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02. bis 04. Januar 2025, Wasen i. E. - Nussbaumschachen
By Rockslave (rsl) und Tinu (tin) - All Pics by Rockslave
Die mittlerweile 21. Ausgabe des ICE ROCK Festivals stand heuer unter neuen Vorzeichen, denn es war die erste Ausgabe nach der Ära des bisherigen Bookers Marco Forster, der sich letztes Jahr verabschiedete. Die Nachfolge dieses sehr herausfordernden Jobs wurde Lea "Lees" Gerber, der Tochter von ICE ROCK Gründer Fridu Gerber übertragen, die nun, mit ihrem unterstützenden Vater an der Seite, die künftigen Geschicke lenken wird. Damit einher ging die Situation und Tatsache, dass es in heutigen Zeiten, mitunter auch wegen Corona, bedeutend schwerer geworden ist, solche Events überhaupt noch kostendeckend ausrichten zu können. Somit liegt die Last auf dem Booking.
Das ICE ROCK konnte sich in der Vergangenheit mit einigen internationalen, klingenden Szene-Namen schmücken, wie zum Beispiel Morgana Lefay, Brainstorm, Almanac, Freedom Call, Tygers Of Pan Tang, Nitrogods, The Night Flight Orchestra, Threshold, Treat, Evergrey, The 69 Eyes, Gus G oder auch Kissin' Dynamite und letztes Jahr gar Geoff Tate sowie Alex Beyrodt & Friends, um einfach mal einige aus vielen mehr zu nennen. Ergänzt wurde das Ganze mit einheimischen Bands wie Shakra, Pertness, Skansis, The Order, Excelsis und Rock-Out oder Voltage Arc in jüngerer Vergangenheit. Erhöhte Kosten überall, speziell auch bei den Gagen der Bands, erschwert das Ganze nun erheblich.
Dazu kommt der Wandel der Zeit, sprich dass sich das Stamm-Publikum im Verlauf der Zeit von über zwanzig Jahren langsam aber sicher auch verändert, wie die stilistischen Geschmäcker. Heisst die jüngeren Fans müssen entsprechend zunehmend angesprochen werden, damit der Generationen-Wechsel vollzogen werden kann. Keine leichte Aufgabe somit, hier die richtige Mischung zu finden. Was das in die Tat umgesetzt bedeutet, sah man an der diesjährigen Ausgabe des ICE ROCK, wo der Vorverkauf in Ermangelung zugkräftiger, neuer Headliner alles andere als vielversprechend aussah. Nur am Datum, das gleich wie 2014 lag, kann es allerdings nicht gelegen haben. (rsl)
Donnerstag, 02. Januar 2024 (Erster Tag)
Silence Lost
Diese Schweizer Hard Rock Truppe um den Gitarristen Patrick "Pädu" Jost, den ich schon länger kenne, hatte ich echt nicht mehr auf dem Radar. Darum stellte ich dann bei der Recherche eher überraschend fest, dass da früher ja ein gewisser Marcel Hablützel alias Mace Mitchell (Emerald) hinter dem Mikro stand und nebst der EP «Now Is The Time» (2010) auch das full-lenght Debüt-Album «Pay For It» (2016) eingesungen hat. Das Ganze kam für damalige Verhältnisse ziemlich professionell daher und klang ganz ordentlich, ohne aber gröbere Stricke zu zerreissen. Beste Newcomer Band 2010 wirkt heuer arg angestaubt, und seither ist eh viel Wasser die Aare heruntergeflossen. Immerhin ist die Band noch aktiv und nimmt mit Frontfrau Kat nochmals Anlauf.
