Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
18. Februar 2023, Dübendorf - The Hall
Text & Pics by Oliver H.
Am Samstag, den 18. Februar konnte das Publikum in "The Hall" in Dübendorf endlich einen lang zehrenden Metal-Hunger stillen. Heaven Shall Burn, Trivium, Obituary und Malevolence sorgten für einen unvergesslichen Metal-Abend, nachdem die Covid-Massnahmen Trivium gezwungen hatten, ihre EU/UK-Tour zu verschieben. Dies war so ziemlich genau vor zwei Jahren. Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg, und so konnten über all die Monate die Headliner HSB und Trivium im Package erhalten bleiben. Die Energie stimmte bereits, und jetzt mussten nur noch die Bands raus auf die Bühne und die Prophezeiung einer unvergesslichen Nacht erfüllen!
Malevolence
Angefangen mit Sheffields Malevolence, wurde die Bühne ein erstes Mal getestet. Hart und heftig wurde sie mit «Malicious Intent» und purer Energie durchgerüttelt. Die Truppe schaffte als erste des Abends einen Circle-Pit der mit jedem Song, den sie spielten, grösser wurde. Malevolence schienen gar eine leicht hypnotisierende Wirkung auf die Menge zu haben, da diese brav den Anweisungen gehorchte, die aus dem Mund von Frontmann und Sänger Alex Taylor kamen. Es wurde gesprungen, erstes Crowdsurfen lanciert, und die Meute löste einen Strudel aus Circle-Pits aus. Unterstützt wurde das Schauspiel durch die tighte Performance der Protagonisten und die meist knallharte Setliste mit Brechern wie «Self Supremacy», «Life Sentence» und «On Broken Glass». Der erste Schritt Richtung Metal-Party war getan.
Setliste: «Malicious Intent» - «Life Sentence» - «Still Waters Run Deep» - «Self Supremacy» - «Higher Place» - «Keep Your Distance» - «On Broken Glass»
Obituary
Und so war die Stimmung in der Halle schon ziemlich am Kochen, als mit Obituary die zweite Band des Abends die Bühne betrat. Die Reaktion des Publikums war teilweise so euphorisch, dass schnell klar wurde, dass viele Fans nur wegen der amerikanischen Todes-Übermacht angereist waren. Für mich stimmte diese Szenerie, denn der Trupp aus Florida war mein ganz persönlicher Headliner. Mit Obituary ist es so, wie man klischeehaft von Wein spricht. Je älter, desto besser! Die Florida Death Metal Instanz lieferte so richtig ab. Top motiviert, spielfreudig und mit druckvollem Sound gesegnet, zeigte der Fünfer dem teilweise jungen sowie auffällig weiblichen Publikum, wie Death Metal der alten Schule zu klingen hat. Insgesamt sieben Alben ihrer Karriere deckten die Herren um die Gebrüder John und Donald Tardy ab. Sie ballerten Hit um Hit raus, jedoch erst, nachdem der Pat Travers Song «Snortin' Whiskey» als Intro in voller Länge erklungen war. Dies war etwas schade, da ich lieber einen weiteren Obituary-Klassiker gehört hätte, aber die Herren werden auch nicht wirklich jünger, selbst wenn sie vielleicht so klingen. Deshalb sei ihnen diese Gemächlichkeit verziehen. Wer die letzten 35 Jahre kompromisslos durchgebrettert hat, darf es auch ein wenig gemütlicher angehen als die jungen Wilden. Einziger Wermutstropfen – die Fans mussten ohne «Slowly We Rot» und «Chopped In Half» nach Hause gehen, aber das ist mäkeln auf ganz hohem Niveau.
Setliste: «Redneck Stomp» - «Sentence Day» - «A Lesson In Vengeance» - «Visions In My Head» - «The Wrong Time» - «Don't Care» - «My Will To Live» - «Dying Of Everything» - «I'm In Pain»
Trivium
Dann war die Zeit für den ersten Hauptact gekommen. Als der schwarze Vorhang fiel, sprang sogar der sitzende Teil des Publikums voller Erwartung auf die Füsse und trieb die Energie zusätzlich in die Höhe. «Rain» donnerte mit voller Kraft, und die Menge brach in Euphorie aus. Trivium hatten ihren Platz eingenommen! Frontmann Matt Heafy strahlte auf der Bühne, als gäbe es kein Morgen und streckte dazu immer mal wieder seine Zunge Richtung Publikum heraus. Ihr Bühnenbild bestand aus einfachen, aber eleganten japanischen Elementen, wie Drachenstatuen, die auf beiden Seiten der Bühne über die Menge blickten, sowie einem farbenfrohen Backdrop, das die japanischen Wurzeln des Sängers hervor hebt.
