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Der Gott des Metalcore hatte wirklich einen Plan, als er UNEARTH aus der Taufe hob. Während andere Bands, die vor zwanzig Jahren aus einer blühenden US-Szene hervor gingen, dem Kommerz erlagen oder aufgrund mangelnder Beharrlichkeit von der Bildfläche verschwanden, ist Massachusetts Vorzeigetruppe nach wie vor am Puls der Zeit.
Mit «The Wretched - The Ruinous» erblickt nach einem Vierteljahrhundert zwar erst Album Nummer acht das Licht der Welt, klingt dafür, wie Metalcore klingen und sich anfühlen sollte. Getreu dem Sound, den sie mit Alben wie «The Oncoming Storm» (2004) mitbegründet haben, doch oft bösartiger als erwartet, lassen die elf Tracks das Genre in neuem Glanz erscheinen. Unearth waren zwar nie allergisch gegen Melodien, aber ein Teil ihrer anhaltenden Anziehungskraft ist, dass sie immer aggressiv und brutal geblieben sind, was auch an Frontmann Trevor Phipps liegt. «The Wretched - The Ruinous» ist mit Abstand die härteste Platte, die die Band je gemacht hat, sowohl in Bezug auf die Produktion, als auch auf die Leistung, und der Sound kratzt ganz schön an der Deathcore Marke.
Der Silberling hält alles bereit - einen Hauch symphonischen Black Metal, eine Prise Komplexität, mischt dann pures Metalcore Geklapper mit nachsichtiger Gothic Atmosphäre und birgt melodische Hooks zwischen Dissonanz und Stakkato-Gewalt. Dazu stets das motivierende Gebrüll von Trevor Phipps, eine stolze Hommage an die Vergangenheit, aber raffinierter und einprägsamer als alles, was die Truppe in den Nullerjahren geschrieben hat. «The Wretched - The Ruinous» endet mit «Theaters Of War», einem der stärksten Songs der Platte und zeigt eindrucksvoll das Potenzial der Band auf. Die Scheibe hat ordentlich Fleisch am Knochen, die Songs an Tiefe und Textur enorm gewachsen. Unearth verdienen grossen Respekt dafür, auf Kurs geblieben zu sein und dennoch härter zuzuschlagen, als je zuvor. Wer es über all die Jahre schafft, ein Metal-Subgenre mit solchem Elan festzunageln, hat definitiv die Aufmerksamkeit und den Platz der Könige verdient.
Oliver H.