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05. Oktober 2024, Luzern - Südpol
By Rönu
Ausgabe Nummer zwei wartete mit einigen Neuigkeiten für die Besucher auf. So wurde das Food-Angebot erweitert, es war ein Massage-Stuhl vorhanden, um sich die Nackenschmerzen wegzuzaubern, und zu guter Letzt fanden im Foyer auch zwei kurze Talks statt. Zum einen war Bölzer Mastermind Okoi Jones zu Gast, um über Mythologie und Spiritualität zu philosophieren, und zum anderen war es Primordial Sänger Alan Nemtheanga, der Platz auf dem Sofa nahm. Ansonsten dominierte natürlich die Musik, wobei nach dem Konzert relativ klar war, wer die besten Reaktionen provozieren konnte.
Bad Marilyn
Die softeste Band des Line-ups waren ohne Zweifel Bad Marilyn, die mit ihrem Power Metal aber für einigen Applaus sorgen konnten. Leider war der Bassist verhindert und eine zweite Gitarre täte der Band auch gut, aber wenn das Songmaterial dermassen stark ist, sind das Peanuts. Sängerin Andrea Raffaela ist ein Glücksfall für die Band, denn sowohl der kräftige Klargesang, wie auch die gelegentlich eingestreuten Growls meisterte die Frontfrau vorzüglich. Leider war das Licht ein Ärgernis, nicht nur für mich als Fotografen, aber wenn die Infrastruktur eigentlich vorhanden ist, kann man es nur schwer verstehen, wenn die Protagonisten auf der Bühne auch vom Publikumsraum aus nur als Umrisse zu erkennen sind. Eine Tatsache, die sich leider fast über den ganzen Tag hinzog. Trotzdem war das ein starkes Statement der noch jungen Formation, welche sich erst letztes Jahr gegründet hat. Lustiger Funfact: Bad Marilyn haben es tatsächlich geschafft beim letzten Song «Retribution» einen Circle-Pit zu provozieren, und dies bei einem Power Metal Konzert sowie trotz noch spärlichem Publikum!
Setliste: «I Die Inside» - «Eye Of The Snake» - «Eternal Pain» - «Perfect Moment» - «Revolution» - «Retribution»
Vorax
Zur nächsten Band ergab sich zuerst ein Fragezeichen. Vorax? Nie gehört! So erging es mir zumindest, und nach einer kleinen Recherche habe ich schnell herausgefunden, dass die Band erst eine EP namens «Jurassic Dawn» am Start hat. Die Death Metaller scheinen dabei ein Flair für Dinos zu haben, traten sie doch alle standesgemäss im Jurassic Park Shirts auf. Tja, und dann erblickte ich doch ein mir nur zu bekanntes Gesicht, denn am Bass stand tatsächlich Patrick Hersche, der ja auch bei Messiah jeweils für gute Laune sorgt. Vorax sorgten für eine ordentliche Dosis Dampfhammer Death Metal und damit für ordentliche Publikums-Reaktionen. Nächstes Jahr will die Band am 12. April die Plattentaufe ihres ersten Albums feiern, übrigens zusammen mit Heathen Heretic, welche ja gleich noch auftreten sollten. Man darf gespannt sein, denn live sorgte der Auftritt definitiv für Aufsehen!
Setliste: «T-Rex» - «Raptor's Claw» - «Permian» - «Malediction» - «Magma Ocean» - «Hunter Killer» - «Reign Supreme» - «Volcano Shock» - «No Gods, No Glory»
Heathen Heretic
Die Band hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht, und dies trotz erst einem Album in der Hinterhand. Das liegt sicher an den zahlreichen Auftritten der Black / Death Truppe, die genreunüblich sowohl weiblichen, wie männlichen Gesang auf der Bühne vereint. Auch in Sachen Bühnen-Dekoration setzte die Band mit ihrem grossen Backdrop und den geschminkten Musikern heute eine ganze Schippe oben drauf. Dass die Truppe über internationales Niveau verfügt, zeigte unter anderem «Black Forest», wo Sängerin Viola sogar eine akustische Gitarre spielte und so dem Song eine ganz besondere Atmosphäre verlieh. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass die Band heute nicht ganz die erhofften Reaktionen beim Publikum herauskitzeln konnte. Trotzdem ein solider Auftritt.
