Kakko betont denn auch: "Himmelkraft verleihen mir die Freiheit, mich ausleben zu können» und ergänzt: "Nicht in einer Schublade, eher in einem gigantischen Höhlen-System, in dem ich mit meinen musikalischen Ideen herumwandern und mit Stimmungen und Klanglandschaften spielen kann." Mit diesen Worten ist dieses Album eigentlich bereits passend und abschliessend beschrieben. Was bedeutet das aber konkret für den Zuhörer? Der Finne lädt uns in ein Sound-Universum ein, in dem er als Erzähler und Sänger gleichermassen durch verschiedene Fantasie-Welten führt. Musikalische Basis ist dabei Rock bis Heavy Metal.
Darauf stülpt er verschiedene Sounds aus Industrial, Folk, Klassik, Prog, Kirchenmusik wie Hörspielen und giesst es zu einem neuen Ganzen zusammen. Jedes Lied klingt anders, wirkt aber grundsätzlich geheimnisvoll und melancholisch. Das Beste aber ist, alles bleibt nachvollziehbar. Es braucht höchstens ein bis zwei Durchgänge, um zu verstehen, was Tony Kakko mit Himmelkraft genau tun und aussagen möchte. Dieses Album bringt keine Party-Atmosphäre ins Auto oder ins Haus, sondern wirkt wie ein schönes Gemälde an der Wand. Ein Werk das pulsiert und sich ständig verändert. Mal wild wirkt, dann wieder sanft. In «Dog Bones» baut man dazu gar Französisch ein, während der Rest des Albums auf Englisch gesprochen und gesungen ist.
Himmelkraft machen Kunst. Wer sich darauf einlassen möchte, ist herzlich willkommen. Die lange Entstehungs-Zeit seit den frühen 2000er-Jahren hört man diesem Album nicht an, das abgeklärt, verspielt und frisch klingt. Die Pandemie ermöglichte es schliesslich dem Sänger, sich endlich intensiv mit dieser Musik zu beschäftigen. Mit in der Band ist nun unter anderem Sonata Arctica Bassist Pasi Kaupinnen. Für Tony Kakko soll es nicht bei diesem einen Album bleiben. "Es ist eine Welt für sich, und wir haben gerade erst an der Oberfläche gekratzt", verheisst er. Das sind gute Nachrichten für alle, die tatsächlich Zugang zu dieser schönen Musik finden. Fantastisch!
Roger W.