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Die amerikanischen Prog-Metaller Witherfall liefern mit ihrem dritten Album den bisherigen Höhepunkt ihrer noch jungen Karriere ab. Was hier zu hören ist, gehört schlicht zum Allerbesten in diesem Genre.
Das kommt für mich alles andere als überraschend. Denn die Amis "zwangen" mich bereits in der Vergangenheit, ihren Werken Punktzahlen zwischen 8.8 und 8.9 zu geben. Diese weitere Steigerung ist aber schlicht nicht selbstverständlich. Zudem erhielten Witherfall im Januar einen unfreiwilligen und nicht gewollten "Promibonus". Gitarrist Jake Dreyer wirkte seit 2016 auch bei Iced Earth und gab nach der Erstürmung des Capitols seinen Austritt, weil sein Iced Earth-Chef Jon Schaffer bei diesem "Grossevent" mit dabei war. Umso unglücklicher, dass dieser Gitarrist, Bandleader, Patriot und Wirrkopf auch das aktuelle Witherfall-Album produziert hat. Wobei er für Witherfall einen extrem geilen Job abgeliefert hat. Hier muss man einfach zwischen der Privatperson und seinem Handwerk unterscheiden können. Dreyer spricht sich denn auch klar gegen die politischen Ansichten seines Ex-Chefs aus. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Nebenschauplatz wenigsten ein paar Leute neugierig macht, in «Curse Of Automn» reinzuhören. Sie werden begeistert sein. Witherfall sind eigentlich Gitarrist Jake Dreyer und Sänger wie Keyboarder Joseph Michael (seit 2018 auch Sänger bei Sanctuary), die sich bei White Wizzard kennen gelernt hatten. Nach ihrem Ausstieg dort gründeten sie Witherfall und musizieren seither mit laufend ändernden Mitmusikern. Dreyer und Michael sollten sich nun mit diesem neuen Werk von ihren anderen Verpflichtungen frei schwimmen können.
Denn «Curse Of Automn£ klingt auf hohem Niveau progressiv in zweifacher Hinsicht: Da sind einerseits die typischen Taktwechsel, die das ein oder andere Lied und insbesondere das 15-minütige Epos «...And They All Blew Away» bereichern. Anderseits lassen sich Witherfall musikalisch nicht einschränken und sind progressiv im eigentlichen Sinn. Hier hört man klassischen Power Metal, Black Metal-Wände, Flamenco-Gitarren, einfach gestrickte Balladen, klaren und gekeiften Gesang, doomig anmutende Stellen, Heavy Metal, verträumtes und Thrash-Metal. Mit anderen Worten: Witherfall können und dürfen alles. Nur auf klassischen Blues getränkten Hard Rock verzichten sie. Dafür ist das ganz einfach zu krass auf den Punkt gespielt. Das Songwriting wirkt trotz aller Wendungen nachvollziehbar. Die Refrains greifen und auch der hohe Gesang wird nur dann eingesetzt, wenn er wirklich gerade Sinn macht. Dazu kommt, dass man die Amerikaner mittlerweile mit keiner anderen Band vergleichen kann. Ihr Klang ist schlicht einzigartig. Wer Prog-Metal mag, wird Witherfall schlicht lieben. «Curse Of Automn» könnte somit zum weltumspannenden Durchbruch werden. Bleibt zu hoffen, dass die geplante Europatour im Vorprogramm von Evergrey tatsächlich stattfinden kann. Dank den neuen Liedern würden Witherfall dann ausschliesslich begeisterte Zuhörer hinterlassen. Sind die Amis das "ganz grosse Ding der Zukunft?" Die Chancen stehen jedenfalls sehr gut dafür.
Roger W.