Setliste: «Shadow Of The Black Moon» - «Charge Into The Fire» - «Impaler» - «Black Forest» - «Charon» - «Conquer For A Worthless God»
Bölzer
Die nachfolgenden Bölzer waren speziell, denn schliesslich handelt es hier nur um ein Duo. Sänger, Gitarrist und Bassist ist Okoi Jones, während Fabian Wyrsch die Drums bedient. Wobei Letzterer in dem dauerhaft blauen Licht, welches mit viel Rauch verhüllt wurde, fast nicht erkennbar war. Das mag atmosphärisch so gewollt sein, allerdings wirkte es schon seltsam, wenn dann nur eine Person auf der Bühne steht und sichtbar war. So wurde das Fotographieren zu einer wahren Lotterie und auch der Genuss des Gigs war – zumindest bei mir – arg eingeschränkt. Musikalisch liess man aber nichts anbrennen und verpasste den Fans einen veritablen Arschtritt.
Setliste: «Zeus – Seducer Of Hearts» - «The Archer» - «Hero» - «Phosphor» - «Aestivation» - «Pauper» - «Entranced By The Wolfshook» - «C.M.E.»
Primordial
Sänger Alan liess das Organisations-Komitee richtig schwitzen an diesem Samstag, denn er reiste mit der deutschen Bahn an. Etwas, dass jeden Schweizer aufhorchen lässt, und tatsächlich musste der geplante Talk verschoben werden, weil der Protagonist verspätet in Luzern ankam. Aber am Schluss hatte doch alles geklappt, weshalb Primordials Gig nichts im Weg stand. Dass die Iren über Headliner-Qualitäten verfügen, muss man nicht mehr gross erwähnen. Es war auch heute ein absolut sauberer und souveräner Auftritt, auch wenn ich glaube, dass die meisten Zuschauer sich auf den zweiten Headliner vorbereiteten. So blieb die Stimmung etwas hinter den Erwartungen zurück. Ich persönlich hätte gerne noch etwas mehr von Primordial gesehen.
Setliste: «As Rome Burns» - «No Grave Deep Enough» - «To Hell Or The Hangman» - «Lain With The Wolf» - «The Coffin Ships» - «Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is An Orphan» - «Empire Falls»
Zeal & Ardor
Es ist ja für unsere einheimische Szene etwas sehr Cooles, wenn eine Schweizer Band den Headliner an einem solchen Festival stellen kann. Die Mischung aus Black Metal, Gospel und Soul kann bei mir zwar nicht punkten, aber das war der Meute freilich und richtigerweise völlig egal. Denn nun kochte die Stimmung plötzlich am Südpol, und Manuel Gagneux wie seine Band liessen sich davon anstecken, sprich strahlten von Minute zu Minute breiter. Leider war auch hier das Licht der grosse Schwachpunkt, aber dafür konnte die Band ja nichts. Zeal & Ardor wurden ihrem Ruf auf jeden Fall gerecht und spielten einen siebzig Minuten langen, überzeugenden Auftritt.
Setliste: «Wake Of A Nation» - «Götterdämmerung» - «Ship On Fire» -«Erase» - «Gravedigger’s Chant» - «Tuskegee» - «Blood In The River» - «Kilonova» - «Run» - «Golden Liar» - «Sugarcoat» - «Trust No One» - «Built On Ashes» - «I Caught You» - «Clawing You»
Royal Desolation
Die undankbare Aufgabe, den Rausschmeisser nach einem solchen Triumphzug von Zeal & Ardor zu bestreiten, wurde Royal Desolation zugeteilt. Logisch, dass sich die Reihen doch merklich lichteten, aber trotzdem war dennoch eine stattliche Anzahl an Fans vor Ort geblieben, um sich eine geballte Ladung Metalcore zu geben, wobei die Band auch andere Einflüsse in ihren Sound integriert. Dass die Bieler diesen Sommer relativ oft live auftreten konnten, merkte man sofort, denn alles wirkte wie aus einem Guss. Da mich diese Spielart jedoch überhaupt nicht packt und der lange Tag seine Spuren hinterliess, machte ich mich deshalb bewusst etwas früher auf den Heimweg. Die Band möge es mir verzeihen, und zudem ist mir nicht bekannt, ob die Setliste wirklich komplett ist.
Setliste: «Kingdom» - «Darkest Hour» - «Fire» - «The Deal» - «A Fall From Grace»
Fazit: Auch wenn mir das Line-up der ersten Ausgabe im April noch mehr zusagte, heisst was der Verein "Metal Storm" hier auf die Bühne stellte, verdient so oder so Respekt. Tolle Location, gute Grösse und richtig starke Bands. Am 5. April 2025 findet übrigens schon die dritte Ausgabe statt. Das "Metal Storm Over Luzern" ist definitiv einen Besuch wert. Das Thema Licht sollte man aber noch angehen und in den Griff kriegen, denn dann wäre nahezu alles perfekt!