Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Es fällt schwer, dem Corona-Virus überhaupt etwas Positives abgewinnen zu können, was letztlich aber dennoch eine Frage des Blickwinkels ist. Die beschleunigte Digitalisierung als Folge davon ist das eine, und das andere ist ein überaus "opferdurchtränkter Gewinn" für uns Metalheads. Die gebeutelten Bands sehen das freilich anders, haben aber keine andere Wahl.
Eigentlich besteht das nächste Jahr, zumindest planerisch und aus der Optik von Musikern wie Bands betrachtet, nur aus Konzerten und zwar in einer noch nie dagewesenen Dichte und wohl auch Intensität! Diese angestaute Energie, bestehend aus Verzicht, Frust, Vorfreude und endlich wieder live performen zu wollen, wird uns wohl noch einige denkwürdige Momente bescheren. Fragt sich nur, ob bis in ein paar Monaten wirklich geklärt ist, welche Menschen in welchem Zustand und mit welchem Nachweis die Clubs, Konzerthallen, Outdoor-Areale und Stadien wieder bevölkern dürfen. Bis dahin muss aus der Not eine Tugend gemacht werden, und dafür gibt es schon mehrere Beispiele. Eines davon betrifft die schwedischen Doom-Kings von Candlemass, die am 03.07.2020 einerseits den einzigen Live-Auftritt im ersten Jahr der Seuche bestritten und dies nota bene "nur für sich selber", respektive in Form eines Streaming-Events. Das Ganze lief unter dem Banner "Live at Green Valley" ab und wurde in einem Proberaum abgehalten. Ein Blick auf die Setliste dürfte vor allem Altfans entzücken, denn bis auf den Song «Astorolus – The Great Octopus» vom letzten Studio-Output «The Door Of Doom» (2019) glänzen nur alte Schoten der ersten vier Alben. Die hier alle aufzuzählen ist müssig und lässt die Erwartungen an eine würdige Umsetzung ins Unermessliche ansteigen.
Ein weiteres Highlight vorab ist natürlich das Line-up, das mehr oder weniger als "Ur-Besetzung" durch geht: Lars Johansson (lead guitar), Mats Björkmann (rhythm guitar), Leif Edling (bass), Jan Lindh (drums) und Johan Längquist (vocals). Letzterer figurierte auf dem Debüt «Epicus Doomicus Metallicus» (1986) bekanntlich "nur als Session Vocalist" und ist erst seit 2018 ein vollwertiges Bandmitglied. Da der Range der gespielten alten Songs die ersten vier Alben abdeckt, fehlt da jemand sprichwörtlich "Gewichtiges": Messiah Marcolin! Und damit wären wir bereits beim einzigen Wermutstropfen dieser soweit ziemlich kultigen Darbietung, der insgesamt allerdings die gewohnte Wucht abgeht, die einen sonst total platt walzt. Die Rede ist natürlich von Brechern wie «Dark Reflections», «Mirror Mirror» oder «Bewitched», die für meine Ohren nur mit Messiah Marcolin so daher kommen, wie sie sollten. Trotzdem gibt es aktuell keinen treffenderen Shouter als Johan für Candlemass, auch wenn vergangene Kollegen wie Mats Levén und Robert Lowe durchaus auch ihre guten Momente hatten. Fakt ist, dass dieser Mitschnitt sonst nur während einer kleinen Club-Tour, wenn überhaupt je entstanden wäre. Somit wären wir wieder beim eingangs erwähnten "Gewinn" für die Fans, die sich «Live at Green Valley» wahlweise als CD & DVD, Vinyl oder digital zulegen können.
Rockslave