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Manchmal gibt es Alben, die beim ersten Hördurchgang einfach nicht knallen. Ich würde staunen, falls ich die erste Person wäre, die «Roses From The Deep», das zweite Solo-Album des finnischen Bassisten, Sängers und Songwriters MARKO HIETALA nicht so prickelnd fand. Beim zweiten Versuch zeigte sich allerdings, dass wohl der Opener «Frankenstein's Wife» die ganze Platte in ein falsches Licht gerückt hat.
Bereits beim zweiten Titel findet sich nämlich ein Element symphonischer Extravaganz, das nirgendwo deutlicher wird als bei «Left On Mars», wo der Gast-Gesang von Tarja Turunen dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Darauf folgt das Grunge-lastige «Proud Whore», das von Tuomas Wäinölä mit herrlicher Leadmusik untermalt wird. Es wird schnell klar, dass «Roses From The Deep» ein Wachstums-Album ist. Man muss sich wirklich Zeit nehmen, damit die Bandbreite der Darbietungen entdeckt werden kann.
Der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Albums schuf der ehemalige Nightwish Mann mit «Dragon Must Die». Das 8-minütige Epos steht gross und stolz in der Mitte der Scheibe, eine Mischung aus Folk Metal und einer fesselnden Erzählung. Für Neulinge wird es ein schwieriger Moment sein, denn der Text besitzt eine tiefere Bedeutung - sicher kein Schwert- und Zaubersong. Allgemein sind die Texte düster und introspektiv gehalten, während die ausladenden Klanglandschaften für cineastische Produktionen geeignet sind.
Wahrscheinlich ist es auch die Abwechslung, die sich durch das gesamte Album zieht, die «Roses From The Deep» zu einem Hörerlebnis macht. Es ist eine kaleidoskopische Lawine von Genres, die von Folk bis zu progressivem Rock reichen und sich mit riesigen, gefühlvollen Passagen von Symphonic Metal vermischen. Durch die Wiederholung steigt auch die Bewunderung für eine komplexe und schön gestaltete Veröffentlichung, die sich mit überraschender Kohäsion auf einem dynamischen Pfad vom Anfang bis zum Ende durchschlängelt.
Der Ohrwurm des Albums dürfte wohl «Rebel Of The North» sein, ein Track der hüpfend seinen Weg ins Gehirn findet und den Abschluss macht schliesslich der emotionale Titeltrack, bei dem Streicher eine dramatische Kulisse bilden. Es ist eine Ballade voller Gefühl und Leidenschaft, die fein ausgearbeitet ist, sanft vor sich hinglimmt und einige der besten Gitarren-Arbeiten des Albums enthält. Es ist zudem auch der Song, der für Hietalas Stimme wohl am besten geeignet ist. Zusammen haben all diese Tracks «Roses From The Deep» zum wohl am meisten erwarteten Album des Jahres 2025 gemacht. Geschmack ist nun, was Ihr daraus macht!
Oliver H.