Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Seit vier Dekaden brettern Naked Raygun ungestüm und ungehemmt durch die Weltgeschichte. Die Truppe gehört zu den wichtigsten Vertretern in der Geschichte des Chicago Punk Rocks und darf sich zudem als "Erfinder" des Chicago-Sounds rühmen.
Naked Raygun wurden 1980 von Santiago Durango (Gitarre), Marko Pezzati (Bass) und später mit Jeff Pezatti (Gesang) gegründet. Jeff Pezzati war über die kommenden Jahre die einzige Konstante der Band, währenddessen sich das Besetzungskarussell munter weiter drehte. Die Punker waren fleissig und veröffentlichten von 1980 bis 1992 fünf Studioalben. «Throb Throb» (1985), «All Rise» (1986), «Jettison» (1988), «Understand?» (1989) und «Raygun… Naked Raygun» (1990). Danach kam bis auf weiteres nicht mehr viel! Ein paar Reunion-Versuche, die keine grossen Wellen schlugen. Die Truppe hat mit ihrem Sound spätere Neo-Punk-Kombos wie «Fall Out Boy», «Blink 182» und den legendären «Foo Fighters» Frontman Dave Grohl beeinflusst. Jetzt, nach 31 Jahren, melden sich «Naked Raygun» mit «Over The Overlords» lautstark zurück. Album Nummer sechs strotzt nur so vor Energie, und es ist kaum zu glauben, dass drei Jahrzehnte zwischen dieser und der letzten Platte liegen. Leider wird es auch das letzte Album mit Langzeit-Bassist Pierre Kezdy sein, der Ende 2020 an Krebs verstorben ist. Das aktuelle Line-up besteht aus Jeff Pezzati, Eric Spicer und Bill Stephens, sowie Fritz Doreza, der in Kezdys Fussstapfen getreten ist. Soundtechnisch hört man gut, dass über die letzten Jahre eine enorme Entwicklung der Technik stattgefunden hat. Stimmlich hingegen scheint der Zahn der Zeit genagt zu haben, da die Vocals teilweise etwas müde und drucklos wirken. Was bei «Go The Spoils» noch direkt und ungebremst rein donnert, wirkt bei anderen Songs wie «Soul Hole Baby» oder «Superheroes» abgedroschen und altbacken. Andererseits wurde musikalisch auch Etliches ausgebügelt, das zuvor noch Anlass zur Kritik gab. Es gehört vermutlich einfach zum guten Ton der Truppe, dass nicht jeder Track makellos und überzeugend sein muss. Wo wäre denn sonst die Punk-Attitüde abgeblieben?
Oliver H.