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09. September 2023, Aarburg - Musigburg
By Rönu
Ein sehr interessantes Package machte Halt in der Musigburg. Als Headliner fungierten die bockstarken Ironflame, welche bisher vier sträflich unterbewertete Alben veröffentlichten, dazu kam mit Craver eine junge Schweizer Band, die ihr erstes Konzert absolvierte. Icarus Witch waren ebenso dabei, wie die gänzlich unbekannten Holodox, welche sich spätestens vor Ort als nicht ganz so unbekannt heraus stellten. Aufgrund der grossen Konkurrenz (Meh Suff Festival, Mono Inc. im Z7, Primal Fear im Wallis, dazu etliche kleinere Konzerte) war die Musigburg bei Weitem nicht gefüllt, was der Stimmung aber keineswegs schadete.
Holodox (Comaniac)
Recherchen im Vorfeld konnten nichts zu der angeblichen Westschweizer Kapelle finden, welche scheinbar dem Schweizer Thrash Tribut zollen soll und die sich nach dem 2020er Album der Aargauer Comaniac benannten. Tatsächlich handelte es sich dann aber um einen Geheimauftritt eben derjenigen Comaniac. Die offizielle Plattentaufe des neusten Albums findet erst im Oktober im KiFF in Aarau statt, und deshalb fand der heutige Auftritt unter dem Namen Holodox statt. Wer die Band nicht kennt, hier wird technisch hochstehender Thrash Metal geboten, welcher nicht gerade leicht verdaulich ist. Als die Band loslegte, waren die meisten Leute noch draussen. Das störte Comaniac jedoch nicht sonderlich, und sie spielten sich den Arsch ab, um das Publikum herein zu locken, was ihnen schliesslich nach und nach auch gelang. Die Anwesenden kamen dann in den Genuss von gleich vier Songs des neusten Streiches «None For All», und zum Abschluss gab es als Zückerchen noch Metallicas «Battery» um die Ohren geknallt. Cooler Auftritt, und auch wenn man es im Vorfeld fast geahnt hatte, war es am Schluss dennoch eine schöne Überraschung und eine tolle Aufwertung des Konzert-Abends. Für Fans von progressivem Thrash sind Comaniac ein absolutes Muss!
Setliste: «Coal» - «Breakdown Rite» - «Holodox» - «Desolation Manifest» - «Nothing But Lies» - «Between The Stars» - «Battery»
Icarus Witch
Mittlerweile dürften Metal-Insider wissen, dass die aktuelle Besetzung der amerikanischen Metaller zu grossen Teilen aus Membern von Ironflame besteht. Sänger Andrew D'Cagna hatte also erneut einen Doppelauftritt zu bestreiten. Mit der neuen, starken Single «Rise Of The Witches» haben Icarus Witch einen Song im Repertoire, der auch live zu Ehren kam und gleich ein Highlight der neun Song starken Setliste war. Ansonsten lässt sich schon aufgrund des Sängers mittlerweile eine Ähnlichkeit zu Ironflame nicht verleugnen, auch wenn die Amis etwas gemässigter unterwegs sind und nicht dieselbe Dichte an Granaten vorweisen können. Mit «10'000 Lightyears From Home» wurde noch ein zweiter Song des kommenden, sechsten Studioalbums «No Devil Lived On» gespielt, und auch diese Nummer sorgte für eine gewisse Vorfreude. Wie auch Comaniac entliessen Icarus Witch das Publikum mit einer Cover-Version. Zu Ehren kamen dabei Def Leppard (!) mit «Mirror, Mirror». Die Reaktionen des Publikums waren gut, aber man merkte schon, dass viele mit dem Material der Band nicht vertraut waren, was sich übrigens auch eins zu eins zur nächsten Band übertragen liess.
