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Den Namen der schwedischen Underground Heavy Metaller MINDLESS SINNER kann man ausgezeichnet als Synonym für "authentisch" nehmen. Das unterstreicht die seit 1981 mit mehreren grösseren Unterbrechungen aktive Band auf den regulären Werken und jetzt auch auf ihrem Live-Album «Keeping It True».
Und "authentisch" heisst in diesem Fall wirklich ohne Wenn und Aber, auch wenn es mal weh tut. Das heuer präsentierte Live-Werk wurde 2015 am legendären "Keep It True Festival" in Deutschland aufgenommen, also im Jahr zwei nach der letzten und bis heute anhaltenden Reunion. Vor der Bühne stand ein Publikum, das Mindless Sinner nach allen Regeln der Kunst abfeierte. Die Band dankte es mit einem engagierten Spiel, das nur so vor Kraft strotzte und schmiss den Fans zehn Lieder aus ihrem bisherigen Schaffen um die Ohren. Nachzuhören ist dieses musikalische Spektakel jetzt nach rund acht Jahren. Lohnt es sich denn auch? Jain! Auf der positiven Seite haben wir den rohen Klang der Live-Scheibe, bei dem man gerne dem Promo-Schreiben glaubt, das behauptet, dass hier bewusst alles "100% roh, live und ohne technische Tricksereien» wiedergegeben wird. Der schwedische Metal-Spirit wird hier tatsächlich herauf beschworen.
Auf der anderen Seite darf man sich allerdings fragen, wieso dieses Live-Werk erst jetzt veröffentlicht wird. Jetzt also, nachdem 2015 mit «The New Messiah» und 2020 mit «Poltergeist» zwei weitere reguläre Alben erschienen sind, von denen auf «Keeping It True» natrülich nichts zu hören ist (was bei «Poltergeist» einleuchtet und bei «The New Messiah» zeitlich aber nicht nachvollziehbar ist). Sieht man sich Videos auf YouTube an, finden sich durchaus auch spätere Konzerte der Band, die man vielleicht für ein Live-Werk hätte verwenden können. Schade auch, dass bei den Ansagen des Sängers live und später auch bei der Nachbearbeitung der Hall nicht entfernt wurde. Das wirkt wahlweise peinlich oder "authentisch". Die Interaktionen mit dem Publikum hätten auf diesem Live-Album zudem deutlicher in den Vordergrund gemischt werden müssen, um das Live-Erlebnis in der heimischen Stube noch spürbarer zu unterstreichen.
Fragezeichen stellen sich zum Promo-Schreiben. Die Webseite "metal-archives.com" behauptet, dass dieses Live-Album bereits 2018 erschienen sei. Stimmt das so, wird das von Pure Steel Records verschwiegen und man erhält somit den Eindruck, dass es sich um eine neue Veröffentlichung handelt. Irgendwo zwischen positiv und negativ siedeln sich schliesslich die Lieder der Band an, die den aktuellen Status der Band in jeder Hinsicht bestätigen. Die Songs sind nämlich zu gut, um sie zu ignorieren, zu schlecht aber, um ein grosses (Heavy Metal) Publikum anzusprechen. Kommt hinzu, dass Sänger Christer Göransson immer wieder an seine stimmlichen Grenzen gelangt und in den hohen Lagen nervt. Zum Glück gibt es Lieder wie «Turn On The Power», in denen er mehrheitlich in tieferen Gefilden bleibt. Für «Keeping It True» gilt schlussendlich dasselbe, wie für alle anderen Alben von Mindless Sinner. Es wird sein kleines Publikum finden und begeistern, von der grossen Masse aber (zurecht) ignoriert werden.
Roger W.