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23. Juni 2023, Zürich - Komplex 457
By Tinu (inklusive Fotos) und Roolf (nur The Winery Dogs)
Es war einer dieser Abende, der nur für eine kurze Abkühlung sorgte, zumindest, was die Temperaturen betraf. Nach heissen Tagen wie Nächten und mit den Gedanken immer noch beim genialen Gig von Iron Maiden, begaben wir uns nun nach Zürich zum Komplex. Dort angekommen, war erkennbar, dass nicht sehr viele Besucher an diesem Event teilnehmen werden. Am Merchstand sah man dafür Drum-Pads von Mike Portnoy, die den Besitzer für eine dreistellige Summe wechseln sollten. Leider hatte es aber keine Shirts von Elegant Weapons. Trotz dieser Umstände herrschte eine ausgelassene Stimmung, die glatt eine ausverkaufte Location suggerierte, doch immer schön der Reihe nach. (tin)
Jared James Nichols
Der mit einer wilden Lockenpracht versehene und an den jungen Ted Nugent erinnernde Amerikaner liess von der ersten Sekunde an erkennen, wer hier der Chef in diesem Laden ist. Sein an Cream und Mountain erinnernder Sound verlor jedoch etwas an Flair im Komplex. Hätte man das Trio in einem stickigen, leicht versifften Club gesehen, bin ich mir sicher, dass alle Besucher genauso begeistert gewesen wären. Da alle drei Bands ihre eigenen Drums nutzten, waren die Platzverhältnisse für Jared und seine Musiker eher bescheiden. Den links stehenden Gitarristen und Sänger zog es deshalb immer wieder in die Mitte der Bühne, wo er breitbeinig seine Solos ins Publikum feuerte und die Anwesenden, glücklich grinsend, mitriss. Das Schöne an diesem Abend war zweifellos, dass drei musikalisch unterschiedliche Truppen die Fans dennoch verbinden konnten und die Konzertbesucher in absoluter Partylaune waren. Der letzte Track, der üblicherweise auf der Tour gespielt wurde, zügelte überraschenderweise ans Ende des Elegant Weapons Gigs. So kehrte Jared, zusammen mit den eleganten Waffen, nochmals auf die Bühne zurück und zockte quasi als Gast den Black Sabbath Klassiker "War Pigs". (tin)
Setliste: «Easy Come, Easy Go» - «Down The Drain» - «Hard Wired» - «Threw Me To The Wolves» - «Bad Roots» - «Nails In The Coffin»
Elegant Weapons
Für mich der absolute Höhepunkt an diesem Abend waren jedoch Elegant Weapons, sprich die Band um den Judas Priest Gitarristen Richie Faulkner und Sänger Ronnie Romero. Zuerst waren noch Rex Brown (Bass, Pantera) und Scott Travis (Drums, Judas Priest) mit von der Partie, und nun standen der Uriah Heep Bassist Dave Rimmer und der Accept Trommler Christopher Williams im Komplex auf der Bühne. Speziell Christopher legte eine unglaubliche Performance hin. Was der Junge da spielte, war absolute Weltklasse, und so ganz nebenbei sang er auch noch hervorragend. Talente, die bei Accept ein bisschen in den Hintergrund treten, was aber auch der etwas anderen Gangart der Songs geschuldet ist. Auf jeden Fall verdrosch der Gute sein Instrument nach Herzenslust und gab dabei einen unglaublichen Rhythmus-Teppich vor.
Darauf strickte Dave seinen festen Unterboden, auf dem sich Richie nach Lust und Laune austoben konnte, und das tat der Gitarrist dann auch ausgiebig. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und Posing für die Götter, sprich keiner steht so breitbeinig auf der Bühne, fällt dabei nicht auf die Schnauze und pflastert Riffs und Solos in die Halle wie der blonde Engländer. Neben ihm stand einer der aktuell begehrtesten und stimmlich stärksten Shouter im Universum. Auch wenn viele Fans den Chilenen mittlerweile als "Wanderniere" ansehen, der sich bei jeder anbietenden Truppe einklinkt, so hat der Südamerikaner in meinen Augen bei Elegant Weapons den perfekten Platz gefunden, wo er seine Liebe zum Metal ausleben kann. Persönlich hatte ich auch das Gefühl, dass er sich bei dieser Band sicherer und geborgener fühlt, als noch bei MSG (Michael Schenker Group).
