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Ich hatte 2018 schon die Ehre, für das zweite Album «Mythen, Mären, Pestilenz» ein Review zu verfassen, und Ungfell konnten mich seinerzeit nicht restlos überzeugen. Können sie mich diesmal mit ihrem neuen Album «Es Grauet» in ihren Bann ziehen?!
Mit dem gelungenen Intro «Es grauet überm Dorf (Wie s niemert het chönne ahne)» ist der Beginn schon mal vielversprechend. Richtig in Fahrt kommt das Album mit «Tyfels Anlitz (Wie e Huerä zwei Chind empfangt)», und das wird mit hochmelodischem Black Metal bewerkstelligt. Für reichlich Abwechslung wird mit diversen Breaks gesorgt. Mal wird es ganz schnell und dann so richtig episch! Mit dem kurzweiligen Intermezzo «D’Schwarzamslä (Wie us däne Goofe Pfaffä werdet)», in dem Mönchsgesänge und zartbesaitetes Gezupfe aufgeführt wird, geht es weiter. Einen wahren Krimi bietet «Mord im Tobel (Wie en hinterhältige Mord begange wird)», und so baut sich dieser Song langsam auf und bleibt spannend bis zum Ende. Die genialen Melodien leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für das Gelingen dieses Songs. Harsch und blitzschnell, gibt «S’Chnochelied (Wie e Beschuldigti gfoltered wird und Visione bechunnt)» unmissverständlich den Tarif durch und ist ein Paradebeispiel für melodischen Black Metal der Güteklasse 1A!
Auch der barocke Mittelteil fügt sich nahtlos in den Rest des Songs ein. «Stossgebätt (Wie das Wyb als Hex hygrichtet wird)» ist pure Mittelaltermusik, die man sonst auf Mittelalter-Märkten dargeboten kriegt. Mit einem sehr dramatischen Titel kann der nächste Song namens «D’Unheilspfaffä vom Heinzäbärg (Wie Tod und Verdärbe uf das Dorf iistürzt)» und besitzt nicht nur den längsten Songtitel, sondern ist auch zugleich der längste Song dieses Albums. Mit melodischem Black Metal wird abermals gekonnt eine Geschichte erzählt, und die Einsprengsel im Mittelalter-Gewand werden wie Puzzle-Teile in den Gesamtsound integriert. Den Abschluss markiert «S’Fälsebräche (Wie s Böse begrabe wird)» und mit Jodeln (!) lassen Ungfell dieses einzigartige Album ausklingen. Die Schweizer sind mit «Es Grauet» sehr originell unterwegs und lassen auf eine eindrückliche Art verschiedenste Stile miteinander verschmelzen! Für Mittelalterbegeisterte, Geschichtsinteressierte und Fans von melodischem Black Metal ist das sicher mehr als nur ein Geheimtipp!
Roolf
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