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Versteht mich richtig, ich liebe Todd als Sänger. Sei es, als er damals Midnight bei Crimson Glory ersetzte oder Geoff Tate bei Queensrÿche. Todd besitzt ein unglaubliches Organ und kann diese beiden Meistersänger locker ersetzen, so dass es sich anhört, als würden die Ur-Shouter weiterhin bei ihren Stammbands kreischen und Mister La Torre trotzdem seine eigene Note einbringt.
ABER! Muss denn auch hier wieder ein Solo-Album her? Oder ist es ganz einfach das "Signal" von COVID 19, durch welches die Musiker mehr Freizeit erhalten und deshalb nun alle irgendwelche komischen Projekte starten oder Solo-Alben produzieren lassen? Ich habe keine Ahnung. Statt sich für neues Queensrÿche-Material stark zu machen (ob nun mit oder ohne Scott Rockenfield…) kommt «Rejoice In The Suffering» ums Eck. Der Opener «Dogmata» erinnert vom Gesang stark an den verstorbenen Metal Church Sänger David Wayne. Auch beim nachfolgenden «Pretenders» ist dieses hasserfüllte Geschrei ein wichtiger Bestandteil. So wie damals, als Rob Halford mit Fight seinen musikalischen "Ausweg" suchte. Bei «Hellbound And Down» ist man sich nicht sicher, soll dies nun eine traditionelle oder doch eher moderne Nummer werden. Auch klingen die Songs sehr ähnlich, was mich sehr überrascht. Das alles ist nicht schlecht, braucht aber seine Zeit, bis es "zündet". Unter die Haut geht das schleppende und harte, sogar leicht balladeske «Crossroads To Insanity», das mit seinem Doppel-Lead-Solo zu gefallen weiss. Das wütende «Vanguards Of The Dawn Wall» mit seinem wilden Gitarrenspiel, das angreifende und böse «Fractured» und das vorantreibende «Set It Off» sind die Vorboten zum absoluten Hassbrocken auf dem ersten Solo-Werk des Amerikaners. Der Abschluss-Track «One By One» besticht durch eine wütende, angepisste, kalte, gefühlslose und sich von der Welt ablehnende Attitüde. Tja…, singen kann der Junge, das ist unbestritten. Songs schreiben, die hängen bleiben? Zumindest bei mir fehlt da einiges. Der Vergleich mit Judas Priest, als Rob seine Stammtruppe verliess um mit Fight einen wütenden und zur damaligen musikalischen Welt passenden Schritt zu gehen, besitzt viele Gemeinsamkeiten mit «Rejoice In The Suffering». Nicht, dass Todd bei Queensrÿche ausgestiegen wäre, aber musikalisch gesehen geht der Sänger einen sehr ähnlichen Weg, wie damals Rob. Nur dass Mister Halford bessere Tracks schrieb. Einerseits blutet mit das Herz, und auf der anderen Seite ist die stimmliche Darbietung einmal mehr unglaublich. Vielleicht muss ich dem Album einfach seine Zeit geben. Ach ich weiss nicht…, am Ende des Tages wird es so sein, dass ich Todd lieber «Queen Of The Reich» singen höre, als einen dieser Tracks auf seinem ersten Alleingang.
Tinu