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Metal Factory since 1999
Spricht man von München, stehen umgehend Schlagwörter wie das Hofbräuhaus, das Oktober-Fest auf der "Wiesn" oder der FC Bayern München auf der Matte. Musikalischen Pop-Mainstream verkörpert die Band Münchener Freiheit, und wie stehts mit Lärmigem? Jo mei, schon mal was von Pikes Egde gehört? Nicht? Dann wird es aber höchste Zeit!
Seit 2010 ziert das Bavaria-Ensemble die musikalische Landkarte im Bereich Hard & Heavy, vorab in der Schublade Groove Metal. Meine Wenigkeit machte erst kürzlich die Bekanntschaft mit Sänger/Gitarrist Fikret "Pike" Mujkic, als dieser uns in der "Rocklounge" im Radio Kanal-K in Aarau besuchte. Quasi mit dabei hatte er das brandneue, dritte Album von Pikes Edge, das Mitte Monat veröffentlicht wurde. Ganze fünf Jahre mussten sich die Fans jetzt gedulden, ehe der Nachfolger von «All Of You Beauty» für weitere Höhenflüge sorgen kann. Da ich zuvor keinen persönlichen Zugang zur Band hatte, musste, respektive wollte ich mich zuerst an älteres Material heran pirschen. Die begleitende Konsultation von Spotify förderte mitunter «Denial Of Service», den Opener des letzten Albums, ans Tageslicht. Mit etwas über 70'000 Zugriffen ist zumindest mal bei diesem einen Song bewiesen, dass die Münchener Metaller nicht völlig unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung laufen. Die immer wieder mal thrashig und stets nach vorne galoppierende Mucke wird seit Beginn durch den ausdrucksstarken Gesang von Pike und die mitunter sehr melodiös gehaltenen Gitarren charakterisiert. Der metalcorige Anstrich von Pikes Gesang sorgt an der Basis für aggressive Vibes, die jedoch immer wieder durch Clean-Parts ergänzt werden. Das schafft die vielzitierte wie nicht unerhebliche Varianz, die zum Beispiel beim älteren Song «Faded Shadow» in absoluter Perfektion dargeboten wird.
Das gilt beim neuen Werk in erster Linie mal für den grandiosen Sound, der auf das Konto der Herren Jakob Herrmann (Produktion) und Jacob Hansen (Mix und Mastering) geht. Was für Szenegrössen wie Volbeat, Machine Head oder Evergrey zum guten Ton gehört, lässt Pikes Egde ebenso in hellstem Licht erstrahlen. Dies auch deshalb, weil die bewährte Rezeptur zwischen "hart und herzlich" wiederum wie ein roter Faden auch durch «Hope» hindurch geht. Ein weiteres solches Highlight verkörpern unter anderem «Broken Inside» und «The Man And The Madness», um einfach zwei Perlen unter den anderen spontan heraus zu greifen. Was zum Beispiel bei jüngerem Material von Disturbed teils Anlass zu persönlicher Kritik schafft, wird von Pikes Edge schlicht und einfach weggefegt! Dazu kommt, dass ich mich überraschenderweise echt dabei ertappe, meiner signifikanten Aversion gegenüber metalcorigem Gesang milder gestimmt zu werden. Das Sahnehäubchen folgt letztlich mit dem "gänzlich ruhigen" und wunderbaren «My Favourite Poison». Während David Drainman (Disturbed) den Simon & Garfunkel Klassiker «Sound Of Silence» bemühte und damit nur deswegen die Masse des Mainstreams zusätzlich erreichte, entgeht genau diesem, welche eigene Klasse hier Pikes Edge aufblitzen lassen. Alle zehn Songs weisen das gleich hohe Niveau auf und Schwächen sind keine auszumachen. Somit eine klare Angelegenheit, und hoffentlich bringt Pike das edle Teil noch auf Vinyl heraus, bitte bitte!
Rockslave