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Die schwedischen Prog-Metaller Loch Vostok müssen sich nach ihrer Kurskorrektur zuerst noch etwas finden.
Denn gefällt dieses quasi-Debüt-Album zu Beginn noch, merkt man ab der Hälfte, dass sie die immer gleiche Progressive Metal Formel von Lied zu Lied wiederholen. Dadurch verliert das an sich hervorragende Songmaterial stark an Durchschlagskraft. Aber von vorne: Nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte konzentriert sich Gitarrist und Leadsänger Teddy Möller seit 2019 nur noch auf die Gitarre und die Screams. Neu in die Band wurde Jonas Radehorn geholt, dessen Stimme an Tom S. Englund (Evergrey) oder Roy Khan (Ex-Kamelot) erinnert. Zusammen mit den Crowls von Möller ergibt sich ein Stilmix, der zwischen zart, doomig, stampfend, episch bis zu Double-Bass Drum-Attacken reicht - und das durchaus mal im selben Lied. Dazu kommen ohrenfreundliche Leadgitarren, die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Hervorragende Beispiele dafür sind als erste beiden Lieder auf diesem Album «The Freedom Paradox» und «Enter The Resistance». Beim darauf folgenden «The Glorious Clusterfuck» werden kurzzeitig gar Ausflüge in den Industrial Metal unternommen. Und «The Great Escape» vermengt gar Pop mit einem treibenden Riff, das von der Atmosphäre her durchaus mit MUSE mithalten kann. Einzeln gesehen bieten hier Loch Vostok elf grandiose Songs. Über das ganze Album gesehen wird aber die Formel "Starker Beginn, ruhiger Zwischenteil, der laufend an Härte zulegt und sich im Refrain entlädt" einfach zu oft wiederholt. Auch wenn sich Loch Vostok in der Detailausstattung sehr viel Mühe geben. Hier wünschte ich mir den Mut, dass die Schweden noch mehr aus ihrem eigenen engen Korsett ausbrechen. In dieser Form weicht die anfängliche Begeisterung mit zunehmender Album-Länge einem "nett". Das müsste nicht sein und entwertet dieses Album unnötig. Freunde von Prog Metal können hier aber gerne ein Ohr voll riskieren, denn die drei Lieder zu Beginn von «Opus Ferox – The Great Escape» sind schlicht der Killer.
Roger W.