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Powerwolf Fans wissen mittlerweile genau, was sie mit jeder neuen LP zu erwarten haben. Eine Sammlung vertrauter Stücke mit mythisch-spirituellem Songwriting, orchestralen Verzierungen, sowie wilde Arrangements und übermenschliche Vocals.
Das ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch, denn es bedeutet nichts anderes, als dass die Arbeit des deutschen Ensembles verlässlich vorhersehbar ist. Dies muss nicht grundlegend schlecht sein, jedoch vermag ihre bewährte Power Metal Formel niemanden mehr aufzurütteln. «Wake Up The Wicked» - das auf «Interludium» von 2023 folgt – ist da keine Ausnahme. Einmal mehr von Joost van den Broek (Ayreon, Blind Guardian, Epica) produziert, ist die Platte genauso mächtig, komplex und schnittig, wie so ziemlich alles andere, was Powerwolf seit ihrer Gründung im Jahr 2004 veröffentlicht haben.
Folglich werden kleine Innovationen kaum wahr genommen, auch wenn es sie gibt. Die Leadsingle «1589» dreht sich um die Geschichte von Peter Stumpp, der im 16. Jahrhundert in der Nähe von Köln lebte und heute als der Werwolf von Bedburg bekannt ist. Unter Folter gestand er mehrere Morde und wurde am 31. Oktober 1589 grausam hingerichtet. Dieser Song gehört mit Sicherheit zu den eingängigsten und gefühlvollsten, die das Quintett seit langem geschaffen hat. Der hymnische Refrain, der Chorgesang, die zarte Klavierarbeit und die feurigen Gitarren-Soli machen «1589» fast unwiderstehlich.
Auch die schrulligen Melodien, die volle Produktion und die nuancierten Elemente von «Sinners Of The Seven Seas» sind unbestritten reizvoll, weil es den Zuhörer in eine lebendige Welt entführt. Auch die Glocken- und Keyboard-Arrangements von «Kyrie Klitorem» tragen dazu bei, dass die Songs stets etwas Spezielles auszeichnet. Der Kinderchor in «We Don't Wanna Be No Saints» ist auch eine nette Idee, und der Abschluss «Vargamor» hebt sich durch eine sanfte keltische Instrumentierung und den entsprechend bittersüssen Gesang ab.
Ohne das grandiose Live-Spektakel, für das die Powerwölfe ja hinlänglich bekannt sind, hat «Wake Up The Wicked» nicht viel Originalität zu bieten. Das Album ist zwar definitiv unterhaltsam und beeindruckend, weil Powerwolf genau das tun, was sie sehr gut können. Eingefleischte Fans werden es deshalb zweifelsohne lieben, aber abgesehen von einer Handvoll besonderer Momente, hat man «Wake Up The Wicked» von der Art und Weise her schon unzählige Male gehört.
Oliver H.