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14. September 2022, Zürich – Komplex 457, Club
by Mona
Ein gemütlicher Abend mit lauter, harter Musik klingt immer nach einem guten Plan. Obscura sind mal wieder in der Schweiz zu Gast. Wer auf Technical Death Metal steht, wird den Namen wiedererkennen. Leider nur unten im kleineren Club, aber genau dadurch etwas gemütlicher.
Disillusion
Der Abend wird von der deutschen Progressive Melodic Death Metal Band Disillusion eröffnet. Definitiv eher auf der Proggy-Schiene fahrend, gibt es einen entspannten und atmosphärischen Einstieg. Zunächst wirkt die Band ein wenig zahm, doch vielleicht macht genau dies den Charme aus. Konzentriert spielen sich die Leipziger durch das Set und ernten höflichen Applaus vom noch spärlich anwesenden Publikum. Proggies bekommen ein wahres Juwelchen um die Ohren kredenzt, aber auch die Härte kommt dabei nicht zu kurz. Die sympathische Truppe erhält eine Dreiviertelstunde Spielzeit. Die Herren machen das Beste daraus und liefern ein solides Set ab, welches leider nicht viele im Raum zu überzeugen mag. Es ist klar, dass die paar Versammelten hier hauptsächlich wegen Obscura angetreten sind. Von mir gibt es auf jeden Fall ein grosses Lob und eine klare Empfehlung! Der Auftakt war in meinen Augen und Ohren sehr gelungen.
Persefone
Die 5-köpfige Progressive Metal Band leitet den Abend weiter Richtung in Hauptact. Mit einem ebenfalls atmosphärischen Touch in ihrem harten Sound, bekommen wir quasi eine Fortsetzung der Vorgänger. Die Katalaner haben schon fünf Alben im Kasten und spielen sich mit guter Laune durch den Mittelteil der Show. Die Klanglandschaft ist sehr harmonisch ausgelegt und die Balance zwischen sanft wie hart gut getroffen. Die Band geniesst viele gute Kritiken seit der Veröffentlichung von «Spiritual Migration», und diesen werden die Herren auch auf der Bühne mehr als gerecht. Zwar ist der Sound nicht immer super abgemischt, doch die Präzision im Instrumentenspiel ist stets hörbar. Der Extreme Prog dieser Gruppe ist definitiv etwas, was man sich ab Platte und das gleich ein paar Mal öfters anhören sollte, um wirklich auch an die Finessen der spannenden Kompositionen zu gelangen. Hier im Club gingen sie zum einen durch den Soundmix allerdings total unter, und zum anderem eignet sich dieses Genre eher für einen Genuss in zurück gelehnter Haltung. Die Klangqualität büsste zumindest an der Front ziemlich ein, was sich insgesamt leider nicht so gut auf den Auftritt auswirkte. Schade, denn ich persönlich werde die Band gerne weiter verfolgen, und den Reaktionen des Publikums entnahm ich, dass ich hierbei nicht die einzige sein werde.
Obscura
Endlich ist es soweit, und die Helden des Abends betreten die Bühne. Nach dem Mega-Release von «A Valeditiction» und leider notwendigen Verschiebungen dürfen wir die Tech Death Grösse endlich wieder live erleben. Die Vorfreude ist gross und im Publikum deutlich spürbar. Gut gelaunte, langhaarige Jungs betreten mit ihren Instrumenten bewaffnet die Bühne und heizen das zwar besser gefüllte, doch immer noch relativ leer wirkende Komplex auf. Die Nackenmuskulatur wird automatisch angeregt, und erbarmungslos wippt der Kopf im Takt mit. Die Setliste wirkt auf den ersten Blick etwas kurz, doch die veranschlagten 75 Minuten sind mit einem soliden Set gefüllt. Etwas Neues, etwas Älteres, alles in perfektem Einklang. Obscura sind eine Band, welche auf ihren Alben stets das richtige Mass finden. Brutal, technisch, aber genau richtig ausgeschmückt. Nie überladen und definitiv etwas, was nicht alle verstehen können. Progressive Death Metal at its finest, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Und live bekommt man die Präzision nochmals kräftiger zu spüren, denn die Vibration des Raumes verliehen dem Ganzen noch das gewisse Etwas, was die Alben auf der Heimanlage halt nicht wirklich erreichen können.
Nicht, dass die haarscharfen Kompositionen noch mehr Volumen bräuchten, aber es tut halt schon gut, wenn man die Musik, die einen auf angenehmste Weise "entgegen schmettert", im Magen spüren kann. Das Publikum ging auf jeden Fall ab, und die Laune wurde massiv hochkatapultiert. Heiss wie die Sau war es inzwischen auch geworden. So und nicht anders muss Metal! Der nächste Gig findet dann aber hoffentlich ich einer Location mit besseren Soundverhältnissen statt, um der Hochpräzison dieser Ausnahmeband entsprechend gerecht werden zu können. Ich bin da hoffentlich wieder mit dabei.
Setliste: «Forsaken» - «Solaris» - «Ocean Gateways» - «Emergent Evolution» - «A Valediction» - «Devoured Usurper» - «Anticosmic Overload» - «Orbital Elements II» - «Universe Momentum» - «Akroasis» - «The Neuromancer» - «When Stars Collide» - «Septuagint» - «Incarnated»