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Wenn man der Pandemie ein positives Ergebnis attestieren müsste, dann dies, dass die Mitglieder von Amorphis viel Zeit für andere Projekte hatten.
Nach Esa Holopainen und Tomi Koivusaari sind auch Schlagzeuger Jan Rechberger (mit The Eternal) und Bassist Olli-Pekka Laine an der Reihe. Letzterer wird sein erstes Solo-Album unter dem Namen OCTOPLOID (2022 gegründet) veröffentlichen. «Beyond The Aeons» kombiniert Elemente aus Death und Black Metal der 90er, Prog der 70er und Psychedelic Rock der 90er. «The Dawn In Nothingness» zeigt sofort, was von dieser Platte zu erwarten ist: eine genreübergreifende Mischung aus allem, was Laine hört, mit einem Hauch Amorphis («Elegy» und «Karelian Isthmus»).
«Coast Of The Drowned Sailors» hat ein cooles, melodisches Intro und einige Pink Floyd-Abschnitte, die überraschend gut zu der aggressiven Gesamtstimmung passen. Bei «Shattered Wings» ist Petri Eskelinen (Feastem) als Gast dabei. Er steuert satte Twin-Gitarren-Melodien bei, die den Song aufpeppen. Der Titeltrack ist recht interessant, denn er ist psychedelisch und schrullig, aber trotzdem cool. Das nächste Stück, der Walzer «Hallowed Flame» beginnt mit einem Drum-Fill-Übergang und besticht mit einer stimmungsvollen Atmosphäre, während «Concealed Serenity» eher als gotischer Doom-Track mit leichten Grunge-Anleihen durchgeht.
Der Rausschmeisser «A Dusk Of Vex ist ein kleines Highlight. Es ist ein sehr psychedelisches Stück, das eine Beatles-ähnliche Sitar enthält. Zur grossen Überraschung verwandelt er sich in einen Death Metal-Song, der Sitar-Andeutungen macht und im Refrain zu offensichtlichen 70er-Prog-Einflüssen greift. Dieser Track hat vielleicht einige der härtesten Riffs des Albums und auch das Schlagzeugspiel macht Spass, denn es lockert diesen komplexen Song etwas auf.
Mikko Pietinen, der in erster Linie kein Metal-Schlagzeuger ist, hatte grossen Einfluss auf die Dynamik der Drums. Zum Rest der Band gehören Peter Salonen an den Lead-/Rhythmusgitarren (The Kinky Thing), Kim Rantala (Ex-Amorphis) an den Keyboards und Mikko Kotamäki (Swallow The Sun) am Gesang. Beim Hören von «Beyond The Aeons» wird jedoch deutlich, dass Olli-Pekka Laine eine klare Vorstellung davon hatte, wie sein Sound zu klingen hat und welche Musiker am besten dafür geeignet sind.
Alles in allem sind die acht Songs von Octoploid nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein absolut erfrischendes wie grandioses Hörerlebnis, das eine Menge Mut beweist. Wer mit 70er Jahre Prog-Bands à la Yes, Wishbone Ash und Pink Floyd aufgewachsen ist und später den Death Metal für sich entdeckt hat, wird «Beyond The Aeons» lieben! Frisch und grandios!
Oliver H.