Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Autarkh nennt sich die neue Band von Michel Niehus, der vorher bei den holländischen Black Metallern von Dodecahedron als Gitarrist und deren Gründer unterwegs war. Mit Black Metal haben aber Autarkh nicht mehr viel am Hut, doch keine Bange: Alle nur erdenklichen Abgründe werden nun mit anderen musikalischen Mitteln gekonnt ausgelotet.
Das Intro «Primitive Constructs» gibt einem noch ein wenig Zeit zur Besinnung, denn was nachher folgt, ist nichts für schwache Nerven! Turbulent wird es mit dem Song «Turbulence», und die Gehirnwindungen werden das erste Mal so richtig durchfragmentiert. Man wähnt sich zurück geworfen ins Leben eines Fabrikarbeiters zu Beginn der industriellen Revolution. Der kalte und ausdruckslose Sprechgesang passt wie Arsch auf Eimer zum Song. Die Raumtemperatur wird auch mit «Cyclic Terror» um kein Grad erhöht, und das synthetische Sperrfeuer-Getrommel kommt maschinell brutal aus den Boxen! Das ist der legitime Soundtrack für alle Metallarbeiter! In diesem Sound stecken sehr viel Fear Factory und Ministry, aber in moderner Version im Hier und Jetzt! Der Anteil an elektronischen Substanzen ist in diesem Song wesentlich erhöht! Ein kleines Zwischenspiel ist «Impasse», das nur ein zweiminütiges Lärmen einer Maschine darstellt. Krachig und dissonant präsentiert sich «Introspectrum» direkt aus der Montagehalle. Monoton wird dieser Song durch den Fertigungsprozess geführt, und jeder Fertigungsschritt wird gekonnt vertont.
Eine immense Brutalität, die rein synthetisch erzeugt wird! Mit heftigem Maschinenlärm beginnt «Lost To Sight» und wird durch einzelne Gitarrensolos ein wenig aufgelockert. Dazu hält sich konstant ein sehr beklemmendes Gefühl im Raum. Die dreiminütige Soundcollage «Metacognition» bietet nochmals die Gelegenheit zum Durchatmen, bevor mit «Clouded Aura» die Zeichen wieder auf klirrenden Maschinenlärm gesetzt werden. Dieser Song setzt aber nicht auf Monotonie, sondern kommt vom Aufbau her einem regulären Song am nächsten. Herrlich wie hier aus allen Rohren geböllert wird, und so sieht man förmlich wie die Funken sprühen. Laut SUVA würde auch «Alignment» nicht der Lärmschutzverordnung entsprechen, und so wird noch einmal gescheppert und gehämmert, bis endlich der Feierabend in Sicht ist! Ohne Ohrenschutz ist das fast nicht auszuhalten. Die letzte Soundcollage «Zeit ist nur eine Illusion» stampft dieses Album, mit den dazu gehörenden Maschinen, in die endgültige Form. Autarkh haben mit «Form In Motion» ein innovatives Feuerwerk an gutgeölten Maschinengeräuschen vom Stapel gelassen, und genau so stelle ich mir Industrial Metal im Jahre 2021 vor!
Roolf