Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
05. Oktober 2023, Mühle Hunziken - Rubigen
By Rockslave
Tribute-Bands der britischen Hard Rock Ikone Deep Purple gibt es wie Sand am Meer, aber bezüglich Authentizität setzen Purpendicular, 2007 vom irischen Sänger Robert "Robby" Thomas Walsh gegründet, einen gewichtigen Unterschied zu allen anderen Combos, denn seit 2012 sitzt ein gewisser Ian Paice höchstpersönlich am Schlagzeug und hält sich so spielerisch wie mental fit, wenn er nicht gerade mit Deep Purple unterwegs ist. Er bildet zusammen mit Robby den harten Kern der Band, dessen Line-up sich an Gitarre, Bass und Keyboard wie Orgel schon mehrfach geändert hat. Dabei wird unterschieden, wer auf den bisherigen drei Studio-Alben vertreten, respektive jeweils "nur" live mit dabei war. Darunter fallen Namen wie Frank Pané (Bonfire), Paul Morris (Ex-Rainbow) oder Neil Murray (Ex-Black Sabbath, Ex-Whitesnake). Das aktuelle Line-up an den Instrumenten der eben genannten Musiker besteht noch aus Herbert Bucher (Guitar), Alessandro Debiaggi (Hammond/Keyboard) und Mauricio Torchio (Bass). Das heutige, ausverkaufte Konzert in der Mühle markierte den insgesamt dritten Auftritt in dieser kultigen Location.
Meine Wenigkeit machte sich eigentlich, obwohl noch zu Hause verpflegt, rechtzeitig auf den Weg, aber eine ganze Stunde vor dem Beginn dort angekommen, waren praktisch schon alle Parkplätze besetzt! Damit deutete sich das von wegen "sold out" schon draussen unmissverständlich an, doch es gibt eh nichts Besseres als eine gefüllte Mühle. Obwohl sich der erwartete Altersdurchschnitt gefühlt ab fünfzig aufwärts vor Ort einfand, waren auch ein paar Kinder im Schulalter zugegen, dessen Eltern entweder grundsätzlich in Sachen Musik-Erziehung zu loben sind und/oder damit dem Nachwuchs eine unauslöschliche Begegnung mit einer Rocklegende aus nächster Nähe ermöglichen wollten. In Anbetracht dessen, dass Ian Paice inzwischen 75 Jahre alt ist und man nie weiss, was einem das Leben noch so beschert, sind solche Momente für junge wie alte Fans einfach ein Muss! Die Tour zum aktuellen Album «Human Mechanic», das gut ein Jahr alt ist, wurde im Vorfeld der Veröffentlichung, abgesehen von einzelnen wenigen Konzerten vorher, im September 2022 mit Gigs und vor allem im November wie Dezember mit mehreren Auftritten bedacht. So erstaunte es letztlich nicht, dass die Setliste vom 05.12.2022 heute an gleicher Stelle identisch war, auch wenn von Purpendicular bekannt ist, dass sie aufgrund der Fähigkeiten der Musiker zur Improvisation (schlicht das ureigene Markenzeichen von Deep Purple!) eigentlich nie den gleichen Set spielen. Das lässt sich freilich so auch auf die festgelegten, sprich auf der Setliste stehenden, stets gleichen Songs übertragen.
Mit dem unverwüstlichen Kult-Opener «Highway Star» ging es pünktlich kurz nach acht Uhr los, und der Klassiker brachte die Mühle gleich zum Wackeln. In Anbetracht der engen Platzverhältnisse ist es doch immer wieder erstaunlich, wie man selbst dort laute Rockmusik mit einem guten Mix versehen kann. Aufgrund der einzigartigen Bauweise der Mühle kommt es natürlich für den optimalen Musikgenuss schon darauf an, wo man sich befindet, obwohl mehrere entsprechend platzierte Lautsprecher für eine möglichst ausgewogene Beschallung sorgen. Das kam dann auch dem Whitesnake Oldie «Walking In The Shadow Of The Blues» entgegen, der sich raumfüllend entfalten konnte. Robby Walsh bewies hierbei seine gesangliche Varianz, auch wenn die Chose letztlich nicht ganz wie das Original daher kam. Der alte Heuler «Hush» schloss da insgesamt besser ab, bevor der Titeltrack, respektive erste, selbst gestrickte Song aufzeigte, dass auch das eigene Material was zu bieten hat. Spätestens bei «Lazy» beschlich mich dann aber das Gefühl, dass ich die Truppe insgesamt, also vom Line-up her, schon überzeugender, sprich inspirierter habe aufspielen sehen. Das gilt vor allem für die Gitarre und das Keyboard, wo es spürbar an Esprit mangelte. Das fing einmal damit an, dass keine echte Hammond auf der Bühne stand (was von wegen der knappen Fläche noch verständlich ist), zum anderen spielte Herbert keine Stratocaster und klang halt nur selten wirklich nach Altmeister Blackmore. Da gefiel mir persönlich das Spiel von Frank Pané deutlich und weitaus besser!
Die Rhythm-Section mit Ian und Mauricio liess hingegen nichts anbrennen, heisst es war nach wie vor Genuss hoch drei, der Drum-Legende bei "seiner Arbeit" zuzuhören und zuzusehen. Die immer noch präzise und punktgenaue wie wuchtige Performance liess das Alter glatt ausblenden. Ebenso überzeugend lieferte Frontmann Robby ab, und bei «Ain't No Love In The Heart Of The City» erwachte endlich auch das bisher eher lethargische Publikum. Die Stimmung an sich war sonst ok, und zu jedem Song wurde zumindest am Schluss lautstark applaudiert. Ein Blick auf die untenstehende Setliste lässt unschwer erkennen, dass es gegen den Schluss hin nochmals ans Eingemachte ging. Nach einer instrumentalen Ode an Jon Lord (R.I.P.) geriet «Perfect Strangers» ganz ordentlich, und auch bei «Space Truckin'» liess Master Paice keine Ermüdungs-Erscheinungen erkennen, im Gegenteil! Keine Ahnung, wie oft «Smoke On The Water» seit über einem halben Jahrhundert gespielt wurde, aber selbst hier keine Spur von Routine oder gar Lustlosigkeit. Mein persönliches Highlight war jedoch klar «Stormbringer» als Zugabe, das ein gut 95-minütiges, unterhaltendes Konzert würdig abschloss. Unter dem Strich fehlten mir zum Beispiel der eine oder andere Song ab «The Battle Rages On» oder ein «Woman From Tokyo» und generell, wie bereits erwähnt, habe ich dieses Kollektiv im Sinne der "bestgebuchten Deep Purple Tribute Band" schon spritziger erlebt. Solange aber Altmeister Ian Paice mit von der Partie ist, respektive mit auf Tour geht, werde ich, wenn möglich, zugegen sein!
Setliste: «Highway Star (Deep Purple Cover)» - «Walking In The Shadow Of The Blues (Whitesnake Cover)» - «Hush (Joe South Cover)» - «Human Mechanic» - «Lazy (Deep Purple Cover)» - «Ready An' Willing (Whitesnake Cover)» - «No One's Getting Out Alive» - «Ain't No Love In The Heart Of The City (Bobby "Blue" Bland Cover)» - «Black Night (Deep Purple Cover)» - «Perfect Strangers (Deep Purple Cover)» - «Space Truckin' (Deep Purple Cover)» - «Smoke On The Water (Deep Purple Cover)» -- «Stormbringer (Deep Purple Cover)»