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Dieses Album besitzt Klasse. Dabei hätte ich nie gedacht, dass mich Rebellion überhaupt einmal restlos begeistern könnten, denn mit den Werken der vergangenen elf Jahre hatte ich immer etwas Mühe. Ganz anders sieht die Sache nun 2021 aus.
«We Are The People» weist für mich genau das auf, was ein gutes Heavy Metal-Album ausmachen sollte: Eine schöne Grundhärte, eingängige Melodien, viel Abwechslung und im Idealfall eine gute Botschaft. Die Deutschen bleiben sich auf ihrem neunten Werk lyrisch selber treu und erzählen wieder eine Art Konzept-Geschichte. Dabei konzentrieren sie sich auf mitteleuropäische Kriege und Rebellionen der letzten 220 Jahre – mit Start bei der Französischen Revolution. Der Schlachtruf «Liberté, Egalité, Fraternité, Rebellion!» im Refrain des gleichnamigen Songs könnte sich gar zur künftigen Bandhymne entwickeln. Spannenderweise fand die Geschichte des ersten zu hörenden Liedes aber achtzig Jahre später statt. «Risorgimento» handelt vom «Zug der Tausend», die unter der Führung von Giuseppe Garibaldi Sizilien von der Herrschaft der Bourbonen befreiten. Weitere hier besungene Ereignisse sind Napoleons Wirken, der Deutsch-Dänische-Krieg um 1864, und der erste wie zweite Weltkrieg. Laut Promoschreiben ist die Kernaussage des Albums, "dass Rassismus und Nationalismus Schuld an den Kriegen und der damit verbundenen Zerstörung und Vernichtung tragen". Rebellion ist diese Botschaft enorm wichtig. Nicht anders ist es zu erklären, dass sie hier um das Konzept herum ihre intensivste Musik seit langem komponiert haben.
Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Band 2019 und 2020 gleich drei Bandmitglieder ersetzen musste. Nur noch die beiden Gründungsmitglieder Michael Seifert (Gesang) und Thomas Göttlich (Bass) sind übrig geblieben. Einen entscheidenden Kick könnte diesmal ein weiteres Gründungsmitglied gegeben haben. Gitarrist Uwe Lulis spielt seit 2015 bei Accept und zeichnete sich hier für die Produktion verantwortlich. Zudem steuerte er bei «World War II» diverse Gitarrenspuren bei. Ein weiterer Höhepunkt ist das düstere «Verdun», bei dem die Gitarren wie Maschinengewehre klingen. Neben all dem Kriegsgerassel lassen Rebellion aber auch immer wieder melancholische Melodien zu, welche eine düstere und nachdenkliche Atmosphäre über all den Gräueln kreieren. Trotzdem verströmen die Deutschen auch Grund zur Hoffnung. So klingen «Ashes To Light» und der Titelsong «We Are The People» durchaus positiv. Dass sich die beiden Grundriffs dabei so stark ähneln, dass man zuerst nachschauen muss, ob es sich um dasselbe Lied handelt, ist ein netter Effekt, der durchaus künftig wiederholt werden dürfte. In dieser Form lässt das Riff zum Schluss nochmals aufhorchen und fasst das Ganze prima zusammen. «We Are The People» ist ein Album, dass sehr vielen Heavy Metal Fans gefallen dürfte. Bleibt zu hoffen, dass Rebellion für dieses Werk auch die angemessene Anerkennung erhalten. Von mir gibt es, nebst einer sehr hohen Punktzahl, eine tiefe Verbeugung oben drauf.
Roger W.