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Die schwedische Prog/Heavy Metal-Band Evergrey sorgte schon immer für eine düstere Stimmung. Ihr Sänger und Songwriter Tom S. Englund setzt dieser Ausrichtung mit dem Alleingang Silent Skies noch einen drauf. Wobei er hier eigentlich nicht alleine ist.
Sehr grossen Anteil an Silent Skies hat Pianist Vikram Shankar. Zusammen haben die beiden ein melancholisches und ruhiges Werk komponiert, das mit Heavy Metal nur am Rande in Berührung kommt. Die Verbindung ist vor allem über Englunds Stimme da. Wer will, kann auch in der Intensität einen Link zur unserer geliebten Musik sehen, oder natürlich auch über die Piano-Balladen, die immer wieder auf Alben unseres Genres auftauchen. ABER schneidende Gitarren, laute Bässe und ein treibendes Schlagzeug sind hier definitiv nicht zu finden. Wer damit leben kann, Englund nur von Klavier, Streicher und gelegentlichen von weiteren Soundspielereien unterstützt zu hören, wird mit "Satellites" mehr als glücklich. Das Songwriting erschliesst sich einem denn auch erst nach und nach. Die grossen Hits sind hier definitiv nicht zu finden. Dafür Atmosphäre, Atmosphäre und Atmosphäre, getragen durch eine Stimme, die in sich gleichzeitig Hoffnung und Verzweiflung vereint. Manchmal wünsche ich mir dabei, dass das Soundgerüst trotz ihrer minimalen Instrumentalisierung noch weiter reduziert geworden wäre. Zehn Lieder sind auf "Satellites" zu finden. Mit «Here Comes The Rain Again» hat sich auch eine neu interpretierte Cover-Version eingeschlichen. Dieses Lied hatte, laut Promoschreiben, schon immer grossen Einfluss auf Englund die Art, wie der Schwede Lieder schrieb. Für reine Heavy Metal-Fans ist dieses Werk eine Herausforderung, die nach spätestens 15 Minuten zu Frust führen kann. Wer aber diese andere Seite von Englund entdecken möchte, für den kann "Satellites" zur Offenbarung werden. Ich selber schwanke zwischen diesen beiden Polen. Denn einerseits ist das Songwriting stark und der Ausdruck riesig – auf die Dauer fehlt mir aber dann doch etwas. "Satellites" ist ein Album für dunkle Abendstunden oder lange Auto- oder Bahnfahrten durch den Nebel oder durch verschneite Landschaften. Es passt deshalb perfekt für das Ende eines Jahres, in dem die Meisten ihre gemachten Pläne stark überarbeiten und immer wieder neue Hoffnung schöpfen mussten.
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10