Im Schlepptau hatte man mit «Alive» und «Touch The Sky» zwei brandneue Singles, wovon auch die zugehörigen Videos etwas hergeben. Silence Lost als Festival-Opener der ICE ROCK Festival Ausgabe 2025 hätten es in der Hand gehabt, aus ihrer soliden Position heraus für ein erstes Ausrufezeichen im Sinne eines "wake up calls" im Hornbach-Tenn zu sorgen, aber dafür war der Einstieg mit dem insgesamt viel zu blutleeren «Judgement Day» eher unglücklich gewählt! Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass hier mit angezogener Handbremse gespielt wurde, wenn man sich sonstige (Studio-) Aufnahmen der Band anhört. Immerhin vermochte Kat mit ihrem Gesang wie sympathischen Auftreten, und je länger das Konzert dauerte, noch ein paar Kohlen aus dem Feuer zu holen. (rsl)
Setliste: «Intro» - «Judgement Day» - «Dood In Mood» - «Alive» - «Showdown» - «Another Day» - «5000 Miles» - «No Reason To Stay» - «Touch The Sky» - «What We Hide» - «Pornstar» - «Don't Stab Me» - «Down At The Ocean» -- «Pay For It»
Royal Desolation
Nach dem hardrockigen Einstieg ging es stilistisch nun in die Richtung Generation "Z". Will heissen ein geballte Ladung zwischen Melodic Death Metal und Metalcore wartete darauf, dem Publikum die Lauscher durchzupusten. Noch während des Aufbaus waren die entsprechend geschminkten Gesichter der Bieler Band nicht zu übersehen. Am Drum sass übrigens Gregory Birrer, seines Zeichens zuständig für Marketing, Werbung und Grafik für das ICE ROCK Festival. Nach dem Intro wurden gleich die ersten zwei Tracks des aktuellen Albums «Demon King» (2024) ins Tenn geschleudert. Wer nun dachte, dass dieser harte und moderne Sound für lange Gesichter sorgt, sah sich in der Folge getäuscht. Die Stimmung in den vorderen paar Reihen entwickelte sich prächtig und wurde immer lauter.
Auch wenn diese Mucke "eher etwas für die Jungen" war, passte das Paket dennoch ganz gut und wurde vor allem von der energetischen Performance der ganzen Band getragen. Im Fokus stand dabei Frontmann Raphael Schenk, der keine Gefangenen machte und mit der eingesetzten Linse eines erblindeten Auges für den entsprechenden Effekt sorgte. Nebst neuerem Material kamen auch ein paar Songs des full-lenght Debüts «Puppet Dance» (2022) zum Handkuss. Da die Tracks ziemlich auf den Punkt gespielt waren, sprich keine Überlängen aufwiesen, ermöglichte dies einen formidablen Rundumschlag des bisherigen Materials. Auch wenn sich für meinen Geschmack eine gewisse Gleichförmigkeit breitmachte, zogen Royal Desolation voll vom Leder, überzeugten und liessen sich nicht lumpen! (rsl)
Setliste: «Intro» - «Kingdom» - «Darkest Hour» - «Kosmophobia» - «Fire» - «The Deal» - «A Light For The Fallen» - «A Fall From Grace» - «Lost» - «Killer And Monster» - «Schizophrenia» - «Downfall (plus Schluss-Break)» - «We Will Not Fall» - «Drum Solo Gregory Birrer» - «Demon King» - «We Are The Kings» - «The Black Crown» -- «Runaway» - «Outro»
Serious Black
Nach dem ursprünglichen Billing wären nun die deutschen Nu-Metaller From Fall To Spring an der Reihe gewesen, doch das Saarländer Quintett um die Gebrüder Philip und Lukas Wilhelm sagte kurzfristig ab. Für sie sprangen Serious Black ein und waren weit mehr als nur ein Notnagel. Zudem wurde mit dessen Power Metal quasi eine stilistische Lücke im Sinne der Abwechslung geschlossen. Auch wenn seit der Gründung vor zehn Jahren (damals mitunter noch mit Roland Grapow und Thomen Stauch) nur noch Dominik Sebastian (g) und Mario Lochert (b) übrig sind, zeigte sich das aktuelle Line-up mit Frontmann Nikola Mijic (Eden's Curse) kompakt und routiniert. Mit Christian Schichtl ist zudem ein neuer Drummer an Bord, der Ramy Ali ablöste, welcher dann am Samstag in Wasen weilte.