Die dreizehn Songs waren eine Mischung aus acht ihrer zehn Studio-Alben, mit einer gesunden Balance von allem, was man von Trivium erwartet. Die Fans feierten die Band dementsprechend ab. Heafy war in Feierlaune und auch stimmlich absolut auf der Höhe. Er nutzte jede Gelegenheit, um mit dem Publikum zu interagieren und vergass auch nicht, den Vorbands zu danken. Zu einem Song gegen Ende ihres Sets holte er sogar Alexander Dietz von Heaven Shall Burn auf die Bühne, um gemeinsam mit ihm zu performen. Ohne grosse Aufforderung ging fast der ganze Saal schliesslich noch vor der Bühne in die Knie, um beim Einsetzen der Musik die letzten Kraftreserven freizusetzen. Matt Heafy schaffte es erneut, die Fans mit Engagement und Humor zu überzeugen, und seine ansteckende positive Art wird stets den Standard für Frontmann-Anforderungen bestimmen. Trivium tragen die Fackel des US-Metal überzeugend weiter, und Matt Heafy versprach den Fans in dieser Nacht, in naher Zukunft wieder zu kommen.
Setliste: «Rain» - «Inception Of The End» - «Strife» - «Shattering The Skies Above» - «Feast Of Fire» - «Down From The Sky» - «Catastrophist» - «Like Callisto To A Star In Heaven» - «To The Rats» - «The Heart From Your Hate» - «Capsizing The Sea» - «In Waves» - «Pull Harder On The Strings Of Your Martyr»
Heaven Shall Burn
Zum Schluss folgte ein Extreme Metal Act der alten Schule. Heaven Shall Burn! Sie trugen zur knallharten Magie einer gelungenen Metal-Nacht bei. Anmutig präsentierten sie sich auf der Bühne und flössten dem Publikum allergrössten Respekt ein. Zum Start erfolgte bereits ein Konfetti-Regen, der sich gewaschen hatte. Leider war es in der Halle nicht möglich, den gewohnten HSB-Feuerreigen auszupacken, sodass die Beleuchtung ganz viel von dieser Atmosphäre rüber bringen musste. Zu Beginn eher wortkarg, dafür im Headbang-Rausch, liess es Sänger Marcus Bischoff, zusammen mit den Gitarristen Mark Weichert und Alexander Dietz sowie Bassist Eric Bischoff, richtig krachen. Ihr Sound war, wie immer, energiegeladen, und wer nicht darauf eingestellt war, wurde regelrecht niedergewalzt. Die Fans kamen heftig in Bewegung, und in den ersten Reihen musste die Security schauen, dass es durch die Abschrankung nicht zu Menschen-Pommes kam. Körper drängten sich an Körper und es wurde gebrüllt und gepogt, dass das Menschenmeer von der Bühne aus mit Sicherheit ein toller Anblick war. Weiter ging der wilde Ritt, mit hörbaren Hardcore Einflüssen bearbeiteten Heaven Shall Burn die Trommelfelle des Publikums ununterbrochen. Bischoff schrie und growlte, wie man es von ihm gewohnt ist. Die beiden Axtschwinger lieferten sich ein Duell an heftigen Riffs und ultraschnellen Soli. Das Bühnenbild bestand aus diversen Monitoren, die je nach Song mehr oder weniger heftige Bilder einspielten. Die Thüringer haben ihrem Ruf als energiegeladene Live-Band wieder alle Ehre gemacht. Sie präsentierten der speichelleckenden Meute insgesamt wieder eine Show im Headliner-Stil, wie man sie von einer Band ihrer Erfahrung erwarten darf.
Setliste:
«Hunters Will Be Hunted» - «Bring The War Home» - «Übermacht» - «Voice Of The Voiceless» - «My Heart And The Ocean» - «Whatever It May Take (feat. Matt Heafy)» - «March Of Retribution» - «Thoughts And Prayers» - «Behind A Wall Of Silence» - «Profane Believers» - «Black Tears (Edge Of Sanity Cover)» - «Awoken» - «Endzeit» - «Corium» «Tirpitz»