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Wer eine solche Vergangenheit wie Accept aufweist, der hat es unheimlich schwer an die alten Klassiker wie «Restless And Wild», «Balls To The Wall», «Metal Heart», «Russian Roulette» und «Objection Overruled» anzuknüpfen.
Auch wenn das Comeback-Album «Blood Of The Nations» (2010) die Band um Gitarrist Wolf Hoffmann und Bassist Peter Baltes in bestechender Form zeigte und man mit «Blind Rage» (2014) einen ebenbürtigen Nachfolger ablieferte, so waren das dazwischen geschobene «Stalingrad» (2012) und die letzte Veröffentlichung «The Rise Of Chaos» (2017) sicherlich "gute" Alben, aber bestimmt keine Klassiker. Noch heute trauern viele Fans der Zeit mit Originalstimme Udo Dirkschneider nach, aber was sich nicht mehr vereinen lässt, sollte man besser ruhen lassen. Überraschenderweise stieg Peter vor knapp zwei Jahren auch noch aus. Ein Musiker, der nicht nur auf der Bühne ein unglaubliches Energiebündel, sondern für Wolf auch als Songwriter extrem wichtig war. Somit umgibt sich Wolf mit einer fast neuen Truppe. Zumindest sind Bassist Martin Motnik und Drittgitarrist Philipe Shouse ganz neu in der Truppe, während Schlagzeuger Christopher Williams und Gitarrist Uwe Lulis seit 2015 in Lohn und Brot stehen. Sänger Mark Tornillo steht seit 2009 hinter dem Mikrofon. Wie klingt nun «Too Mean To Die» oder die jetzt zum Sextett angewachsene Truppe? Die für die heutige Zeit unumgänglichen Vorboten in Form von Videoclips auf YouTube, für «Too Mean To Die» war es «The Undertaker», führen in meinen Ohren das weiter, was sich auf «The Rise Of Chaos» schon mittelprächtig anhörte. Ein flaues Gefühl machte sich breit bei mir und liess nicht das Beste erahnen. – Und hier muss nochmals erwähnt werden, dass es sehr wenige Truppen gibt, welche die Metal-Welt dermassen wie Accept beeinflusst haben.
Hier in der heutigen Zeit würdige Nachfolger zu kreieren, scheint schier unmöglich zu sein – Eröffnet wird «Too Mean To Die» von «Zombie Apocalypse». Dies mit einem fast schwerfälligen Riff, das erahnen lässt, dass gleich die Hölle über dem Hörer zusammenbrechen wird. Mark schreit sich die Stimmbänder warm, und dank des Refrains fühlt man sich an beste Accept-Zeiten erinnert. Auch das Solo bietet was man sich von der Truppe erhofft, und somit ist der Start in die neueste Reise sehr gut geglückt. Der Titeltrack haut in die gleiche Kerbe, vielleicht ein bisschen zu ähnlich, während «Overnight Sensation» mit seinem typischen AC/DC-Groove zu gefallen weiss. Diesen Song an die zweite Stelle des Albums gepackt, und die Scheibe hätte noch mehr Fahrt aufgenommen. Auch wenn Martin bei «Overnight Sensation» versucht, den Groove von Peter so authentisch wie möglich zu adoptieren, einen Mister Baltes ersetzt nun einfach niemand... - «No One's Master», «Not My Problem» und «Symphony Of Pain» sind die schnellen Nummern. Die typisch vorantreibende Nummer heisst hier «Sucks To Be You» und lässt Erinnerungen an «Pandemic» aufkommen. Die Kosaken-Chöre dürfen auch dieses Mal nicht fehlen. Dessen bedient sich «How Do We Sleep», während arabische Klänge bei «Samson And Delilah» verdammt geschickt erklingen. Die in Wolfs Augen beste Nummer «The Best Is Yet To Come» ist eine gefühlvoll gesungene Ballade. Fazit: Eine eigentlich logische Entwicklung. Auf ein eher durchwachsenes Album folgt ein Kracher. Einer, den ich Wolf nach dem Abgang von Peter nicht unbedingt zugetraut hätte. Tolles Album einer Metal-Legende, die in ihrem Genre einmal mehr nichts Neues erfunden hat, aber weit weg davon ist, sich zu kopieren und sich dabei mit den orientalischen Klängen des Instrumentals «Samson And Delilah» neuer Elemente bedient. Hätte man «The Undertaker» weggelassen, wäre eine noch höhere Benotung möglich gewesen. Ich ziehe echt den Hut vor dieser Leistung!
Tinu