Geboten wurde ein solider Querschnitt aus fünf der insgesamt sechs Studio-Alben, die bisher veröffentlicht wurden. Synthie-Sounds, die in den früheren Jahren von Jan Vacik live gespielt wurden, kommen schon eine Weile und kamen auch heute Abend ausschliesslich ab Konserve. Das ist grundsätzlich immer schade, aber längst gang und gäbe in vielen anderen Combos. Serious Black vermochten jedoch auch so für erneut gute Stimmung beim mittlerweile etwas zahlreicher anwesenden Publikum zu sorgen und zeigten sich agil auf der Bühne. In der Mitte des Sets folgten dann eher überraschend zwei Covers (von Neil Young und Brandi Carlile), die es nicht zwingend gebraucht hätte. Dafür war «Senso Della Vita» cool und hintenraus fehlte bloss das vorherige Power-Drumming von Ramy. (rsl)
Setliste: «Akhenaton» - «Trail Of Murder» - «Rock With Us Tonight» - «Mr. Nightmist» - «Mirrorworld» - «Metalized» - «Rockin' In The Free World (Cover Neil Young)» - «The Story (Cover Brandi Carlile)» - «Senso Della Vita» - «I Seek No Other Life» - «Serious Black Magic» - «Out Of The Ashes» - «Tonight I'm Ready To Fight» - «Take Your Life» - «High and Low»
The MinX
Die Ehre der ersten Rausschmeisser-Band des diesjährigen Festivals gebührte The MinX, einer Schweizer Truppe aus dem Berner Seeland, die auch schon eine ganze Weile zusammen musiziert. Die Mischung aus Alternative Rock, Punk und Rock'n'Roll wurde von Tobias "Tobi" Huwiler (v), Thomas "T-Rod" Roder (g), Lukas "Lukii" Bühlmann (g), Michael "Mitch" Schüpbach (b) und Simon "Cmu" Bühlmann (d) im Geiste von Danko Jones und Jet nun schon zum dritten Mal nach Wasen getragen. Obwohl die Band in den letzten Jahren konzertmässig fleissig aufspielte, hatte ich den Fünfer überhaupt nicht mehr auf dem Radar. Das kann auch damit zusammenhängen, dass ich halt, im Gegensatz zu einigen der anderen Besucher im Tenn, in der Alternative-Ecke nicht wirklich zu Hause bin.
Fakt ist aber, dass die gut aufeinander abgestimmte Band das Zepter zu später Stunde ziemlich rasch übernahm und eine amtliche Rock-Party gezündet wurde. Dies fand dann letztlich nicht mehr vor so vielen Leuten statt, aber das kümmerte das noch anwesende Publikum herzlich wenig. So wurden die zahlreichen und ziemlich auf den Punkt gespielten Songs aus dem full-lenght Debüt «Push It» (2019), das übrigens komplett durchgespielt wurde, ergänzt um die mitunter aktuellen Singles «Wasted» und «We Don't Live Forever» (beide 2024 erschienen). Handwerklich hatten es die Jungs absolut drauf, und einer der Songs, sprich «Against The Mainstream» zielte genau darauf ab, dass die Schweiz weit mehr als nur Krokus, Gotthard und Shakra zu bieten hat! Die Antwort darauf: The MinX! (rsl)
Setliste: «Never Too Loud» - «Life Is A Bitch» - «Turn Back the Time» - «Stand Up» - «Slave» - «Get Me Outta Here» - «Crime» - «Downfall» - «Keep It Real» - «The MinX» - «Pain In My Head» - «Wasted» - «Lost In Needs» - «Push It To The Limit» - «Had Enough» - «We Don't Live Forever» - «Against The Mainstream» - «The Riddle» - «Simple Man» - «I Gotta Rock» -- «Rip It Up» - «Friday Night» - «Stand By Me»
Freitag, 03. Januar 2024 (Zweiter Tag)
Unchain
Da war sie nun, die Überraschung für mich und eigentlich auch die geilste Truppe an diesen drei Tagen. Okay, Unchain haben zwar keine Übernummer wie ein «Stargazer» im Repertoire, sind sicherlich auch nicht die grössten Virtuosen an ihren Instrumenten und lassen auch mal schiefe Töne erklingen, als sich zum Beispiel Mike und Marco gegenseitig in die Gitarren-Hälse griffen und so ein kleines Solo gespielt wurde. Der Spass-Faktor versprühte dabei, dank Sänger Tom, eine dermassen mitreissende Art, dass das ICE ROCK mit dem rockigen Flair des Fünfers steil ging. Das lag nicht nur daran, dass ihre Interpretation des Neil Youngs Klassiker «Rockin' In A Free World» knackiger gespielt wurde, als noch jene von Serious Black am Abend zuvor.
