Dabei bleibt die Band stilistisch unberechenbar und klingt mal poppig, dann wieder heavymetallisch oder wildert gar in knüppelharten Gefilden. Entscheidend ist hier die Stimmung, welche Mayfire aufbauen – und die ist schlicht grossartig. Wenn das Promo-Schreiben dabei als Vorbilder Dream Theater oder Leprous aufführt, ist das durchaus nachvollziehbar. Dies allerdings als grobe Grundrichtung, denn Mayfire klingen zu jederzeit sehr eigenständig. Von der Stimme und Atmosphäre her fallen mir dazu selber noch Evergrey ein. Und ja, einen Groover wie «A Sense Of Purpose» muss man neben den poppigen Liedern erstmals auf die Reihe bringen können. Noch besser als auf Tonträger könnten Mayfire live klingen, denn hierbei dürfte das Publikum dann erst richtig in die Musik eintauchen.

Das einzige Manko dieses Album ist die Einleitung. Hier wird eine epische Geschichte erzählt, welche die Menschheit am Abgrund und Wendepunkt sieht. Diese doch starke Aussage vergisst man mit zunehmender Laufdauer wieder. Hier wären wohl weitere Anhalts-Punkte gut gewesen. Aber auch so erzeugen die Nordländer immer wieder fast lautmalerisch wunderbare Klänge zwischen laut und leise. Hier sind schlicht Meister am Werk, und wenn ein Lied wie «The Age Of The Kings» im Mittelteil fast nur von der Stimme getragen, fast auseinander bricht, nur um in ein episches Gitarren-Solo überleiten zu leiten, ist man endgültig vom songwriterischen Können dieser Band überzeugt. Wer progressive Klänge mag, kann hier mit «Cloudscapes & Silhouettes» definitiv nichts falsch machen.
Roger W.