Mit «Beyond The Reach Of The Sun» liefern sie nun ein Meisterwerk ab, das perfekt mit dem musikalischen Zeitgeist Schritt hält und gleichzeitig den Status Quo heraus fordert. Die Band, die sich seinerzeit weg vom Djent und hin zu klassischeren Bands wie Intronaut, The Ocean oder Baroness bewegte, heimste bereits mit dem zweiten Album «Voice Of The Void» einen Juno-Award ein, doch dann verschwanden sie! Jetzt sind Anciients wieder da, und «Beyond The Reach Of The Sun» hat alles, was man sich von einem modernen Prog-Album wünscht. Eine unglaubliche Menge hochwertiger Soli, vielfältige Gesangs-Harmonien und dermassen fliessende Song-Übergänge, dass man glaubt, einen davon gehört zu haben, obwohl es drei waren.

Mit zehn Tracks und einer Spielzeit von fast einer Stunde kann man sich auf einen höllischen Ritt gefasst machen. Anciients haben viel Inhalt auf die neue Scheibe gepackt, von funkigeren Grooves, über blackened Einflüsse bis hin zu den 70er-Jahre-Keyboard-Sounds, die unweigerlich Bilder von alten Arcade-Automaten hervor rufen. In Anbetracht der grossen Besetzungs-Wechsel seit 2016 haben die Kanadier es dennoch geschafft, ihren unverkennbaren Sound zu bewahren. Sie haben nun darauf aufgebaut, um eine der sauberst klingenden Metal-Platten abzuliefern.

In erster Linie scheint sich der Wechsel von Leadsänger Kenny Cook als alleiniger Sänger ausbezahlt zu haben, da er nun selbst Herrscher über Clean-Vocals und harschem Gesang ist. Beeindruckend ist das clevere Tempo der Tracks, wofür «Cloak Of The Vast And Black» ein gutes Beispiel ist. Ein langsamer, proggiger Aufbau, der in einem fantastischen, thrashigen Epos mündet. Nach so vielen bandinternen Turbulenzen so stark zurück zu kommen und dies mit einem komplett erneuerten Line-up (ganz zu schweigen vom Bassisten-Wechsel eine Woche vor den Aufnahmen), ist monumental. «Beyond The Reach Of The Sun» ist ein atemberaubendes Opus, das es wert ist, angehört zu werden!
Oliver H.