Ganz in der Manier von Airbourne oder Audrey Horne enterte Tom nämlich kurz den Tresen und sang die Nummer von dort aus, heisst vis-à-vis von ihm stand Mike auf der anderen Seite, sprich Bar-Theke und liess es entsprechend rocken. Das Verteilen von Shots, sich die Verschlusskappe auf die Nase zu stecken, das Hüpfen auf der Bühne und der gefährliche Aktionsradius von Toms Mikrofon-Ständer waren zudem weitere Elemente, welche den Party-Faktor in die Höhe schiessen liessen. Der AC/DC artige Sound, der mit Shakra Elementen gefüttert wurde, ab und zu einen leicht punkigen Touch aufwies und teilweise gar an ältere Bon Jovi erinnerte, war genau das Richtige, um die Anwesenden am zweiten Tag aus ihrem Mittagsschlaf herauszureissen. (tin)
Setliste: «Second Wind» - «Hills» - «Back 'Gainst The Wall» - «Child In Time» - «Stoney Path» - «House Of The Rising Sun» - «Something New» - «Falling Down» - «Can Stay In Hell» - «Going To The Club» - «I'm Back» - «Sabrina» - «Together» - «Rockin' In A Free World (Neil Young Cover)»
Doctor Victor
Nachdem ich bei Unchain ein bisschen ausführlicher war, halte ich mich bei den Tschechen von Doctor Victor kürzer. Das verrückte Trio um den wahnsinnigen Gitarristen Victor liess die Siebziger, die Beatles und speziell Prince hochleben, und das lag nicht nur an der Cover-Version von «Purple Rain». Diese Nummer wurde von wirklich allen am ICE ROCK mitgesungen und liess ab diesem Zeitpunkt das Trio einen kleinen Siegeszug feiern. Die Tanzeinlage von Band und Fans waren ein gefundenes Fressen für die Anwesenden.
Auch die beiden Teenager-Girls aus dem Publikum, die auf der Bühne einen Headbang-Unterricht vom Gitarristen bekamen, wurde zu Lacher. Der wilde Haufen war ständig am Haupthaar schütteln, in Bewegung oder am sich Verrenken. Doctor Victor machten Spass und hatten Freude. Dass nach dem Gig L.L. aus L. sich von jedem Musiker ein weiteres Kind wünschte, liess auch das erotische Flair der drei Jungs erkennen, bei denen sich der Drummer wie das Tier aus der Muppet-Show gebärdete. (tin)
Setliste: (darunter waren zumindest diese Songs): «Stand Up!» - «Sexy Black» - «Purple Rain (Prince Cover)» - «Drum Solo» - «Can't Stop Rock'n'Roll»
Alex Beyrodt & Friends
Was Alex und seine Freunde vor einem Jahr boten, ist schlicht und ergreifend nicht in Worte zu fassen. Dass es nur zwölf Monate später am gleichen Ort nochmals Nachschub gab, war in meinen Augen eine mutige Geschichte. Logisch war in allen Ohren und Augen noch immer die sensationelle und legendäre Darbietung und dieser Erinnerung mussten sich Alex, Markus, Hannes, Gulli und Doogie White, der für Ronnie Romero sang, stellen. Musikalisch war auch dieses Mal alles auf einem sehr hohen Level und vielleicht lag die Konzentration dieses Mal mehr auf der handwerklichen Leistung als der Performance, die auch mal Schnitzer zuliess. Doogie, der sich am Schluss seiner Tränen nicht mehr erwehren konnte, kümmerte sich auch rührend um ein kleines Kind, das ohne Pamir vor der Bühne sass, konnte aber gesanglich nicht immer überzeugen. "I’m Scottish" liess der Shouter das Publikum wissen und wünschte allen "A happy new year".
