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Nach der letztjährigen, vierteiligen Live-DLP-Reihe "Strange Horizons" (Chicago, Bridgeport, Los Angeles und Nashville), die aktuell bei Discogs preislich durch die Decke schiesst, haben Greta Van Fleet nun ihren dritten Longplayer eingetütet, der sich enormen Erwartungen entgegen gestellt sieht. Diese wurden durch den brillanten Zweitling «The Battle At Garden's Gate» (2021) geschürt, der die Genialität der aufstrebenden Youngsters erneut offenbart hat.
Natürlich ist hier um diese Band auch ein entsprechender Hype nach dem 2019 gewonnenen Grammy in der Kategorie "Best Rock Album" dafür verantwortlich, dass die drei Gebrüder Joshua "Josh" Kiszka (v), Jacob "Jake" Kiszka (g) und Samuel "Sam" Kiszka (b) sowie Daniel "Danny" Wagner (d) zumindest in der Heimat in aller Munde sind. Bei uns nimmt man die Truppe, die letzthin auch ein paar wenige Gigs in Deutschland spielte, langsam aber sicher auch wahr. Die Vergleiche mit Led Zeppelin von wegen den Vibes ja, Rip-off klar nein, haben den Jungs bisher mehr genützt als geschadet, zumal sie von sich selber sagen, dass Plant & Co. weder einen signifikanten Einfluss auf die Band, noch das Songwriting ausüben. Hört man sich aber zum Beispiel den Song «Built By Nations» an, dann relativiert sich diese Aussage auf dem Fusse. Doch seis drum, denn die Mucke der jungen Amis aus Michigan bietet insgesamt einiges mehr.
Dass Jacobs Stimme dabei unweigerlich an (den jungen) Robert Plant erinnert, ist Fakt und ein Markenzeichen. Das neue Album mit dem Titel «Starcatcher» war schon Ende 2022 im Kasten, wurde aber erst jetzt veröffentlicht. Zehn neue Songs (auch auf der Japan-Edition sind nur deren zehn drauf) versuchen nun, die selbst schon ziemlich hoch angesetzte Messlatte des Vorgängers zu erreichen oder liegt gar mehr drin? Ein erster Durchlauf lässt auf jeden Fall keine Abnützungs-Erscheinungen erkennen. Umrahmt vom äusserst prägnanten Gesang, heisst ein paar wenige Takte reichen aus, und schon wird Josh an seiner Stimme erkannt, liefert bereits der Opener «Fate Of The Faithful» abwechslungsreiche Rock-Musik, wo nebst der Verwendung eines Clavinets (vielfach bei Supertramp gehört) ein Guitar-Solo einsetzt, das sich mehr nach Jimmy Page als sonst etwas anhört, aber dieses Thema wurde ja bereits angesprochen.
Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen. Für meine Begriffe schimmert das Luftschiff immer wieder durch, aber Greta Van Fleet machen definitiv etwas Eigenes daraus. Zudem ist die Resonanz schon jetzt beträchtlich, und das wird nicht mehr lange dauern, bis diese aufstrebende Truppe jedes noch so grosse Stadion auf der Welt füllen wird. Dazu braucht es neben Glück und weiteren guten Songs auch das Momentum, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. «Starcatcher» fungiert hier auf jeden Fall als Tür-Öffner, und einer meiner Favoriten ist mitunter «Sacred The Thread». Das bewusst kurz (?) gehaltene Rock-Intermezzo mit «Runaway Blues» zeigt eine weitere Facette, ehe sich die Backing-Vocals bei «The Indigo Streak» auf einmal nach Yes in den 80ern anhören. Überhaupt entdeckt man nach mehrmaligem Anhören weitere Details, und wer bei «Meeting The Master» keine Gänsehaut kriegt, dem fehlt etwas.
Rockslave