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"Uh" würde unser aller verehrter Tom Gabriel Warrior ins Mikrofon reinheisernd screamen. Yep, und der Schreiberling adaptiert dieses kultige "Uh" gerne, um die norwegische Black Metal Sensation namens Vreid, welche bereits mit dem neunten Studio- Longplayer «Wild North West» aufwartet.
Acht Tracks, die uns unterschiedlichen, avantgardistischen, progressiven, technischen und abwechslungsreichen Black Metal der höchsten Güte erweisen, wie seinerzeit Celtic Frost mit «Into The Pandemonium». Allerdings nein, denn zwischen Celtic Frost und Vreid besteht ein anderer Avantgarde-Unterschied. War es bei Celtic Frost der klassische Hintergrund, so ist es bei Vreid das Songwriting, denn jeder Song auf «Wild North West» klingt anders, lädt die/den Zuhörenden auf eine sehr interessante und mosaikreiche Reise durch das Universum der Düsterheit ein, obschon die Tracks auf «Wild North West» obskurerweise sehr melodiös und hell ertönen..., und das im Black Metal, yep! Ich möchte «Into The Pandemonium» auf keinen Fall diskreditieren, im Gegenteil, das ist das Höchste aller Avantgarde-Kunst im Metal, was Celtic Frost seinerzeit auf die Rillen des Vinyls pressten. Yep, zeitloser, olymphaftiger und von anderen Bands nie erreichter Avantgarde Metal. Und irgendwie haben Vreid, die Norweger aus Sogndal, Vestland, auch sowas im Black Metal geschaffen. Ein solch' abwechslungsreiches Black Metal Album ist mir schon lange nicht mehr unter gekommen, denn Vreid zelebrieren einen der facettenreichsten Black Metal ever. Es ist eine Odyssey in acht Akten, hervorragend. Da kommen Namen wie Enslaved, Windir, Cor Scorpii, Mistur, Kampfar, Iskald, Immortal, Bathory, Venom, Taake und weitere Konsorten auf den Tisch, und dennoch setzen sich Vreid mit «Wild North West» von allen gekonnt ab. Hvál (Bass), Steingrim (Drums), Sture Dingsøyr (Vocals, Guitars) und Strom (Guitars) setzen da eigene, ebenfalls von keiner Band je erreichte Massstäbe, aha..., analog eben..., wie von Celtic Frost und den Mannen um Tom Gabriel Warrior. Und diese 9. Symphony von Vreid wird ganz bestimmt nie langweilig, never. Der Gesang von Sture ist im leicht heiseren, gutturalen Bereich, mit eher tiefen blackigen Growls zu finden.
Das Geniale daran ist, Sture setzt auch cleane Vocals ein, kann verdammt gut singen und verpasst dem vreidschen Black Metal dadurch eine sehr spezielle Note. Die beiden Gitarren mischen von Thrash-, via Speed-, via oldschooligem Black Metal alles zusammen, auch leicht powermetallische und deathige Momente sind auszumachen. Und das ganz Goile ist, dass neben herrlichen Riffs auch technisch hochstehende Soli zelebriert werden, welche den Schmackesheitsgrad in die Höhe schnellen lassen. Yep, und Sture wie auch Strom setzen ebenfalls gekonnt akustische Parts, welche sehr atmosphärisch und mystisch erschallen. Hvál lässt seien Viersaiter ebenfalls herrlich rein und druckvoll wummernd auf und in unsere Gehörgänge walking-line-bassend niederprasseln, selbstverständlich auch mit solodesken Anleihen. Steingrim lässt uns durch sein multivariables Drumming erfreut aufhorchen, seine Blasts, Grindcores, Double-Basses, groovige Midtempo-Parts, atmosphärische und moshende Straightpatterns, wie auch die virtuosen und gekonnten Einsätze der Toms und Cymbals in den Patterns und Paradiddles, einfach grossartiges Black Metal Gehaue par excellence, chapeau an Vreid! Und je mehr und länger «Wild North West» angehört wird, umso mehr gehen unsere Ohrmuscheln auf Entdeckungsreise. Die Produktion ist hammermässig, druckvoll, klar und rein. Das Cover-Artwork sticht umgehend ins Auge, ergo ein herrliches Teil für die ehrwürdige Ahnengalerie. Anspieltipps? Jeder dieser acht Tracks ist ein Anspieltipp, somit das komplette Album. Es ist herrlicher Black Metal mit viel Schmackes. Und ja, auch dies ist ein Tolstoi-Album, für manche wohl eine zu schwere Kost. Nichtsdestotrotz, für mich eines der Alben des Jahres 2021, nein des Jahrzehnts, nein des Jahrhunderts, nein für die Ewigkeit. Und so wären wir wieder bei Celtic Frost und «Into The Pandemonium». So lasset es für die Ewigkeit in Stein meisseln: Kult!
Poldi