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Als Erstes habe ich mir ernsthaft die Frage gestellt, ob der Sound von Silver Lake allein nicht zu überzeugen vermag, da man den Zusatz "by Esa Holopainen" ultraprominent in Szene setzt. Eingefleischten Fans dürfte bekannt sein, dass Holopainen für Amorphis steht und umgekehrt.
Die bekannten Klänge des Meister-Gitarristen sind in vielen Riffs und Melodien seines Soloalbums zu erkennen, das übrigens sein erstes ist. Silver Lake klingt aber nicht nach einer billigen Amorphis-Kopie und besitzt deshalb durchaus seine Daseinsberechtigung. Es wäre auch eine Schande gewesen, die neun Songs auf einem Laptop versauern zu lassen, denn Holopainen produzierte nicht ein typisches Gitarristenalbum, sondern besticht mit Sängern und Sängerinnen unterschiedlichster Stimmfarben und Stilrichtungen. Jonas Renkse leiht «Sentiment» und «Apprentice» seine melancholische Stimme, sodass der Bogen zu Katatonia gespannt wird, Björn "Speed" Strid setzt im aufgekratzten «Promising Sun» auf seinen The Night Flight Orchestra typischen Klargesang, während mit Tomi Joutsens Stimme bei «In Her Solitude» doch noch eine kleine Brücke zu Amorphis gebaut wird. Esa Holopainen beweist aber auch Mut, indem er vermehrt auf Künstler setzt, die unserer Szene eher fremd sind. So ist der Schwede Håkan "Nordman" Hemlin für den Anteil Classic Rock, der Finne Vesa-Matti Loiri für Doom/Psychedelic und Einar Solberg in «Ray Of Light» für beschwingten Prog zuständig. Trotz all der Stilwechsel wirkt das Album nie wie ein Sampler, was vermutlich dem Gespür von Esa Holopainen für Songs, Arrangements und Atmosphäre zu verdanken ist. Nichts klingt aufgesetzt oder erzwungen, und das Album lebt von seinem organischen Fluss. Die Melancholie der einzelnen Stücke, gepaart mit hoffnungs- und kraftvollen Melodien, schliesst dann auch endgültig den Kreis zu Amorphis, was sicher als grosses Kompliment gewertet werden kann. Ein zeitloses und genreübergreifendes Werk!
Oliver H.