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Die Überschrift in der offiziellen Presse-Info lautet: "Gegen jede Chance - dem Schicksal zum Trotz!" Wie wahr, denn die Geschichte von Witchbound geht einher mit der von Stormwitch. Im Zentrum steht dabei das tragische Ableben der Gitarristen Harald "Lee Tarot" Spengler (2013) und Martin Winkler (2019).
Letztere genannte Combo wurde bereits 1981 (!) gegründet, existiert offiziell mit Ur-Frontmann Andy Mück immer noch und stand 2015 anlässlich des BYH!!!-Festivals in Balingen (D) in der Messehalle auf der Bühne. Ein Jahr zuvor gründeten drei ehemalige Stormwitch-Members die neue Band Witchbound. Im Geiste gehörte dabei der verstorbene Kollege Harald in Zusammenhang mit bereits vorhandenen Songs als eigentlich viertes ehemaliges Mitglied von Stormwitch auch dazu. Um sein Andenken zu ehren, stellten Gitarrist Stefan Kauffman (hat nix mit Accept zu tun, denn das wäre der Stefan Kaufmann!) und Drummer Peter Langer dieses Songmaterial fertig und brachten 2015 das beachtenswerte, aber leider längst untergegangene Debüt «Tarot's Legacy» heraus. Darauf wurde feinster Teutonen-Stahl gezockt, der unterschiedliche Vibes von Kollegen wie Accept, Grave Digger oder Running Wild aufgriff. Das Riffing von «To Search For The Grail» hätte dabei auch noch gut auf ein Zed Yago Album gepasst. Danach verschwanden Witchbound jedoch bald aus der Wahrnehmung innerhalb der Szene, da sie in den folgenden Jahren keine grösseren Stricke zerreissen konnten. Eigentlich ein Jammer, wenn man sich das töfte und gut produzierte Debüt zu Gemüte führt.
Nun schreiben wir das Jahr 2021, und übrig geblieben sind noch die Herren Kauffman und Langer, die sich mit Natalie Pereira dos Santos (v), Tobias Schenk (v), Julian Steiner (g) und Frank Bittermann verstärkt haben. Geboten wird immer noch Teutonen-Metal, der sich insgesamt aber powermetallischer und symphonischer als zuvor anhört. Natalie und Tobias teilen sich dabei die Leadvocals, die aber nicht im ausgelutschten Schema "The Beauty and the Beast" gefangen sind. Heisst im Klartext, dass beide Gesangsstimmen, vor allem die von Tobias, im Clean-Bereich eingesetzt werden. Die gesangliche Führungsrolle wechselt ab, wobei die Bilanz für Natalie und dem Strich eindeutig besser ausfällt. Solange der Tobi nur Backing Vocals beisteuert, ist alles im grünen Bereich. Vom Aufbau der Songs her sind die Wurzeln des Debüts nach wie vor auszumachen. Allerdings ist der Sound von «End Of Paradise» gegenüber dem Vorgänger weniger kernig, und auch die Transparenz, wie beim alten Track «Holy Ground», wird zu keinem Zeitpunkt erreicht. Das überrascht mich an der Stelle, obwohl die Rhythm-Section genug Druck erzeugt. Trotzdem kann das zweite Album durchaus auch was, und mal sehen, ob es diesmal mit Witchbound erfolgreicher und vor allem nachhaltiger weiter geht.
Rockslave