Trotzdem blieb er hinter seinen Möglichkeiten, die er früher als Sänger von Michael Schenker oder Alcatrazz zeigte. Ganz zu schweigen davon, als er 1995 das «Stranger In Us All» Album von Rainbow einsang und mit Ritchie Blackmore auf Tour ging. Von diesem Album wurden zwei Songs gespielt («Wolf To The Moon», «Ariel»). Daneben wollten die Jungs "no «Black Night» and no «Smoke On The Water»" darbieten und konzentrierten sich auf eine dennoch gelungene Mischung von Rainbow und Deep Purple Klassikern. Auch wenn Alex einmal mehr brillierte und spielte, als würde er von einem anderen Stern stammen, konnten er und seine Freunde die gleiche Magie wie vor einem Jahr nicht noch einmal entfachen. Das lag auch an Doogie, der sicherlich mit seiner liebeswerten und leicht verpeilten Art für den einen Lacher und den anderen Schmunzler zuständig war, Ronnie das Wasser aber nicht reichen konnte. Trotzdem eine coole Show von meisterlichen Musikern. (tin)
Setliste: «Kill The King (Rainbow Cover)» - «Stormbringer (Deep Purple Cover)» - «Might Just Take Your Life (Deep Purple Cover)» - «Blind Man (Deep Purple Cover)» - «Stargazer (Rainbow Cover)» - «Long Live Rock’n Roll (Rainbow Cover)» - «Cath The Rainbow (Rainbow Cover)» - «Wolf To The Moon (Rainbow Cover)» - «Ariel (Rainbow Cover)» - «Still I’m Sad (Rainbow Cover)» - «Man On The Silver Mountain (Rainbow Cover)» - «Mistreated (Deep Purple Cover)» - «Burn (Deep Purple Cover)» -- «Temple Of The King (Rainbow Cover)»
Sons Of Sounds
Drei Brüder, eine Band. Roman (Bass, Gesang), Wayne (Gitarre) und Hubert Beselt (Drums) sind die Sons Of Sounds, die in ihrer Jugend sehr wahrscheinlich eine Vorliebe für Rush hatten. Das Trio schloss den zweiten Tag mit vielen Tönen und technischem Können ab, sah sich aber damit konfrontiert, dass schon viele Leute bei Alex Beyrodt den Weg durch den Schnee zu ihrem Auto oder der Unterkunft suchten. Der aktuelle Pink Cream 69 Bassist Roman sang sehr gut und nutzte jede Gelegenheit, das Publikum auf seine Seite zu ziehen.
Dabei überliess er die technischen Kabinett-Stückchen mit Vorteil seinem Bruder Wayne, der sehr motiviert auf der Bühne des ICE ROCK stand. Als Abschluss hätte hier vielleicht eine Kick Ass, sprich rockend aufspielende Truppe die Leute womöglich mehr aus der Reserve gelockt (Unchain?). Aber auch so konnten die Besucher den zweiten Tag nach vier musikalisch unterschiedlichen Bands zufrieden hinter sich lassen. (tin)
Setliste: «Sound Of Hope» - «Forever » - «Alive» - «Valley Of The Damned» - «Time Machine» - «Diamond» - Frequenzy Of Life - «Kriegerherz» - «The Chance» - «Let It Go» - «End Of The Road» - «Blood Of The Shamans» - «Streetmutt» - «Are You Ready»
Samstag, 04.01.2025 (Dritter Tag)
Stepfather Fred
Ob Heavy Alternative Rock mitten am Nachmittag, also in diesem Fall noch vor drei Uhr, wirklich was reissen kann? Die Antwort darauf lautet klar "ja", was vor allem damit zu tun hatte, dass die Band aus den südlichen Gefilden unseres nördlich liegenden Nachbarn Deutschland eine konzertmässig sehr gut eingeölte Maschine ist. Die Truppe, die 2007 gegründet wurde, hat in der Zwischenzeit weit über 500 Konzerte auf dem Buckel, und das hörte man gleich von der ersten Sekunde an, als Basti (v), Simon (g), Matze (b) und Julle (d) loslegten. Mit dabei hatten sie ihr neues Album «Rubicon», aus dem die Hälfte der Songs auf der Bühne des ICE ROCK zelebriert wurden. Mit zunehmender Dauer des Konzertes tauten die zu dem Zeitpunkt anwesenden Besucher spürbar auf und spendeten Applaus.
