Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
31. Mai 2023, Pratteln - Z7
By Rockslave
Auf dem Papier las sich das ganz gut, sprich vor allem Testament, zusammen mit Exodus. Letztere strichen dann aber kurfristig wie überraschend die Tour-Segel, als Gitarrist Gary Holt "dringende Familien-Angelegenheiten" geltend machte. Das war natürlich ein gewaltiger Wermuts-Tropfen, denn es wäre natürlich die Gelegenheit gewesen, nebst den vom Magen-Krebs genesenen Drummer Tom Hunting, endlich auch wieder den ehemaligen Tour-Gitarristen von Slayer mit seiner angestammten Truppe erleben zu können! Es sollte leider nicht sein, aber das Z7 steckte nicht auf und vermochte dafür GurD als Anheizer zu verpflichten. Dadurch erlangten die Canucks von Voivod den Status als Co-Headliner des anstehenden Konzert-Abends. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man die Running Order jedoch nicht ändern müssen, aber seis drum.
GurD
Die Basler Groove Thrasher um Produzent und Gitarrist V.O. Pulver nahmen die Anfrage natürlich postwendend wie dankend an und liessen sich nicht lange bitten. Allerdings mussten die Jungs schon um 18:30 Uhr auf die Bühne, und zu diesem Zeitpunkt herrschte dann halt noch eine vergleichsweise gähnende Leere im Z7. Das änderte sich jedoch mit jedem gespielten Song mehr, und alsbald konnte man von einem zumindest gepflegten Heimspiel sprechen. GurD mischen die Szene ja schon seit 1995 auf und bringen es seither auf immerhin elf full-lenght Alben («D-Fect - The Remixes ausgeklammert). Die aktuelle Scheibe «Hallucinations» stammt von 2022, und deren Opener bratzte als erster Song durch die Halle. Der schnelle Thrasher fungierte so zu sagen als Weckruf und lenkte die Aufmerksamkeit auf die eingespielte Combo. V.O., der sonst auch noch bei Poltergeist und Messiah in die Saiten greift, hatte das Geschehen vor Ort jederzeit im Griff und gab sich keine Blösse. Getragen von den Kollegen Pat, Franky und Steve zelebrierte der Vierer die ganze Bandbreite des GurD-Sounds, zum dem natürlich auch der unabdingbare wie unverwüstliche Ober-Groover «What Do You Live For» gehört. Insgesamt dominierte jedoch flotter gespieltes Material, das die Anheizer-Rolle für den Headliner vollumfänglich erfüllte. Dabei wurde die Nacken-Muskulatur bei einigen Metalheads auf jeden Fall "gelockert". Inga Pulver, die Ehefrau von V.O., kam ausserdem zu einem spontanen Kurz-Einsatz am Front-Mikro, und nach einer sauber absolvierten Dreiviertelstunde holte sich die Truppe bei den gut gelaunten Fans den verdienten Schluss-Applaus ab.
Setliste: «Merry Go Round» - «Learn» - «Rule The Pit» - «What Do You Live For» - «Just Give It Up» - «To The Floor» - «We Will Resist» - «Bang!» - «Terminate» - «Get Up» - «Skin Up»
Voivod
Die kanadischen Metal-Ikonen, 1981 gegründet, schultern somit schon über vier Dekaden, waren früher thrashig(er) unterwegs und haben sich inzwischen eher progressiven Gefilden angenähert. Geblieben ist aber die ordentlich kauzig wirkende Performance, was bei dieser Band schon immer polarisiert hat. Heisst es gibt einerseits eine treue Fanbase und andererseits mindestens ebenso viele, die mit dieser Mucke nicht warm werden. Meine Wenigkeit gehört zur letzteren Gattung, und auch heute Abend sollte sich an dieser persönlichen Wahrnehmung nichts daran ändern. Ich bemühte mich zumindest wirklich und sah mir mehr oder weniger den ganzen Auftritt von Denis "Snake" Bélanger und seinen Kollegen an. Hängen geblieben ist aber herzlich wenig bis gar nichts, was aber auch darin begründet lag, dass ich keinen einzigen Song kannte. Voivod fanden bisher und finden in meiner Tonträger-Sammlung auch künftig schlicht nicht statt, und darum blieb am Schluss, aufgrund der Reaktionen im Publikum, die nüchterne Feststellung meinerseits, dass die Canucks auf jeden Fall über treue Fans verfügen, die ihren Helden auch weiterhin zujubeln werden. Nach rund einer Stunde wurde ich zum Glück endlich erlöst und machte mich anschliessend schnurstracks auf in Richtung Biertheke, um meine Hirnwindungen wieder frei zu kriegen. Voivod? Definitiv nix für den Slave.
