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Noch vor dem kompositorischen Krebsgang der Symphonic Metal Giganten Nightwish, der mit dem unfreiwilligen Ausscheiden von Anette Olzon 2012 endgültig Einzug hielt, avancierte die holländische Variante namens Delain mit ihrer wunderbaren Frontfrau Charlotte Wessels klar zu meiner absoluten Genre-Nummer eins!
Entsprechend gross war heuer im Februar, das heisst ziemlich genau ein Jahr nach dem Release vom sechsten, sprich demnach letzten Studio-Album «Apocalypse & Chill» (2020) das Entsetzen, als Mastermind und Tastenmann Martijn Westerholt quasi über Nacht die ganze Band so zu sagen vor die Türe setzte! Nicht nur ich konnte dies fast nicht glauben, aber es wurde zur traurigen Tatsache. Somit ging mitunter für Charlotte das Kapitel Delain in ihrem Fall nach sechzehn Jahren Bandzugehörigkeit abrupt zu Ende. Doch Trübsal blasen ist nicht ihre Sache, und nachdem die unvermittelt neue Situation soweit verdaut war, schaute die sympathische Niederländerin nur noch nach vorne. Damit einher ging erstmal das Einrichten des "Patreon"-Portals, das es treuen Fans, respektive jedermann gegen Bezahlung ermöglicht, zu exklusiven Angeboten zu gelangen. In erster Linie sind damit neue Songs gemeint, aber die Bandbreite, was Musiker:innen über diese Plattform anbieten können, ist unbegrenzt. Und so erfuhr man hautnah, an was Miss Wessels aktuell arbeitete oder sonst gerade interessiert war. Und nun steht nach der entsprechenden Ankündigung mit «Tales From Six Feet Under» die erste Solo-Scheibe an. Wer in den vergangenen Monaten die musikalischen Aktivitäten über "Patreon" verfolgte, stellte bald fest, dass die neuen Songs nicht mehr viel mit der Vergangenheit zu tun haben.
Vielmehr richtete die ehemalige Sängerin von Delain ihr Augenmerk auf neue Klänge und Arrangements, wie man sie so bisher nicht kannte. Das fängt schon mit dem Opener «Superhuman» an, der deutlich poppigere Züge aufweist, komplett ohne harte Gitarren auskommt und Charlotte hier gesanglich, einem im Wind tanzenden Herbstblatt gleich, luftig leicht performt. Electronica mit dezenten Anleihen bei MUSE bietet anschliessend das in der Heimatsprache gesungene «Afkicken», dessen englische Übersetzung «Rehab» bedeutet. «Masterpiece» bricht derweil komplett mit allem was mal war, lässt mich an die italienische Sängerin Annalisa erinnern und auch mal ein paar akustische Gitarrenklänge anklingen. «Source Of The Flame» "rockt" hingegen etwas, aber nicht zu heftig. Charlotte hat bis auf das geniale Duett mit Alissa White-Gluz bei «Lizzie» alles in ihrem eigenen "Six Feet Under Studio" selber eingespielt und programmiert! Dass diese Songs nicht zu Delain gepasst hätten, liegt auf der Hand. Insgesamt hat das Solo-Debüt, trotz ein paar Industrial-Riffs bei «F.S.U. (2020)», kaum mehr was bis gar nichts mit dem Vorleben, sprich Symphonic Metal zu tun. Gleichzeitig beweist Lady Wessels auf ihrem Solo-Debüt» jedoch eindrücklich, was sie gesanglich auf dem Kasten hat und wird in diesem Fall nur ihre Die-Hard Fans, wie unter anderem meine Wenigkeit, ergänzend verzücken.
Rockslave