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28. Juni 2023, Solothurn – Kofmehl
By Rockslave - Pics by Tinu
Bevor dieser gefühlt relativ kurzfristig angesetzte Konzert-Termin von Skid Row als Headliner im "Köffu" zu Solothurn feststand, war die öffentliche Aufmerksamkeit mehr auf den Vortag in Thun gerichtet, wo sich Mötley Crüe, Def Leppard und Europe die Ehre in der Stockhorn Arena gaben. Da Metal Factory letztlich bei diesem Event nicht mit von der Partie war, bot sich der heutige Abend als würdige Alternative an. Obwohl mit dem Wochentag Mittwoch sprichwörtlich mitten in der Woche, kam uns die Nähe des Veranstaltungs-Ortes entgegen. Nach dem ersten CH-Auftritt mit diesem Line-up in Sachseln am "UrRock" 2022 und im laufenden Monat am "Sweden Rock Festival", stand nun die dritte Sause der Amis mit schwedischer Front-Power an. Erfreulicherweise war Bassist Rachel Bolan wieder mit von der Partie. Er fehlte aus familiären Gründen bei einigen Europa-Konzerten, und für ihn sprang in Schweden Guitar-Tech Casey Sproatt ein. Interessant war auch die Schweizer Vorband Graywolf, wo unter anderem Ex-Pure Inc. Klampfer Sandro Pellegrini in die Saiten haut. Da deren Frontmann Kevin Volken unvermittelt verhindert war und man diesen Gig aber nicht absagen wollte, wurde kurzerhand Seraina Telli (Ex-Burning Witches) verpflichtet.
Graywolf (feat. Seraina Telli)
Ein möglicherweise, nein hoffentlich neuer Stern am Schweizer Rock-Himmel namens Graywolf veröffentlichte erst gerade sein selbstbetiteltes full-lenght Debüt, und das anstehende Konzert war eigentlich die livehaftige Feuertaufe dazu. Dass diese nun ausgerechnet heute ohne den etatmässigen Leadsänger Kevin abgehalten werden musste, war so nicht geplant, aber erstens kommt es anders, zweitens als man(n) denkt. Da Profi-Chanteuse Seraina Telli dieser Aufgabe jedoch locker gewachsen war und sich die Songs für die vorgesehene, halbe Stunde innert Kürze drauf gepackt hatte, durfte das anwesende Publikum einem so wohl einmaligen Auftritt beiwohnen. Das Ganze hörte sich von Anfang so an, als wäre dies die eingespielte Truppe, was gleich auffiel und sehr bemerkenswert war, ohne Master Volken damit ans Bein pinkeln zu wollen. Man sah und hörte quasi eine alternative Fassung der ursprünglich eingespielten Songs.
"The Men's Club" mit Julian Menth (g), Sandro Pellegrini (g), Steve Gasser (d) und Bassist Adrian Müller (Ex-Maxxwell, Molotov Train) übernahm den Posten nach dem überraschenden Ausscheiden von Reto Burrell, der das Album noch eingespielt hatte, übrigens temporär) heizte ihrer Frontfrau dabei ganz schön ein. Seraina vermochte dies mit ihrer Power-Röhre kongenial umzusetzen und lieferte auf Augenhöhe ab. Und wenn schon ausserhalb der Norm, dann erst recht, denn als Sandro auf einmal die ersten Takte vom Judas Priest Klassiker «Electric Eye» anspielte, der nicht auf der offiziellen Setliste stand, bewies die mit ihrem Solo-Material aufstrebende Performerin, dass sie, nebst vielem anderem, eben auch Metal kann. Als der letzte Song «Miles» ausklang, sah man sowohl auf, als auch vor der Bühne nur zufriedene Gesichter. Die im Voraus gefasste Entscheidung erwies sich somit als goldrichtig und wahrte alle Gesichter.
Setliste: «Bring You Down» - «After Midnight» - «Winner» - «Get Out Alive» - «Get Out Alive» - «Electric Eye (Judas Priest Cover)» - «Hey Man» - «Miles»
Skid Row
Den Spruch "aller guten Dinge sind drei" konnte man bereits letztes Jahr abhaken, nachdem Skid Row bereits in Sachseln (OW) aufzeigten, wo der Hammer hängt. Die Bestätigung dafür konnte so zu sagen in Schweden eingeholt werden, aber alles danach läuft auf der "The Gangs All Here" Tour nur noch unter dem Begriff "Schaulaufen und Kür" gleichermassen. Mit Erik Grönwall wurde die langjährige Vakanz der "Nach Bach Ära" trotz ordentlicher, aber nicht perfekter Vorgänger nun definitiv ad acta gelegt. Zusammen mit dem für die Tour namensgebenden, sackstarken, neuen Studio-Album wurde eine stabile Basis geschaffen, die sich wunderbar mit den zahlreichen, alten Klassikern ergänzt. So konnte man auch heute wieder aus dem Vollen schöpfen und hatte dabei aber den Fokus im Verhältnis 4:1 auf dem alten Material. Diese beindruckende Menge zeigte allen den gestreckten Stinkefinger, die einem solchen Leistungsausweis vergeblich hinterher hecheln.
Die aktuelle Reichweite der Band, ausser bei Festivals, wo die Leute ja zwangsläufig schon da sind, hat allerdings schon etwas nachgelassen. Zumindest heute Abend in Solothurn hätten gut und gerne einige Nasen mehr Platz gefunden. Nichtsdestotrotz sahen alle gekommenen Besucher eine wiederum energiegeladene Show des Headliners, der besser denn je klingt. Das wurde entsprechend durch eine tolle Stimmung erwidert, lautstarke Mitsing-Parts inklusive. Das Gitarren-Duo mit Dave "Snake" Szabo und Scottie Hill liess dabei nichts anbrennen, und vor allem Letzterer geizte einmal mehr nicht mit seinen bekannten, wilden Gesten und sehr agilem Posing. Derweil übernahm Bassist Rachel Bolan beim Ramones Cover «Psycho Therapy» die Lead-Vocals, während sich Mr. Szabo artig wie demütig bei den Fans für den Support dankte. Die jugendliche Energie von Erik liess dann am Gig-Ende nach «Youth Gone Wild» keine Zweifel darüber aufkommen, dass Skid Row wieder da sind!
Setliste: «Blitzkrieg Bop (Intro Ramones Song)» - «Slave To The Grind» - «The Threat» - «Big Guns» - «18 And Life» - «Not Dead Yet» - «Piece Of Me» - «Livin' On A Chain Gang» - «Makin' A Mess» - «Psycho Therapy (Ramones Cover)» - «Quicksand Jesus» - «Time Bomb» - «I Remember You» - «Monkey Business» - «Riot Act» - «The Gang's All Here» - «Youth Gone Wild»