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Knappe fünf Jahre musste man auf neues Material von den NDH-Urgesteinen MEGAHERZ warten, und die Erwartungen sowie die Vorschuss-Lorbeeren waren dementsprechend gross. Vorab wurden zwei Single-Auskopplungen in den Äther geblasen, die einmal Grund zur Freude und einmal zur Sorge waren.
«Alles Arschlöcher» ist der Song, der Freude macht. Er ist wütend, ehrlich und nimmt den Egoismus der Menschheit aufs Korn. «Engelsgesicht» schmiert dagegen richtig ab. Allein das Thema der "femme fatale", die die Männerwelt das Fürchten lehrt, wurde in der Musik- und Filmwelt bis zum Exzess behandelt, und die Musik dazu macht es leider auch nicht besser. Doch nun hat das Zweifeln ein Ende, und man kann sich nun vom Album «In Teufels Namen» eine eigene Meinung in voller Länge bilden. Elf Tracks auf Album Nummer elf sind eine runde Sache, doch ich nehme es gleich vorweg, sie sind durchzogen. Der Opener und Titeltrack besticht mit einem zentralen Riff, das vollends jeden Nerv trifft.
Dann folgen mit «Rabenherz» und «Engelsgesicht» gleich zwei Songs, die eher öde und zu soft daherkommen. «Freigeist» legt dann wieder an Power zu, um ihn sogleich an «Kannst du den Himmel sehen?» wieder abzugeben. Ähnlich geht es in der zweiten Hälfte weiter, nur der Rausschmeisser «Auf dem Weg zur Sonne» besitzt die richtige Megaherz-Mixtur zwischen düsterer Epik, metallischen Klängen und der nötigen Eingängigkeit. Dazwischen, und das finde ich persönlich sehr schade, ist der plumpe Abrechnungs-Song «Der König der Dummen», in dem Attila Hildmann als Anführer jeglicher Verschwörungs-Mythen gebrandmarkt wird.
Es ist nicht so, dass ich die Ansichten eines Herrn Hildmann unreflektiert teile, denke aber, dass fairnesshalber «Der König der Dummen Part II» über einen gewissen Herrn Lauterbach auch Pflicht gewesen wäre. «In Teufels Namen» scheint wirklich der Teufel zu stecken, denn ein Himmel hoch jauchzendes oder höllisch vernichtendes Urteil zu fällen, scheint auf die Schnelle nicht möglich. Fakt ist, dass «Kopfschuss» und «Himmelfahrt» zwei brachial gute Megaherz-Alben waren und «Komet», auch nach dem Abgang von Sänger Alexander Wesselsky und Gitarrist Noel Pix, gute Chart-Positionen einfuhren. Die Band versteht also ihr Handwerk! Belassen wir es doch dabei, dass «In Teufels Namen» nicht die schlechteste, aber auch nicht die beste Platte ihrer langen Karriere geworden ist. Treue Fan-Seelen werden auch dieses Stück Musikgeschichte lieben.
Oliver H.
Punkte: 6.9 von 10
2. Meinung: Ach Megaherz..., wohin hast du dich nur entwickelt? Seit dem Weggang von Alex Wesselsky und Noel Pix schlug das Herz genau noch ein einziges Mal im ursprünglichen Takt, nämlich bei der Nachfolge-Scheibe. Danach, mit Lexx Wohnhaas, kam die Schieflage. Das Grundgerüst blieb nach wie vor bestehen, soweit schon mal gut. Aber die Texte..., der Inhalt, die Reime..., das bitterböse Augenzwinkern, welches vorher immer wieder durchblitzte..., all das kam nie wieder. So leider auch bei dieser neuesten Scheibe. Megaherz wären so viel mehr..., oder waren eher so viel mehr, muss man sagen.
Es genügt schlichtweg einfach nicht, 08/15-Riffings aneinander zu reihen und bei den Texten entweder pathetisch, jammernd oder pseudo-anklagend zu sein (es ist sehr einfach, über jemanden herzufallen, wenn diese Person eh schon geächtet wird, egal, ob man deren Aussagen zuspricht oder nicht). Oder den Songtitel mehrfach hintereinander zu singen/schreien. Das wirkt einfach nur kindlich. Fazit: Das Megaherz hat für mich persönlich spätestens mit dieser Scheibe aufgehört zu schlagen, übrig bleiben nur noch die Erinnerungen an die guten alten Zeiten. Wer modernen "Metal" mit praktisch keinerlei Ansprüchen sucht, wird hier fündig.
Toby S.
Punkte: 2.5 von 10