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Das Gute vorweg: Royal Hunt existieren immer noch, und der Leadsänger heisst nach wie vor DC Cooper. Doch das alleine reicht schon eine ganze Weile nicht mehr aus, um an die früheren Glanztaten anzuknüpfen.
Die dänischen Progressive Rock-Metaller haben unter der Ägide von Mastermind André Andersen einige Werke für die Ewigkeit erschaffen. Gefühlt ist das leider ebenso lange her. «Dystopia» ist das mittlerweile fünfzehnte Studioalbum seit dem Debüt «Land Of Broken Hearts» von 1992. Wie schon auf den vorangegangenen paar Alben gibt es auch hier Licht (weniger) und Schatten (mehr) zu vermelden. An sich nichts Aussergewöhnliches, aber im Fall von Royal Hunt erwartet der geneigte, respektive verwöhnte Prog-Nerd einfach mehr. Nach dem Intro oder sagen wir eher fast dreiminütigen Instrumental «Inception F451» fährt der Opener «Burn» (hat nichts mit dem Deep Purple Klassiker von 1974 zu tun!) das volle wie gewohnte Brett auf und lässt vermeintlich nichts anbrennen. Anschliessend nimmt uns das fast neunminütige «The Art Of Dying» auf die nächste Reise mit und bietet musikalisch erneut alle bekannten Ingredienzien, die aber erst im letzten Drittel halbwegs zünden. Die von female guest vocals geprägte Halbballade «I Used To Walk Alone» ist anschliessend ordentlich oder kann auch als "nett" bezeichnet werden. Erst bei «The Eye Of Oblivion» werden die Gänsehaut-Momente von früher endlich wieder herauf beschworen.
Davon finden sich auf «Dystopia» jedoch eindeutig zu wenig, und wenn von zehn angegebenen Tracks insgesamt deren drei reine Instrumentals sind, die es zusammen fast auf sieben Spielminuten (!) bringen, geht das einfach an der Essenz ab. So bleibt unter dem Strich gerade mal einziger Song («The Eye Of...») übrig, der nach ein paar Durchläufen die einstige Klasse aufblitzen lässt. Und das, werter Herr Gesangsverein, ist einfach klar zu wenig. Die eigene Messlatte, die man sich mit «Clown In The Mirror» (1994), «Moving Target» (1995) und vor allem «Paradox» (1997) gelegt hat, erweist sich immer noch als zu hohe Hürde. Natürlich gab es auf den späteren Alben diverse einzelne Songs, die das Level zumindest halbwegs halten konnten, aber über die Gesamtdistanz überzeugende Meisterwerke befanden sich nicht mehr darunter. Darüber hinaus wurde das Line-up im Verlauf der Jahre ordentlich durchgeschüttelt, was letztlich immer auf Kosten der Kompaktheit einer Band geht. Dazu gehören mitunter vier Sänger, wobei die Ära mit John West (Ex-Artension) durchaus auch ihre Reize auf «Fear» (1999) und «Paper Blood» (2005) ausspielte. «Dystopia» kann da, trotz Goldkelchen DC Cooper, leider nicht mithalten.
Rockslave