Das spornte die Bajuwaren weiter an, die in der Folge nicht nachliessen und sich voll ins Zeug legten. Wer damals, das heisst 2018 am Open-Air St. Gallen mit dabei war, erinnert sich vielleicht noch an eine verrückte Truppe, die, auf einem Anhänger spielend, mitten ins Gelänge fuhr und dort zwei Songs herunterzockte! Der Name der Band: Stepfather Fred! Vor allem Frontmann Basti war mit allen Wassern gewaschen und vermochte mit seinem variablen Gesang den Unterschied auszumachen und gab alles, um das Emmental abzuholen. Bei mir brauchte es hingegen eine Weile, bis mich die Combo..., na sagen wir mal fast herumgekriegt hätte. Einmal mehr lag es nicht an der unbändigen Spielfreude, doch am Schluss fehlte halt das entscheidende Quäntchen, um «Rubicon» zu erwerben. (rsl)
Setliste: «Move Your Limit» - «Collecting Faith» - «Tripped My Demon» - «My Place» - «Unlock The Secrets» - «Abacus» - «Halo» - «Blue Pride» - «Cocaine» - «Darkness Prevails» -- «Queen Of Mine» - «Relief»
T.H. & The Boneshakerz
Schon nur das Aussehen und die (Bühnen-) Kleidung der Musiker liessen erahnen, dass es stilitisch nun um einiges erdiger werden würde, und so kam es dann auch. Obwohl die Band optisch vermittelte, dass die meisten der Herren schon ein gewisses Alter besitzen, hatte zumindest meine Wenigkeit zuvor weder was von dieser Combo gehört noch etwas darüber gelesen. Dazu sollte man halt mehr Club-Konzerte besuchen, respektive Anlässen wie dem "blue Monday" in der Raumbar des Solothurner Kofmehl beiwohnen. Fakt ist, dass die Truppe in dieser Formation eigentlich erst mit dem zweiten Studio-Album «Last Train To Graceland» vom letzten Frühling in Erscheinung getreten ist, nachdem Mainman Tim Husung (Vocals/Guitars/Blues-Harp) das Debüt von 2019 alleine stemmte.
Der Stil der fünfköpfigen Truppe wird als Southern Rock oder Bluesy Retro Rock bezeichnet, worauf Husung auf Anfrage jeweils mit "echter, handgemachter Rock-Musik mit Herz und Eiern" kontert. Genauso hörte sich das dann auch an, als das Quintett mit dem krachenden Opener «Thunder Road» in bester Biker Rock Manier loslegte. Was für zusätzliche Vibes sorgte und mich natürlich gleich voll abholte, war die von Daniel Geist klasse gespielte Hammond, die bestens dazu passte. Zusammen, also noch mit Torben Strassburger (Rhythm Guitar/Back-Up Vocals), Robin Brieseck (Bass/Back-Up Vocals) und Volker Britz (Drums and Voodoo Stick) wurde mitunter die brandneue 6-Track Live-EP «Shakin' Bones - Live From The Road» komplett durchgespielt, was für einen fetten Applaus sorgte. (rsl)
Setliste: «Intro» - «Thunder Road» - «Are U Ready» - «Keep On Moving» - «Dirty Queen» - «Son Of The Storm» - «Rollin'» - «Let's get High» - «One Way Ticket» - «Hammond Interlude» - «Fly Like An Eagle» - «Tell Me (Kashmir)» - «Rock'N'Roll Hearts» -- «Last Train To Graceland»
Rook Road
Nach dem energetischen Auftritt der "Shakenden Knochen", die mich zwischendurch etwas an Zodiac Mindwarp (And The Love Reaction) erinnerten, wurde es mit Rook Road, die mir im vergangenen Mai als Support von Glenn Hughes schon schwer imponierten, noch eine Schippe erdiger. Mit im Line-up stand Hammond-Master Hannes Luy, der schon gestern Abend auf der ICE ROCK Bühne stand und zum Ensemble von Alex Beyrodt gehörte. Gerade von ihm erhoffte ich etwas mehr Musikalität, die mir am Vorabend irgendwie fehlte, weil sich die Performance mehrmals, im Gegensatz zu 2024, teilweise sehr uninspiriert anhörte. Das änderte sich umgehend, als die Band nach dem Intro den Opener «Sick To The Bone» anstimmte und gleich massig End-70er-Vibes von Whitesnake erklangen.
