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Wenn man das Infoblatt zur russischen Doom-Combo Scald bloss oberflächlich durchliest und das Music-Label "High Roller" dabei ausblendet, könnte man hierzu voreilig einen falschen Schluss zu diesem Meisterwerk von 1997 ziehen. Fast ein Vierteljahrhundert später ist der Dornröschenschlaf definitiv zu Ende.
Doom Metal ist aktuell ja nicht gerade der angesagteste Stil im Hartwurst-Sektor, aber nur Trends à la Helloween, Powerwolf oder Sabaton hinterher zu rennen, kanns ja auch nicht sein. Wenn es jedoch gilt, eine alte Perle des Metals wieder neu zu entdecken, kann nur die Qualität das Zünglein an der Waage sein. Dies alles wäre bereits im Oktober 1997 der Fall gewesen, als Scalds Debüt-Album «Will Of The Gods Is Great Power» nur im Format "Kassette" erschien. Diesen Moment erlebte Leadsänger "Agyl" alias Maxim Andrianov nicht mehr, da dieser kurz zuvor und keine 25 Jahre alt, leider einem tragischen Unfall zum Opfer fiel. Bald darauf löste sich die Band auf und versank im Nirgendwo. 2003 tauchte das Teil erstmals auf CD wie remasterter Ausgabe auf und wurde in der Folge mehrfach neu aufgelegt, so auch auf Vinyl (2018). Trotzdem nahm die breite Öffentlichkeit keine Notiz davon, zumal die Band ja nicht mehr aktiv war. Das änderte sich spätestens 2019, als die vier verbliebenen Ur-Members Harald alias Ivan Sergeev (g), Karry alias Vladimir Ryzhkovskiy (g), Velingor alias Ilya Timaschew (b) und Ottar alias Aleksandr Kudryashov (d) wieder zusammen fanden und sich mit Sänger/Gitarrist Felipe Plaza Kutzbach (Destroyer 666, Nifelheim, Procession) verstärkten. Dass das Ganze auch live (wieder) funktioniert, konnten die begeisterten Die-Hard Fans beim "Hammer Of Doom" Festival am 16.11.2019 in Würzburg (D) erleben. Die bisherige Studio-Ausbeute ist die neue 7"-Single «There Flies Our Wail!», natürlich ebenso über High Roller und heuer Ende Februar erschien.
Begleitend zu diesem hoffnungsvollen Neuanfang von Scald und letztlich ebenso durch Corona hässlichst ausgebremst, hat sich das deutsche, renommierte Kult-Label nun auch um das geschichtsträchtige Debüt gekümmert. Producer Patrick W. Engel masterte das Teil in den "Temple Of Disharmony" Studios frisch für Vinyl und hat dabei den rohen Ur-Sound belassen. Zum Glück, denn sonst wäre die spezielle Atmosphäre dieser sechs Songs, die es zusammen fast auf eine Stunde bringen, mit ziemlicher Sicherheit zerstört worden. Nebst der Mucke, die kompositorisch im Fahrwasser von Bathory und Candlemass daher kommt, brilliert vor allem Frontmann Agyl mit dem fantastischen Range seiner Gesangsstimme, die derjenigen von Messiah Marcolin (Ex-Candlemass) lockerst paroli bietet, wenn nicht übertrifft. Das Ganze passt wie Arsch auf Eimer und hätte den skandinavischen Aushängeschildern seinerzeit mächtig Konkurrenz gemacht. Speziell der Gitarren-Sound des Axt-Duos Sergeev/Ryzhkovskiy klingt inzwischen keinesfalls angestaubt, sondern bratzt eigentlich alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt. «Will Of The Gods Is Great Power» gilt es echt neu zu entdecken, und da zähle ich mich auch gleich dazu! Warum ich das edle Album nie auf dem Radar hatte? Weiss der Geier! Doch wie sich auch Sorcerer (die Doomster aus Schweden sind gemeint) spät aber verdient bemerkbar machten, sollte dies auch Scald widerfahren. Die Chancen dazu stehen besser denn je, denn nebst dem Songwriting auf gleichem Level ist Nachfolger Felipe Plaza Kutzbach ein Volltreffer!
Rockslave