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Die ukrainische Metal-Band JINJER gilt als Phänomen in der Modern Metal Landschaft und sie hat sich durch harte, unerbittliche Arbeit, herausragendes Talent und unermüdliches Touren an die Spitze des Genres katapultiert. Angeführt von Frontfrau Tatiana Shmayluk, bringt der Vierer sein wohl epischstes Album auf den Markt.
«Duél» geht den musikalischen Weg der Band konsequent weiter. Genre-Regeln werden neu definiert, Grenzen gesprengt und Erwartungen ignoriert. Heraus kommt dabei ein einzigartig innovativer und unnachahmlicher, moderner Groove Metal Sound. Shmayluks Gesang ist einerseits glatt wie Seide, dann wieder kratzbürstig und bellend, was die Vocals sehr abwechslungsreich macht. Auch von Song zu Song sind die Übergänge knochentrocken und bieten ohne Vorwarnung neue Sound-Strukturen. Der Opener «Tantrum» bläst zum Angriff und ist bezeichnend für die gesamte Platte.
Die Instrumentalisten hinter den Vocals sind wunderbar synchronisiert. «Hedonist» springt in grungige Riffs über, während «Rogue» ein echtes Biest von einem Track ist. Zum Stück «Kafka» sagte die Sängerin etwas, das in der Musiklandschaft leider nur allzu wahr und weit verbreitet ist: "Künstlerin zu sein, ist manchmal schön, aber meistens brutal, da unsere Kunst, Wort für Wort seziert und Note für Note zerpflückt wird. Es ist aufregend, aber gleichzeitig surreal und absurd". «Green Serpent» klingt neu und frisch, ein Sound, der sich von allem unterscheidet, was Jinjer bis dato kreiert haben.
Die Komplexität der Musik zieht den Zuhörer in seinen Bann, und man kann, ob gewollt oder nicht, gar nicht mehr weghören. «Fast Draw» ist ein dem Hardcore entsprungenes Biest, das nicht zu bändigen ist. Der Song ist von der ersten Sekunde an straight und man surft auf einer Riffwelle, die einem gute drei Minuten durchträgt. Der Schluss- und Titeltrack ist an Komplexität wieder kaum zu überbieten. Punkig, metallisch räumt er noch alles aus dem Weg, was bis dahin nicht in die Binsen gegangen ist. Der Gesang ist teils zart, um dann in brüllendes Geschrei auszubrechen.
Obwohl ich mich mit dem teils nervösen Djent-Gefrickel noch immer schwertue, ist «Duél» ein elektrisierendes Album, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Ohrwurm-Melodien gehören bekanntlich nicht zu Jinjers Trademarks, aber musikalische Grenzen zu verschieben und andere Sphären der Musikalität zu erforschen, darin ist das Quartett meisterhaft. Auch wenn das Mann-Frau-Thema im Metalzirkus nicht gerne thematisiert wird, bin ich davon überzeugt, dass Jinjer mit diesem Album die Tatsache unterstreichen, dass Frauen im Metal, langsam aber sicher, die Führung übernehmen.
Oliver H.