Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Über Faun braucht man nicht viele Worte verlieren. Mittelalter, Romantik und verzauberte Welten. Sie gelten international als exzellente Multiinstrumentalisten, die alte und auch zum Teil exotische Instrumente aus aller Welt beherrschen.
Dazu kommen der mehrstimmige Gesang und schwebende Klänge. Der Mix mit Synthesizern und Samplern lässt die kostümfreudigen Künstler aus der Masse der Mittelalter-Bands absolut hervorstechen. Drei Jahre haben sich die Münchner mit heimischen Märchen ihrer Kindheit auseinandergesetzt und verbinden gekonnt Realität und Fantasie. Ein musikalisches Märchenbuch, das geprägt ist von weiblichen Protagonisten, die eine fast schon unrealistische Stärke zeigen. Gehörte ich etwa auch zu diesen alteingefleischten und extremistischen Faun-Jüngern vergangener Tage? Ja! Habe ich doch auch nur noch halbherzig, seit dem Album „Von den Elben“, bei „Luna“ und „Midgard“ hingehört. Geschichten von fantastisch verträumten Welten fangen alle mit „Es war einmal... “ an. Und so beginnt auch das Album mit dem gleichnamigen Prolog. Also folge ich dem Aufruf von Oliver S. Tyr und werfe Vergangenes ab, höre <<endlich>> auf dem Stil der alten Alben nachzutrauern und lasse mich in die mystische Welt mutiger Helden und Fabelwesen tragen. Wie nicht anders zu erwarten war, sind die Songs musikalisch tadellos produziert. Aber können sie mich auch wieder verzaubern? Ja, sie können!
Dem Prolog folgt ein poppig angehauchtes „Rosenrot“. Auch „Spieglein, Spieglein... “ schlägt später, als Neunter, noch einmal in die gleiche musikalische Kerbe. Aber der leichte Einfluss passt stimmig zu den verträumten Texten. Ich bin tatsächlich überrascht. <<Wunder geschehen, wenn man an sie glaubt>> „Aschenbrödel“ heisst das sechste Kapitel. Die Melodie kennen wir doch! „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist wohl nicht nur mir bekannt. Karel Svoboda heisst der tschechische Komponist und Faun geben, mit einer Bearbeitung der Melodie, allen eine Hymne an die Hand, die sich gerade aus einem Loch graben müssen. Kommen wir zu meinen persönlichen Highlights, ohne die anderen wie auch „Seemann“, „Sieben Raben“, „Holla“, „Fallada“ und „Thalia“ entwerten zu wollen. „Hagazussa“ und „Die weisse Dame“- so und nicht anders muss sich für mich Faun anfühlen! Eintauchen in eine andere Welt, sich treiben lassen und allein seinen Gefühlen folgen. Songs die die Realität „entschleunigen“ und die Zeit anhalten können. Für meinen absoluten Favoriten, „Drei Wanderer“, hat man sich Versengold eingeladen. Der Einfluss von Malte ist nicht überhörbar. Ich kann das Lagerfeuer riechen und die tanzenden Glöckchen schon hören. Leider ist nach drei Minuten bereits Schluss. Einzig „The Lilly“ will sich so gar nicht in die Stimmung der Vorgänger einreihen. Ob es am englischen Text liegt […] Mit dem hier vorliegenden musikalischen Kunstwerk, gefüllt mit melancholischen Balladen bis hin zu überschwänglichen Tanzliedern, „Märchen und Mythen“, kehrt für mich wieder Authentizität zurück in die Mittelaltermusik-Landschaft. Pagan-Folk – jetzt macht auch für mich die Genre-Bezeichnung wieder Sinn.
Anne K.