Musikalisch liess der Vierer nichts anbrennen und zerriss das Komplex förmlich in seine Einzelteile. Als Opener fungierte «Do Or Die», eine Metal-Hymne, wie man sie nicht alle Jahre schreibt und mit einem Refrain gesegnet ist, der einem, einmal gehört, nie mehr aus dem Kopf geht. Musikalisch bewegt sich das Quartett (logischerweise) auf den Strassen von Judas Priest sowie Black Sabbath und bietet aber auch kernigen Hard Rock bis hin zu leicht modernem Metal. Mit «Dead Man Walking» und «Blind Leading The Blind» verfügt das Quartett zudem schon jetzt über Material, das man sich als geneigter Metaller einfach anhören muss und bewies heute Abend eindrücklich, dass mit enormer Spielfreude und einer ausgelassenen Stimmung für viel Aufsehen gesorgt werden kann. Sollten Judas Priest eines Tages nicht mehr aktiv sein, steht mit Elegant Weapons ein valabler Ersatz Gewehr bei Fuss, um das Erbe anzutreten, ohne bloss eine Kopie zu sein. Dafür sind die Jungs zu eigenständig und besitzen etwas, was vielen neuen Bands fehlt: Eier und die Leidenschaft, Musik nicht nur zu spielen, sondern auch zu zelebrieren. (tin)
Setliste: «Do Or Die» - «Dead Man Walking» - «Blind Leading The Blind» - «Horns For A Halo» - «Lights Out (UFO Cover) » - «Dirty Pig» - «Downfall Rising» - «Bitter Pill» - «War Pigs (Black Sabbath Cover with Jared James Nichols)»
The Winery Dogs
Im Zeichen der Zahl "3" stand dieses Konzert von The Winery Dogs, denn die Band hat erst kürzlich ihr drittes Album «III» veröffentlicht, und da es sich hierbei um ein Trio handelt, ist die Affinität hin zur Zahl "3" schnell erklärt. Und so durften sich die sympathischen Musiker, sprich Mike Portnoy (Drums), Billy Sheehan (Bass) und Richie Kotzen (Gitarre/Vocals), von ihrer besten Seite zeigen! Mit dem funkigen Intro «Atomic Dog» von George Clinton nahmen die Musiker ihre Plätze ein und starteten diesen Abend mit dem Opener «Gaslight». Die Bedenken, die anfangs bei mir aufkamen, dass dies hier, aufgrund der ausserordentlichen Fähigkeiten der Musiker, eine "höher, schneller, weiter" Veranstaltung absetzen könnte, wurden jedoch bald im Keim erstickt, und so stellte sich am Schluss jeder einzelne Musiker in den Dienst jedes Songs. "So präsentierte sich das anschliessende «Xanadu» als wahres Groove-Monster, und es blieb genügend Platz für ausschweifende Improvisationen, und das galt auch für die nachfolgenden Nummern!
Vom zweiten Album wurden «Captain Love» und «Hot Streak» in genialer Art und Weise dargeboten, während «Desire» ganz viel Soul und Funk verströmte. Mit «Breakthrough» zelebrierte man ein gefühlvolle Power-Ballade, wo The Winery Dogs aufzeigten, wie vielseitig sie aufgestellt sind. «Time Machine» zeigte sich verspielt wie funkig und empfahl sich als absoluter Ohrwurm. Die Bass- und Gitarrenduelle bei «Stars» schienen nicht von dieser Welt zu sein und verdienen das Prädikat "Weltklasse". Die Setliste wurde sehr ausgewogen gehalten, und so schloss sich mit «Damaged» eine schöne Ballade an, die einem ein wenig Zeit gewährte, um wieder Luft zu holen. Glanzpunkt an der Stelle ist jeweils der hammermässige Gesang und das gefühlvolle Solo von Richie Kotzen. Und dann war die Reihe an Ausnahme-Drummer Mike Portnoy, der bei «The Other Side» mit einem feinen Drum-Solo aufwartete. Billy Sheehan liess sich darauf nicht lange bitten und leuchtete mit seinem ausgiebigen Bass-Solo wie ein heller Stern am Firmament.
Braucht es das heutzutage wirklich noch, ein Drum- und Bass-Solo?! Ja, weil es ein Ohren- wie gleichzeitig auch Augenschmaus ist, solchen instrumentalen Spitzenkönnern zuzuhören und zuzusehen! Vom neuen Album gab es mit «The Red Wine» den nächsten Hit zu geniessen, um danach beim sehr gefühlvoll gespielten «Im No Angel» die ganze Hingabe zu spüren. Das reguläre Konzert fand mit «Oblivian» seinen Abschluss. Beim Track «Regret», der ersten Zugabe, durfte der Alleskönner Richie Kotzen schliesslich noch seine Fähigkeiten am Keyboard zum Besten geben, und mit «Elevate» als zweitem Nachschlag ging dann dieses absolut geniale Konzert leider schon zu Ende. Selten habe ich solche Superstars gesehen, die einerseits so bescheiden sind und sich andererseits für jeden Beifall dankbar zeigen. Für mich sind The Winery Dogs eine sympathische Super-Gruppe von Ausnahme-Könnern, die mit Richie Kotzen einen wahren Ausnahme-Sänger in ihren Reihen stehen haben, und dieser Auftritt wird äusserst schwer zu toppen sein! (roo)
Setliste: «Gaslight» - «Xanadu» - «Captain Love» - «Hot Streak» - «Desire» - «Breakthrough» - «Time Machine» - «Stars» - «Damaged» - «The Other Side» - «Bass Solo Billy Sheehan» - «The Red Wine» - «I'm No Angel» - «Oblivian» -- «Regret» - «Elevate»