Die Melodien sind noch eingängiger und gleichzeitig progressiver. Stilistische Scheuklappen? Fehlanzeige! Diese Offenheit braucht es auch als Zuhörer, denn wer sich ausschliesslich mit geradlinigem Hard Rock oder Heavy Metal anfreunden kann, wird bei Leprous neuer Musik mit Unverständnis und Ablehnung reagieren. Auf «Aphelion» mischen die Nordmänner Rock mit Heavy Metal, Pop, Industrial, leicht technoiden Elementen und Alternative Rock/Metal. Spannend dabei ist, wie sie bei den beiden Liedern «Running Low» und «Nighttime Disguise» gar eine Bläsergruppe einbauen. Bei weiteren Liedern sind auch Gastbeiträge von einem Cellist und einem Violonisten zu hören. Damit schaffen Leprous schlicht klingende Kunstwerke. Diese entwickeln sich jeweils von bittersüss und ruhig hin zu grossen metallischen Eruptionen, können aber auch mal intensiver beginnen, um dann wieder in das bekannte Schema abzurutschen. Was hier zu hören ist, ist schlicht grosse Klasse – und das mit jedem der zehn Lieder. Das einzige, was man Leprous vorwerfen kann, ist, dass halt trotz aller Progressivität immer wieder eine sehr ähnliche Liedformel abgearbeitet wird. Trotzdem wäre es ungerecht, dieses Meisterwerk aufgrund dieses "Mangels" schlecht zu reden. Offene Gemüter werden «Aphelion» schlicht lieben und die Band für ihre Songs verehren.
Roger W.