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Es gibt ja eine Unmenge an talentierten Bands da draussen, und alle hätten dabei grössere Erfolge verdient. Doch ob das jeweils wirklich eintrifft, hängt bekanntlich von vielen Faktoren ab. Fakt ist auf jeden Fall, dass die britischen Hard Rocker von Thunder eigentlich längst zu den ganz Grossen gehören sollten. Warum das bisher nicht passiert ist, wissen nur die Götter. Nach dem letztjährigen Killer-Album «All The Right Noises» folgt mit «Dopamine» bereits der nächste Wurf!
Eigentlich kam man sich an diesem genialen Rock-Sound ja kaum satt hören, und erst recht verdient «All The Right...» weiterhin grösste Aufmerksamkeit! Die Briten liefern ja eigentlich seit ihrem kultigen und nach wie vor absolut hörenswerten Debüt «Back Street Symphony» von 1990 nur Qualitätsware ab. Leider konnte der Schwung der Neunziger nicht in das nächste Jahrzehnt gebeamt werden, und so kam Sand ins Getriebe, das 1999 und 2009 zu offiziellen Auflösungen führte. Das Live-Feuer erlosch allerdings nie, und das ist die entscheidende Stärke dieser herausragenden Truppe. Damit einher geht auch das stabile Line-up, das seit 1998 mit Danny Bowes (Gesang), Ben Matthews (Gesang, Gitarre, Keyboard), Luke Morley (Gitarre), Chris Childs (Bass) und Harry James (Drums) Bestand hat. Die Corona-Pandemie sorgte nun dafür, dass der Londoner Fünfer, trotz quasi "noch aktueller Scheibe" einen Kreativ-Schub der Extraklasse hingelegt hat, der uns nun gar ein Doppel-Album beschert! «Dopamine» nennt sich der Doppeldecker, und obwohl die insgesamt sechzehn Songs mit knapp 71 Minuten Spielzeit locker auf einem Silberling Platz gefunden hätten, machte man geschäftstüchtig halt zwei mit je acht Songs daraus, na ja. Das kann aber die Freude über den Inhalt nicht schmälern, denn Thunder fügen dem sackstarken Vorgänger weitere Perlen an, als wäre das das Einfachste der Welt. Angeführt durch den nach wie vor kräftigen Gesang von Danny Bowes hangeln sich die Briten locker lässig von einem Highlight hin zum nächsten.
Tracks wie «One Day We'll Be Free Again», «The Dead City» oder «Dancing In The Sunshine» schreien förmlich nach dem anstehenden Sommer. Gemächlicheres wie Balladeskes gehört natürlich ebenfalls zum Repertoire, und da glänzen so wunderbare Dinger wie das fluffige «Even It Takes A Lifetime» mit Hammer-Refrain, das ruhige «Unraveling» oder «Last Orders», das nach getragenem Beginn hinten raus doch noch Fahrt aufnimmt. «Big Pink Supermoon» bringt derweil tragende Piano-Parts mit ein, die im Hintergrund noch dezente Orgel-Begleitung erhalten. «Across The Nation» lässt anschliessend die typischen Thunder erklingen, wie man sie kennt und liebt, um gleich nachher bei «Just A Grifter» den nächsten akustisch gehaltenen Song mit leicht melancholischer Note anzufügen. Wer nun denkt, dass gegen Ende allfällige Füller den bisherigen wie guten Eindruck trüben, lehren einen der Rocker «Disconnected» und «Is Anybody Out There» als weitere Piano-Ballade das Gegenteil. Genial schliesslich der Rausschmeisser «No Smoke Without Fire», dessen laut/leise Parts mit etwas Blues-Touch ausgewogen eingesetzt werden. Zudem hört man hier, wie zuvor auch gelegentlich, zusätzlich eingesetzte female backing vocals, die dem Ganzen noch mehr Tiefe verleihen. «Dopamine» wird seinem Titel von wegen "Neurotransmitter des zentralen Nervensystems" absolut gerecht, ist eigentlich der logische Nachfolger von «All The Right Noises» auf Augenhöhe und überzeugt, trotz Überlänge, ohne nennenswerte Hänger!
Rockslave