Auch das etwas härtere «Celebration (Feels Like)» brachte umgehend feinen Hammond-getränkten Classic Rock hervor, der sich gleich wohltuend in meinen Gehörgängen festsetzte. Insgesamt wurden heute Abend nicht weniger als neun der elf Songs vom selbstbetitelten Debüt von 2022 gespielt, und selbstsprechend hatte ich mir die LP natürlich bereits nach dem Konzert im Z7 gekrallt. Mit ein Grund dafür war und ist die tolle Gesangs-Stimme von Frontmann Patrik Jost, die in allen Lagen und Lautstärken glänzte. Nebst «Deny», dem ersten von Rook Road geschriebenen Song überhaupt, gelangten mit «Sisters And Brothers» und «Killing The Giant» zwei brandneue Songs vom im März kommenden, neuen Album zur Aufführung, die auch überzeugten und umgehend massig Vorfreude entfachten. (rsl)
Setliste: «Intro» - «Sick to the Bone» - «Celebration (Feels Like)» - «Romeo» - «Sometimes» - «Falling» - «Deny» - «Kinda Glow» - «Killing The Giant» - «Egyptian Girl» - «Sam Rogers» - «Sisters and Brothers» - «Talk Too Much»
Jaded Heart
Standen bei Rook Road vergleichsweise sehr wenige Leute vor der Bühne, änderte sich dies bei Jaded Heart schlagartig. Die Jungs um Sänger Johan Fahlberg setzten von Beginn weg die Bühne unter Strom und in Feuer. Das lag speziell an Poser-Monster Michi Müller, der nicht nur einen wuchtigen Bass-Sound präsentierte, sondern auch eine verdammt agile Bühnen-Show. Auch hier kamen zwei, dieses Mal kleine Kinder auf die Bühne, sehr zur Freude von Johan, der sich bei der kommenden Hard Rock Generation bedankte.
«Run And Hide» entpuppte sich einmal mehr zum Hit, der neben dem Monster Cover «Paid My Dues» zu den grossen Momenten gehörte. Dass die Jungs nach «Freedom Call» nochmals einen Song spielen sollten (etwas, das früher immer wieder bei den Bands von Fridu gefordert wurde), stellte die neuerdings als Quartett aufspielende Truppe (ja, in meinen Ohren fehlte die zweite Gitarre) vor ein kleines Problem. Als Zugabe wurde somit nochmals «Blood Red Skies» gespielt, um dann mit einem siegessicheren Lächeln die Bühne zu verlassen. (tin)
Setliste: «Stand Your Ground» - «Blood Red Skies» - «Schizophrenic» - «Run And Hide» - «Anymore» - «Intuition» - «Heart Attack» - «Rescue Me» - «The Enemy» - «Godforsaken» - «Saints Denied» - «Reap What You Sow» - «Love Is A Killer» - «Tomorrow Comes» - «With You» - «Paid My Dues (Anastacia Cover)» - «Freedom Call» -- «Blood Red Skies»
Freedom Call
Dann folgte die Band, welche mich an diesem ICE ROCK am meisten überzeugte. Die Jungs um Sänger Chris Bay boten eine Happy-Speed-Metal Show, die sich gewaschen hatte. Dabei kam der Spassfaktor nie zu kurz (Hüpfen, Mitklatschen, Mitsingen) und dank Chris haben die Jungen einen Entertainer in den eigenen Reihen, bei dem die Ansagen immer mit viel Humor gewürzt werden, aber auch einen kleinen nachdenklichen Anreiz hatte ("wenn alles so friedlich wäre, wie an diesem Abend, an diesem Metal Konzert, dann wäre die Welt ein besserer Platz"). Die Besucher feierten zusammen mit Freedom Call das etwas mehr als 25-jährighe Bestehen der Deutschen, bei der einmal mehr Schlagzeuger Ramy Ali wie ein Wahnsinniger sein Arbeitsgerät zerdepperte. Seine Stickshow war das berühmte Sahnehäubchen einer richtig grossartigen und mitreissenden Show.