Setliste (ohne Gewähr): «Killing Technology» - «Obsolete Beings» - «Synchro Anarchy» - «Macrosolutions To Megaproblems» - «Rise» - «Rebel Robot» - «Thrashing Rage» - «Holographic Thinking» - «Sleeves Off» - «Pre-Ignition» - «Voivod»
Testament
Da der Konzert-Abend schon früh begann, stand der Headliner bereits um 21:00 Uhr auf der Matte, was mir aber mehr als nur recht war, denn so kam man an diesem Mittwochabend nicht allzu spät wieder nach Hause. Bevor es jedoch soweit war, war nicht nur ich gespannt auf die Darbietung von Testament. Nach dem Keulenschlag wegen Exodus folgte jedoch noch ein weiterer Wermutstropfen, denn der etatmässig agierende Gitarrist Alex Skolnick konnte, wie Gary Holt auch, ebenso aus familiären Gründen nicht auf dieser Tour mittun. An seiner Stelle sprang Phil Demmel (Ex-Machine Head, Vio-Lence) ein und lieferte, wie bald erlebt werden konnte, einen absoluten Top-Job ab! Die Gretchenfrage schlechthin war jedoch, wie der Sound denn heute Abend daher kommt. Dies, weil in der Vergangenheit einige fragwürdige Sound-Debakel verzeichnet werden mussten. Kurz vorab zu diesem Thema ist festzuhalten, dass es mit eingesetzten Gehörpfropfen ziemlich gut klang, zumindest war das meine Wahrnehmung. Eingebettet in dieses schon mal positiv stimmende Umfeld konnten sich Chuck Billy und seine Mannen nach Lust und Laune austoben.
Das aktuelle Album «Titans Of Creation» (2020) ist nicht mehr so taufrisch, und darum erstaunte es nicht, dass mit «Children Of The Next Level» und «Night Of The Witch» gerade nur mal zwei Tracks ab dieser Scheibe stammten. Mehr Gewicht fanden deshalb ältere Schoten wie «The New Order», «The Preacher» oder natürlich der unverwüstliche Kracher «Into The Pit». Letztere somit also alles Nummern, die bereits 35 Jahre (!) auf dem Buckel haben und nach wie vor zeitlos daher kommen. Die Spielfreude der Band und ein sichtlich gut gelaunter Frontmann trieben die aufgestachelte Meute in bewährter Manier vor sich her und liessen mehrere Moshpits sowie eine "Wall Of Death" entstehen. Diese pure, rohe Energie, die sich auch instrumental ziemlich brachial entfaltete, liess unter anderem Bassist Steve DiGiorgio brillieren, der ein gut hörbares Mörder-Brett fuhr. Guest Phil Demmel duellierte und ergänzte sich zudem blendend mit Eric Peterson, dass es eine wahre Freude war. Unter dem Strich gingen die schweisstreibenden 85 Minuten leider viel zu schnell vorbei und hinterliessen diesmal aber nur freudige Gesichter, gerne wieder so!
Setliste (ohne Gewähr): «Catacombs» - «Rise Up» - «The New Order» - «The Preacher» - «Children Of The Next Level» - «Practice What You Preach» - «The Pale King» - «D.N.R. (Do Not Resuscitate)» - «3 Days In Darkness» - «The Haunting» - «Night Of The Witch» - «The Formation Of Damnation» - «More Than Meets the Eye» - «Over The Wall» - «Into The Pit» - «Disciples Of The Watch»