Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Wenn in unseren Breitengraden, speziell bei unserem nördlich gelegenen Nachbar Deutschland, die Rede von einer oder besser "der" Metal-Queen ist, fällt überwiegend und auch zurecht der Name Doro Pesch (Ex-Warlock). Dabei darf aber keinesfalls Jutta Weinhold (73) vergessen werden, die nach wie vor abliefert, und wie!
Die Stil-Nische des "Dramatic Metal" wurde Ende der 80er durch die Band Zed Yago und den beiden wegweisenden Alben «From Over Yonder» (1988) und «Pilgrimage» (1989) begründet und danach mit der Nachfolge-Combo Velvet Viper sowie weiteren zwei Kultalben bis 1993 weiter geführt. Dann riss der Faden leider, wobei sich Frontfrau Jutta Weinhold danach nicht etwa zur Ruhe setzte, im Gegenteil. Das ehemalige Mitglied des legendären 70er Musicals "Hair" blieb stets aktiv und veröffentlichte neben Soloalben auch zwei beachtenswerte Scheiben unter dem Banner von "Weinhold". 2017 reformierte Jutta ihre Band Velvet Viper und stellte ein komplett neues Line-up, sprich Umfeld zusammen, respektive Gitarrist Holger Marx übernahm fortan mitunter den Lead für das Songwriting. Bereits im Frühling 2018 markierte «Respice Finem», produziert von Helloween und Gamma Ray Klampfer/Sänger Kai Hansen, die lautstarke Rückkehr der immer noch stimmgewaltigen Sängerin. Keine Spur von altersbedingtem Kriechtum, und wer in den letzten Jahren mal die Gelegenheit, ja eher das Glück hatte, entweder die Jutta Weinhold Band oder eben Velvet Viper live zu sehen, weiss um die Qualitäten der versierten und gleichzeitig ungemein bodenständigen Frontfrau.
Die Re-Releases der beiden (Zed Yago) Frühwerke, die rechtlich bedingt unter dem Viper-Banner veröffentlicht werden mussten, würdigten diese zeitlosen Songs letztes Jahr ein zweites Mal. Davor setzte «The Pale Man Is Holding A Broken Heart» (2019) eine weitere Duftmarke, die nun im brandneuen Opus «Cosmic Healer» eine aktuelle Fortsetzung findet. Bereits der knackige Opener «Sword Sister» deutet mit galoppierenden Doublebass Drums die Marschrichtung an. Und wer hierbei nicht wüsste, dass "Jutti" Jahrgang 1947 trägt (!), würde nie im Leben darauf kommen, wenn man sie singen hört. Auch der Titeltrack kesselt ordentlich flott durch die Gehörgänge und hält den Spannungsbogen durch variable Tempi aufrecht. Ein Trademark aus früheren Jahren, das auch den aktuellen Songs zugute kommt. Unter anderem nachzuhören beim geilen Groover «Voice Of An Anarchist» oder dem Brecher «Osiris». Ganz ruhig wird es dafür zum Schluss mit dem akustischen Remake von «Götterdämmerung» vom Vorgänger-Album. «Cosmic Healer» ist nicht das perfekte Album geworden, aber die Mucke wirkt frisch und zu keiner Zeit angestaubt. Bleibt nur noch zu hoffen, dass uns Velvet Viper 2022 auch ausserhalb der Heimat mit Konzerten erfreuen werden.
Rockslave