Musikalisch wird die Reise, die «Dystopia» vorgab, konsequent weiter verfolgt. Dabei erklingen speziell die Gitarren-Parts, welche das beste Duo bei Megadeth spielt, sprich Mustaine und Kiko Loureiro, wie von einem anderen Stern. Was die Jungs beim schnellen «Life In Hell» auf dem Griffbrett hinzaubern, ist nicht von dieser Welt. Dabei flechten die Herren auch immer wieder geschickt Wechsel beim Tempo ein, bei denen man sich unweigerlich an die Frühphase («Peace Sells… But Who's Buying») erinnert fühlt. Klar werden sich die Kritiker wieder an der Stimme von Dave stören. Aber im Ernst, will der Megadeth Fan denn einen anderen Sänger als den Blondschopf? Bösartig versprüht «Night Stalkers» mächtig viel Gift, und dies zusammen mit Ice T., während die gefühlvolle Seite bei «Dogs Of Chernobyl» zu hören ist. Eine Nummer mit akustischen Gitarren und einem unglaublichen Aufbau, der sich in einem harten Midtempo-Track entlädt und am Schluss mit Doublebass Drum Gewitter beendet wird.
«Sacrifice» hätte seinen Platz auf «Countdown To Extinction» gefunden, und das verspielt mit fiesen Gitarren Attacken gespickte «Killing Time» wäre ein würdiger Part auf «Youthanasia» gewesen. «Soldier On» hätte man dagegen bestens bei «Rust In Peace» untergebracht, während «We'll Be Back» auf «Killing Is My Business… And Business Is Good» das Album bestens abrunden würde. Hat sich Dave kopiert? Nein, sondern er hat sich erneut seiner Stärken besonnen und dabei ein unglaubliches Album rausgehauen. Das Highlight ist jedoch «Célebutante». Ein Riffmonster, das in meinen Augen mit viel Geschwindigkeit der grösste Hit der Jungs werden könnte. Megadeth sind kein bisschen schlechter als auf dem Vorgänger. Nein, das Quartett bringt mit «The Sick, The Dying… And The Dead» ein Werk an den Start, das sicher zu den besten dieses Jahres gezählt werden kann.
Tinu