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Diese Stilecke ist in der Schweiz nicht so prominent besetzt, aber mit Evolve und Appearance Of Nothing kann ich sicher mal zwei Combos nennen, die aktiv sind und Letztere haben 2019 eine tolle Scheibe abgeliefert. Nun schicken sich Sonorous Dynamo mit dem Debüt «Scraps Of Ages» an, ihren Beitrag zu leisten.
Oftmals spielen Musiker ja in mehreren Bands, die sich stilistisch nicht selten frappant unterscheiden. Im Fall von Orgel- und Keyboard-Player Andreas "Ändu" Siegenthaler wäre das die Band Pesticide, die mehr einen auf rotzigen Rock macht. Bei Sonorous Dynamo sind da hingegen ganz andere Sounds gefragt, und das vorliegende Material, das mit 79 Minuten die maximale Abspieldauer des Tonträger-Mediums CD ausnützt, ist das Resultat einer zehnjährigen Zusammenarbeit mit den anderen Bandmitgliedern Matthias "Mättu" Schranz (guitar, lead vocals), Jan "Jänu" Zinsel (bass) und Adrian "Ädu" Moser (drums). Was für Rock'n'Roller (mehr) und Metaller (weniger) jedoch gemeinsam ein Graus ist, entzückt hingegen die Gilde der Proggies. Schon nur die Anzeige von insgesamt nicht weniger als 22 Songs (!) oder eher Chapters lässt erahnen, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Der zunächst instrumental gehaltene Beginn mit dem Dreigestirn «Prologue», «Ouverture» und «Interlude» offenbart sogleich mal die genregerechte wie erhoffte Produktion, die transparent und druckvoll rüber kommt. Dazu gehört auch die töfte Rhythm-Section mit Jänu (b) und Ädu (d). Danach geht es fliessend in den ersten Track «Only My Side» über, wo mitunter die Piano-Klänge von Ändu und die Double-Bass Drum das Geschehen innerhalb des Songs beherrschen.
Die nächste, ebenso nahtlos anschliessende «Interlude» ist dann Prog-Stuff vom Feinsten und je länger das Teil dreht, desto mehr kristallisieren sich für mich die deutschen Kollegen von Vanden Plas, teils vermischt mit Versatzstücken der amerikanischen Stilikonen Dream Theater heraus. So nimmt einen «Scraps Of Ages» mit auf eine ausgedehnte musikalische Reise in die Welt des ausufernden Progressive Metal und Prog Rock, verbunden durch mehrere «Interludes» dazwischen. Diejenige vor «Timeless Night» verströmt dabei gar noch ein paar coole 90er Vibes von Pink Floyd. Und was auf meinem Bose-Kopfhörer schon ziemlich gut klingt, verlangt bei der Home Hi-Fi Anlage nach edlen Komponenten, die hier alles heraus zu kitzeln vermögen. Der stilistische Tanz zwischen (Prog) Rock und Metal wechselt laufend wie fliessend zugleich und bietet bestes Kraftfutter für alle Nerds. Das setzt aber voraus, dass man sich die entsprechende Zeit für dieses durchdachte wie durchgetaktete Werk nimmt. Den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz muss das Schweizer Quartett dabei zu keiner Zeit fürchten. Was mir fehlt, sind höchstens griffige Earcatcher der Marke «Pull Me Under» oder «Take The Time» des Traumtheaters. Doch das schmälert das spürbare Herzblut der talentierten Protagonisten von Sonorous Dynamo zu keiner Zeit, und live wärs noch geiler!
Rockslave