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ENEMY INSIDE kehren lautstark mit ihrem dritten Studio-Album «Venom» zurück. Die deutsche Metal-Band, angeführt von der kraftvollen und charismatischen Sängerin Nastassja Giulia, entwickelte ihren Sound stets weiter und verbindet modernen Alternative Rock, Industrial-Elemente und die Intensität des Metalcore zu einem kohärenten, elektrisierenden Musikerlebnis.
Nach dem Erfolg von «Phoenix» (2018) und «Seven» (2021) zementiert «Venom» die Identität der Band, indem sie klangliche Grenzen erweitert, während sie ihren melodischen und harten Wurzeln treu bleibt. Bereits der Opener und Titeltrack lässt keine Spekulationen zu, was die Zuhörerschaft während der folgenden zehn Songs noch erwarten wird. Enemy Inside lehnen sich stark an ihre charakteristische Mischung aus hymnischen Refrains, krachenden Riffs und brechenden Breakdowns an, und verfeinern ihre Fähigkeit, Aggression und Zugänglichkeit in Einklang zu bringen.
Wobei für mich persönlich die Zugänglichkeit etwas auf der Strecke bleibt. Die Songs sind oft wirr aufgebaut, switchen zwischen diversen Elementen und lassen dem Zuhörer kaum Zeit, ihre wahnwitzigen Kreationen zu verdauen. «Sayonara» und «Fuck That Party», letzterer mit Zak Tell von Clawfinger, erinnern stellenweise stark an Babymetal, was nun Segen oder Fluch für den Vierer aus Aschaffenburg sein kann. Wenn man sich aber die metallischen Tendenzen der letzten Jahre zu Gemüte führt, dann sind Enemy Inside mit Sicherheit auf dem richtigen Dampfer.
Auch Vergleiche mit Electric Callboy sind sicherlich nicht ganz fehl am Platz. Das Album bietet allerdings auch eine introspektivere Seite, mit der melancholischen Ballade «What We Used To Be», die an die emotionale Schwere von Bands wie Holding Absence und frühen Paramore erinnert. Dieser Track bildet einen ruhigen Kontrast zu den ansonsten harten Momenten auf der Platte. Der Titel «I'd Rather Be Dead» mit Darkwave und melancholischem Riffing fügt dem eklektischen Sound eine weitere Klangschicht hinzu. Zudem verleiht der Gastgesang von Davey Suicide dem Mix eine unheimliche, theatralische Energie.
Mit «Venom» zeigen sich Enemy Inside von einer ganz selbstbewussten und kreativen Seite. Die Scheibe dürfte sowohl langjährige Fans als auch Neulinge begeistern. «Venom» zeigt eine Band, die sich nicht durch Genre-Grenzen einschränken lässt. Egal, ob es sich um donnernde Breakdowns, ätherische Synthesizer oder theatralische Refrains handelt – das Album hinterlässt einen bleibenden Eindruck und etabliert Enemy Inside endgültig als eines der aufstrebenden Kraftpakete des modernen Metals. Jinjer und Infected Rain können sich schon einmal warm anziehen.
Oliver H.