Mit der Ansage "Hoi zäme! Wir waren in den letzten 25 Jahren oft und immer sehr gerne bei Euch in der Schweiz!", liess Chris draussen das sich auf der Strassen bildende Eis locker wegschmelzen und bedankte sich mit seiner sympathischen, Nürnbergischen Art bei den Besuchern, um mit «Mr. Evil», schwarzem Zylinder und Sonnenbrille dem Abend den Überhit der Band zu präsentieren. Eine Show, die mit der Hymne «Perfect Day» startete und den ersten lautstark mitgesungen «Oh-ohh-ohhhh» von der ersten Sekunde abgefeiert wurde. Dank «Power And Glory», «Warriors» (mit einer zuerst auf Deutsch und dann englischen Ansprache, nur um zu zeigen, dass das Englische doch cooler rüberkommt) und «Land Of Light» flachte die Stimmung nie ab und die abschliessende Frage von Fridu "…isch das öppis gsi?" wurde von den Fans mit einem lauten "sensationell!" beantwortet. Freedom Call kamen, sahen und siegten! (tin)
Setliste: «Perfect Day» - «Hammer Of The Gods» - «Tears Of Babylon» - «Supernova» - «Silver Romance» - «Union Of The Strong» - «The Quest» - «Infinity» - «Out Of Space - «Mr. Evil» - «Freedom Call» - «Power And Glory» - «Warriors» -- «High Above» - «Metal Is For Everyone» - «Land Of Light»
The Clan
Als Rausschmeisser fungierten die Italiener The Clan, die mit ihrem irischen/schottischen Pub-Sound nochmals das Tanzbein der Verbliebenen schwingen liessen. Wer auf Punk Rock und keltische, irische Musik steht, konnte zum Abschluss nochmals richtig Party machen. Mit Dudelsack, Violine, Banjo und Mandoline verwandelte das Sextett die Bühne in einen wilden Ort, bei dem das grüne Licht Oberhand bekam. Dass sie nur "ein Fake" seien und nicht aus Schottland oder Irland kommen, dafür entschuldigte sich Sänger Angel Rock. Die Jungs liessen es sich aber nicht nehmen, eine Polonaise nach der anderen unaufgefordert vom Publikum in Bewegung zu setzen, während die Schottenröcke (Kilt) den Jungs gleich gut am Allerwertesten sassen, wie das unbekümmerte und frohlockende Auftreten von The Clan. Mit dieser mitreissenden Art und Spielweise wurde die 21. Ausgabe des ICE ROCK Festivals gebührend beendet. (tin)
Als Fazit des diesjährigen Festivals sind vor allem zwei Dinge zu nennen. Erstens war das Ganze nach der "Ära Marco Forster" bestimmt kein Zuckerschlecken, aber Lea "Lees" Gerber stellte den ersten grösseren Schweizer Konzert-Event des neuen Jahres, zusammen mit ihrem Vater und Festival-Gründer Fridu, auf jeden Fall durchführbar auf die Beine, und zweitens wurde das ICE ROCK Festival von nächstem Jahr bereits bestätigt. Dazwischen lagen aber noch Stolpersteine wie die kurzfristige Absage von From Fall To Spring, vergleichsweise maue Ticket-Vorverkäufe und ein von der Körpersprache her eigentlich verzichtbares Video zur grundsätzlichen Situation des ICE ROCK Festivals.
Hinten raus war es aber, trotz insgesamt spürbar weniger Besuchern, wieder ein weiteres, tolles Festival, das völlig friedlich abgehalten werden konnte und alles bot, was das Konzert-Kleinod im Emmental schon immer ausgemacht hat! Dazu gehört der nach wie vor familiäre Charakter, eine stets gute, wenn auch nicht ekstatische Stimmung, bewährtes Catering und einen furchtlosen Fahrdienst für die Besucher, der allen Wetterkapriolen zwischen üppigem Schneefall (Donnerstag auf Freitag) und vereisendem Regen (Freitag auf Samstag) trotzte. Was die zahlreichen Reaktionen in den Sozialen Medien bezüglich des Billings und dessen Musikstil angeht, liegt die berühmte Wahrheit einmal mehr in der Mitte, und es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wohin die Reise noch gehen wird. Dazu wünschen wir von Metal Factory auf jeden Fall bestes Gelingen..., heja! (rsl)