeltrack «The Lightless Expanse» kommt zum Schluss dieses hervorragenden Werkes und das mit einer gewaltigen Ladung Groove! Dieses tolle Album von Glacial Tomb ist allen Fans von schräg klingendem Death Metal wärmstens empfohlen!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/TVmq--MkADY
Die Norweger TUSMØRKE haben mit ihrem zwölften Release «Dawn Of Oberon» ein weiteres psychedelisches Abenteuer geschaffen. Das Album entführt die Zuhörer in eine Welt voller Folk sowie Progressive und psychedelischer Klänge.
Der siebzehn Minuten lange Opener und Titeltrack entführt einen dabei gleich irgendwo hin zwischen Jethro Tull, The Doors und King Crimson. Das Teil ist total verspielt und lebt, so hat kriegt man zumindest das Gefühl, von Jam-Sessions. Das eingespielte Team haut die Musik wie aus einem Guss heraus. Sehr interessant, und man wähnt sich glatt mitten in den 70ern. Das viel kürzere «Dwarven Lord» geht derweil fast als astreine Jethro Tull Nummer durch, und sogar der Gesang erinnert an Ian Anderson.
Die beiden neuen Bandmitglieder, Kusken am Schlagzeug und Herjekongen an den Tasten, bringen zusätzlich frische Einflüsse und eine neue Dynamik in die Musik ein. Gut zu hören beim 8-minütigen «Midsommernattsdrøm», und auf norwegisch gesungen klingt das Ganze noch spezieller. Ebenso schön das knapp vier Minuten kurze, instrumentale, atmosphärische «People Few». Tusmørke bleiben sich musikalisch treu und liefern wieder ein hochwertiges Produkt ab. Ein starker Mix aus den eingangs erwähnten Stilen, und das Ganze auf hohem Niveau. Somit neues Kraftfutter für Proggies!
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/58OL-HMvpZg
Hier kriegen wir es mit dem Multi-Instrumentalisten Nicholas DiSalvo zu tun. Nach eineinhalb Jahrzehnten als Frontmann des bahnbrechenden, progressiven Psychedelic-Quartetts Elder, gründete DiSalvo DELVING als zweites Ventil, um musikalische Ideen auszudrücken, die nicht in das Paradigma seiner Hauptband passten. Er erforscht Instrumental-Musik mit einem starken Fokus auf psychedelischem Rock, Kraut Rock, früher elektronischer Musik und Ambient-Klängen.
Obwohl Nicholas das Ganze grundsätzlich als reines Studio-Projekt unterhält, hat er nach dem Debüt «Hirschbrunnen» (2021) eine Live-Band zusammengestellt. Dazu gehören Kollege Michael Risberg (Guitar/Keyboards - Elder, Weite), Ingwer Boysen (Guitar - Weite) und Uno Bruniusson (Drums - Maggot Heart). Gut vorstellbar, dass auch das wiederum nur instrumentale Material vom Zweitling «All Paths Diverge» zu Live-Ehren kommt. Allerdings ist diese Art Mucke nicht massentauglich und gehört klar in den Bereich von Klang-Nerds, die sich in dieser Stil-Ecke wohl fühlen.
Meine Wenigkeit passt zumindest altersmässig in die Zielgruppe, obwohl Protagonist DiSalvo erst 35 Jahre alt ist. Wer sich die insgesamt sieben Songs zur Brust nehmen will, muss allerdings etwas über eine Stunde Lebenszeit dafür investieren. Da mir rein instrumentale Alben aber nicht wirklich munden und ich auch keine ellenlangen Ambient-Parts (wie beim 13-minütigen Track «Zodiak») für das Vordringen zu meinem inneren Ich brauche, finde ich eigentlich nur die alten Synthie-Sounds geil, wo es zum Beispiel beim Opener «Sentinel» zu Beginn nach Kraftwerk klingt.
Die deutschen Klang-Pioniere klingen zwischendurch eh immer wieder mal kurz an oder auch Keyboard-Sprengsel der alten Genesis bis hin zu Hammond-Sounds (nachzuhören bei «Omnipresence») sind auszumachen. Weiter schrammelt die E-Guitar wiederholt verzerrt rein und dürfte hiermit auch Post Rock Freunde ansprechen. Dazu natürlich die Abteilung der Prog-Rocker, die ihre Antennen von Grund auf solche Musik ausrichten, und da erwähne ich «New Meridian» oder «Chain Of Mind» sowie erneut den Monster-Track «Zodiak». Genre-Fans sollten hier also reinhören!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/-SUYgezHof4
Der Opener «Dig Til You Die» beginnt sehr Pink Floyd-orientiert und entwickelt dann gegen Ende aber ein typisches PRR-Feeling. Der schöne, gemeinsame Gesang von Jon Courtney und Annicke Shireen klingt wunderbar und erinnert an den typisch britischen Progressive Rock. Mir kommen da bei PURE REASON REVOLUTION spontan ältere Arena-Alben in den Sinn.
Sehr gut gefällt der sanft beginnende Art Rock Song «Worship», wo die Jungs mit sehr viel Gefühl zeigen, wo ihre Stärken liegen, auch wenn der Song gegen Ende an Härte zulegt, starke Steigerung mit einem hammermässigen Gitarren-Riff. In «Lifeless Creature» zelebriert die Band die geheimnisvollen, atmosphärischen Art Rock Stimmungen, die durch Verwendung von elektronischen Tasten-Instrumenten hervorgezaubert werden, sehr schön anzuhören.
«As We Disappear» wartet mit einem wunderbaren Aufbau auf. Von ganz ruhigen Klängen mit Piano und akustischen Gitarren, steigert man sich in einen flotten Progressive Rock Song hinein. Ich denke, Progressive Rock und Art Rock Fans werden das neue Album der Engländer mögen. Gerockt wird auf «Coming Up To Consciousness» eher selten, es überwiegt atmosphärische Musik, aber wer das mag, ist hier genau richtig. Übrigens, so am Rande erwähnt, den Bass spielt hier ein gewisser Guy Pratt, der oft mit Pink Floyd unterwegs war.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/ytEnpyrsN1U