Damit rutschen sie immer mehr in das Fahrwasser von Evergrey, die sie trotzdem nicht kopieren. Gerade Sänger Matt Marinelli trägt etwas Trauriges mit sich herum, und vermeidet es tunlichst, allzu hohe Klänge von sich zu geben. Das hilft den zehn Liedern, für Zuhörer akzeptierbar zu bleiben. Borealis zeigen auf «Illusions» ihre ganze stilistische Bandbreite zwischen laut und leise, progressiv und wieder fliessenden Melodien. Das ruhige «Face Of Reality» steht im Kontrast zum treibenden «Bury Me Alive». Neu mitgewirkt hat bei diesem Album scheinbar Komponist und Multiinstrumentalist Vikram Shankar, der den an sich starken Songs noch Orchester- und Synthesizer-Elemente beifügte.
Wie wichtig diese für das Album sind, kann ich schlecht beurteilen. Sie fügen sich teilweise wie weitere Farbtupfer hinzu und lassen das Ganze noch mächtiger klingen. Gleichzeitig drohen sie aber einige Kompositionen etwas zu ersticken. Wer richtig in dieses Album eintauchen möchte, sollte es konzentriert mit Kopfhörern oder mit einer qualitativ guten Musikanlage geniessen. Da entfaltet sich «Illusions» am meisten. Daher gibt es auch eine differenzierte Punktzahl: Zum nebenbei Anhören taugt dieses Werk nicht so viel (7.0 Punkte). Wer sich jedoch darauf konzentriert, gewinnt (8.5 Punkte) und wird gleichzeitig merken, wieso Borealis für das abschliessende «The Phantom Silence» über elf Minuten einrechnen.
Roger W.