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Nach dem vorletzten Album «Rock'n'Roll Telephone» von 2014 räumte der unersetzbare Dan McCafferty als Frontmann das Feld bei Nazareth. Dies freilich nicht aus freien Stücken, sondern aus gesundheitlichen Gründen. Seinem fixen Nachfolger Carl Sentance (das kurze Gastspiel von Linton Osborn blenden wir hier geflissentlich aus) brachte auch ich stets viel Wohlwollen entgegen, aber die alten Naz sind Geschichte.
Natürlich haben die verbliebenen Musiker das Recht, auch weiterhin dem nachzugehen, was sie am liebsten tun. Und solange sich Bassist Pete Agnew (76) noch halten kann, wird der schottische Rock-Dinosaurier nicht aufhören. Lässt man aber besonders die letzten paar Studio-Alben mit Dan Revue passieren, wird schnell gewahr, dass der kompositorische Range in der Ära Sentance dahin ist. Den gesanglichen Spagat zwischen knackigen Rockern, Midtempo Glanzlichtern und balladesken wie grundsätzlich feinen Klängen, eingebettet in die Ur-DNA von Naz, kann der gute Carl nicht reproduzieren. Dessen ist er sich auf jeden Fall bewusst und macht, zusammen mit der Band, einfach das Beste daraus. Das Resultat sind zweifellos hochwertige Songs, die mit der glorreichen Vergangenheit aber nicht mehr viel gemein haben. Trotzdem wird das Publikum an den Konzerten jeweils auch immer dank einiger alter Hits nach wie vor gut unterhalten. Für Puristen ist das jedoch zu wenig, und auch meine Wenigkeit verliert zunehmend das Interesse an dieser einst so einmaligen Band.
An Carl Sentance liegt es letztlich sicher nicht, und Songs wie «Rubik's Romance», «Push» oder «You Call Me» vom Vorgänger «Tattooed On My Brain» (2018) zeigen, dass es nicht nur unentwegt abzurocken gilt und Mr. Cafferty genau in diesen Momenten schmerzlich vermisst wird. Die neuen Songs befinden sich per se, sprich stilistisch und auch wegen dem immer noch prägnanten Bassspiel von Pete nicht in einem anderen Universum, aber vom Gesamtpaket her sprechen wir von einer immer noch guten Rockband, dessen Glanz der früheren Tage jedoch aus gegebenem Anlass immer mehr verblasst. Das Material von «Surviving The Law» verdient es dennoch wahr genommen zu werden und offenbart nach mehreren Durchläufen einzelne Lichtblicke. Dazu gehören der schmissige Opener «Strange Days», das flott marschierende «Runaway», schleppender Groove bei «Falling In Love» oder lauter Rock mit «Psycho Skies». Nebst fraglos tollen Vocals finden sich hier zudem auch ein paar heisse Guitar-Licks von Jimmy Murrison. So hat es auf «Surviving The Law» für jeden was oder doch nicht?
Rockslave