Setliste: - «Misfortune Teller» - «Through Your Eyes» - «Tragedy» - «Goodbye Cruel World» - «Lightning Strikes» - «Out For Blood» - «10'000 Lightyears From Home» - «Rise To The Witches» - «Mirror, Mirror»
Craver
Ja, die Berner Band hat mit ihrem Debüt «Torch Of Wisdom» durchaus für Aufsehen gesorgt, denn Craver haben definitiv etwas Neues kreiert. Dark Rock meets Traditional Metal, darauf muss man erstmal kommen. In der Musigburg war ihr allererster Live-Auftritt angesagt, und dafür hatte man sich jetzt auch noch mit einem zweiten Gitarristen verstärken können, was natürlich für mehr Druck sorgte. Cravers erster Auftritt brauchte allerdings ein wenig Anlauf, um in die Gänge zu kommen, aber mit fortlaufender Dauer kam die Band immer besser in den Set, auch wenn das Zielpublikum heute vielleicht etwas anders erwartet hatte, als die melancholische, tiefe Stimme von Tommy, die ein wenig an Sisters Of Mercy erinnert. Mit Ausnahme von «Craving» wurden sämtliche Lieder des Debüt-Albums gespielt. Songs wie «Lights In The Shadows», «Dreams Of The Night» oder «Vessel Of Love» sind es denn auch allemal wert, sich näher mit Craver zu beschäftigen, und seien wir mal ehrlich, eine Band die versucht neuen frischen Wind in die Szene zu bringen, hat definitiv Respekt verdient. Craver haben einen guten ersten Gig hingelegt und sind bereit für weitere Auftritte. Checkt die sympathischen Jungs auf jeden Fall mal an!
Setliste: «Sweet Flame» - «Harbor Lane» - «Lights In The Shadows» - «Madness» - «Dreams Of The Night» - «Children Of Aurora» - «Sign Of The Circle» - «Vessel Of Love»
Ironflame
Jetzt war es Zeit für den Headliner, und die Stimmung war vom ersten Ton an da. Mit ihren ersten vier Alben haben die Jungs fantastischen US-Metal veröffentlicht, und das zeigten sie heute auch live. Mit «Firestorm» vom Debüt «Lightning Strikes The Crown» (2017) legten Ironflame fulminant los und dachten im Verlauf des Gigs nicht daran, den Fuss vom Gaspedal zu nehmen. Sänger Andrew lieferte eine gnadenlos starke Vorstellung ab, und die Mannschaft im Rücken machte es ihm gleich. Die Spielfreude der Amerikaner war ansteckend und sorgte dafür, dass die Musigburg innert Kürze zur Sauna mutierte. «Marching On», «Under The Spell», «Storm Crusher», «Ready To Strike» überzeugten, und Kenner der Szene wissen, was für grandiose Granaten die Amerikaner im Repertoire haben. Andrew liess es sich auch nicht nehmen, eine Lob-Arie für Fribi vom Outsider Shop in Olten vom Stapel zu lassen und widmete ihm mit «Vengeance Rising» einen Song. Dem kann ich mich nur anschliessen, sprich danke Fribi, dass du es immer wieder schaffst, solche Abende auf die Beine zu stellen. Selbst nach dem abschliessenden Track auf der Setliste, dem grandiosen «Shadow Queen», blieb die Band auf der Bühne und zockte nochmals zwei Zugaben ins glückliche Publikum. Keine Frage, nach Vicious Rumors ein paar Wochen zuvor, war es erneut ein Auftritt, der den Anwesenden noch sehr lange im Gedächtnis verbleiben wird. Es war magisch und definitiv ein Erlebnis, Ironflame live aufspielen zu sehen. Dass die Band sich danach an der Bar sehen liess und es sich nicht nehmen liess mit den Fans zu diskutieren, zu signieren oder zusammen ein Bier zu trinken, war natürlich noch das berühmte Tüpfelchen auf dem "i".
Setliste: «Firestorm» - «The Contract» - «Marching On» - «Everlasting Fire» - «Blood Red Cross» - «Under The Spell» - «Storm Crusher» - «Ready To Strike» - «Graves Of Thunder» - «Vengeance Rising» - «Strange Wings» - «Shadow Queen» - (plus zwei weitere Zugaben)