Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Doom-Bands wie THE OBSESSED haben es traditionell nie besonders eilig, weder beim Spielen noch beim Veröffentlichen. Mit wieder mal rundum erneuerter Mannschaft (abgesehen von Drummer Brian Costantino) meldet sich der kauzige Doom Metal – Pionier nach sieben langen Jahren mit neuem Stoff zurück. Wobei die Eigenschaft "kauzig" nicht nur auf den Haupt-Akteur zutrifft, und zum Thema «neuer Stoff» werde ich am Schluss auch noch ein paar Worte verlieren.
«Gilded Sorrow», und darüber bin ich sehr froh, knüpft genau dort an, wo «Sacred» aufgehört hat, was bedeutet, dass wir es hier wieder nur marginal mit dem zu tun haben, was man heute gemeinhin unter Doom Metal versteht. Ich bin dem Genre an sich zwar sehr zugetan, aber dennoch finde ich den Ansatz, den The Obsessed mit ihrer Musik verfolgen, sehr originell. Anstatt sich auf standardisierte und risikofreie Genre-Trademarks zu beschränken, gibt sich die Band in ihren Kompositionen stilistisch offen und zugleich recht kauzig, was ihr in der Szene ein Alleinstellungs-Merkmal verleiht, wie es zuletzt vielleicht die Herren von Pentagram innehatten.
Egal ob nun düster, emotional-melancholisch, flott rockig oder bekifft und sumpfig, die Klang-Palette dieser Band präsentiert sich vielseitig aber dennoch in sich konsistent, was schlussendlich der Verdienst von Scott Weinrichs eindringlichem Gesang ist. Man hört ihm zwar an, dass sich inzwischen eine leichte, altersbedingte Patina auf die Stimmbänder gelegt hat, aber ich empfinde ihn lustigerweise gerade deswegen noch intensiver und emotionsgeladener als auf früheren Releases. Es mag zwar nicht jeder der neun neuen Tracks ein absoluter Killer sein, aber richtige Stinker sind auf «Gilded Sorrow» auch nicht vertreten, insofern können alte Fans auch diesmal bedenkenlos zugreifen, und für The Obsessed Neulinge eignet sich die Scheibe als wertiger Einstieg allemal.
Apropos neue Tracks, alte Fans und Neulinge: Ich bin zwar absolut kein The Obsessed Nerd, aber da ich bereits das Vergnügen hatte, den Vorgänger «Sacred» zu besprechen, ist es mir doch aufgefallen. Das Grundriff des Openers «Daughter Of An Echo» und das markante Gitarrenl-Lick des sehr stimmigen «Realize A Dream» basieren auf Songs, die ursprünglich auf dem 2017 veröffentlichten Comeback-Album «Sacred» erschienen sind, namentlich geht es um die Instrumentals «Interlude» sowie «Cold Blood». Ist solches Riff-Recycling überhaupt erlaubt? Ich bin der Meinung ja, einer wie Scott "Wino" Weinrich darf das.
Mirko B.