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26. Januar 2025, Pratteln - Z7
By Rönu - Pics by Tinu
Gerade erst haben Grave Digger mit «Bone Collector» ein Werk veröffentlicht, welches deutlich zurück zu den Wurzeln der Band geht. Man konnte deshalb gespannt sein, ob sich das auch auf die Bühne auswirken würde. Mit im Gepäck waren Victory als diejenige Band, die letztes Jahr mit ihrem ebenso neuen Album bewiesen haben, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören. Den Opener-Slot schnappten sich Rigorious, ebenfalls mit neuem Material im Gepäck, welches nota bene von Chris Boltendahl produziert wurde. Eigentlich ein Package, welches geradezu nach vielen Fans schrie, aber das Z7 war heute Abend leider nur mittelprächtig gefüllt.
Rigorious
Ich war über die Performance von Rigorious ziemlich überrascht, schliesslich hat die Band auf den beiden Alben den Keyboards einen nicht unwesentlichen Anteil zugestanden. Davon war auf der Bühne allerdings nichts zu hören, ja nicht mal ab Band. Im Umkehrschluss hiess das, das Rigorious deutlich härter rüberkamen als auf CD, was der Truppe gar nicht schlecht zu Gesicht stand. Drei neue Songs vom aktuellen Album «Kingdom Unfold» und vier Titel vom Debüt «Night Of Retribution» wurden gespielt, welche das Potenzial der Deutschen aufzeigten. Der Power Metal untypisch tiefere Gesang von Sänger Lukas Remus war dabei ein Highlight. Rigorious haben ihre Chance genützt und einen guten Eindruck hinterlassen.
Setliste: «Fate Is Sealed» - «Lay With Me» - «Fight For Your Lives» - «Children Of The Night» - «Hear Me Out» - «Bathed In Blood» - «Brothers Arise»
Victory
Keine Ahnung, was Sänger Gianni Pontillo genommen hatte, aber seine Darbietung verdiente an diesem Sonntag nur ein Prädikat: Weltklasse! Diese Performance in Verbindung mit dem prächtig gelaunten Herman Frank als Saitenhexer konnte eigentlich nur abgefeiert werden, und wer sich die unterstehende Setliste zu Gemüte führt, dem dürfte schnell bewusst werden, dass man hier mächtig was verpasst hat. Victory sind im fortgeschrittenen Alter noch mal besser geworden, ohne dazu irgendwelche überflüssigen Gimmicks und Show-Elemente zu benötigen. Ein grosses Backdrop reicht, und ansonsten lässt man einfach die Musik für sich sprechen.
Schon das Eröffnungs-Triple mit «Rock The Neighbors», «Gods Of Tomorrow» und «Standing Like A Rock» war anbetungswürdig. Das Konzert war unter dem Motto «Best Of Set» angekündigt, was Victory auch einhielten. Die beiden Songs («Surrender My Heart» und «Tonight We Rock») vom neuen Album «Circle Of Life» passten dabei wunderbar in die nur so vor Klassikern strotzende Setliste. Wenn Victory in dieser Form Hits wie «Hungry Hearts», «Temples Of Gold» oder «On The Loose» ins Publikum schmettern, war es klar, dass die Stimmung unter den Anwesenden nichts als prächtig war. Bei diesem Auftritt stimmte alles: Grandiose Solos, tightes Zusammenspiel, grossartige Song-Auswahl und ein Sänger mit Gänsehaut-Garantie. Victory wurden als "Very Special Guest" angekündigt, und dem wurden sie auch locker gerecht. Man hätte das Ganze aber auch "Double Headliner Tour" nennen können.
Setliste: «Rock The Neighbors» - «Gods Of Tomorrow» - «Standing Like A Rock» - «Don't Tell No Lies» - «Always The Same» - «Feel The Fire» - «Surrender My Heart» - «Temples Of Gold» - «Tonight We Rock» - «Hungry Hearts» - «Are You Ready» - «Take The Pace» - «On The Loose» - «Check's In The Mail»
Grave Digger
Chris Boltendahl meint es ernst wenn er sagt, dass man sich wieder in Richtung oldschool orientiert. Kein Schnickschnack auf der Bühne, ausser dem Dudelsack nichts vom Band, kein Keyboard, einfach vier Typen auf den Brettern, die puren Heavy Metal spielen. Dass aber die erfolgreiche Trilogie «Tunes Of War», «Excalibur» und «Knights Of The Cross» nicht aussen vor gelassen wurde, war aufgrund der Klasse der Songs ebenso klar. Gespannt durfte man auch auf den Auftritt des neuen Gitarristen Tobias Kersting (Ex-Orden Ogan) sein, welcher Axel Ritt 2023 ablöste. Um die Frage gleich zu beantworten: Er machte seine Sache mehr als gut und entpuppte sich ausserdem als sympathischer Kerl mit einem Dauergrinsen im Gesicht. Er liess sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als ihm die Technik einen Streich spielte, was Chris routiniert mit ein paar Spässchen überbrückte.
Die Spielfreude von Grave Digger übertrug sich auch auf das Publikum, welches spür- wie sichtbar Spass hatte am Dargebotenen. Mit «The Keeper Of The Holy Grail», «Back To The Roots» und «Shadows Of A Moonless Night» wurden zudem drei Songs gespielt, welche ewig nicht mehr zu hören waren. Auch das neue Material fügte sich wunderbar in die Setliste ein, wobei vor allem «The Devils Serenade» hervorstach. Natürlich wurden die unverzichtbaren «Rebellion (The Clans Are Marching)» und «Heavy Metal Breakdown» ebenfalls ordentlich abgefeiert. So lässt sich abschliessend festhalten, dass sich die gewählte Strategie, einen Schritt zurück zu gehen, um quasi zwei nach vorne zu machen, klar ausgezahlt hat.
Grave Digger sind auch 45 Jahre nach der Gründung ein beständiger Teil der Metal-Szene und aus dieser auch nicht mehr wegzudenken. Dass die Jungs schlussendlich auch nur Metalfans sind, davon berichtete Chris in einer Anekdote. Er traf eines Tages Rob Halford und war begeistert, dass dieser ihn kannte. Chris bekannte sich als "nervender Fan" in der ersten Reihe an einem Judas Priest Konzert und dass er Rob immer wieder auf die Lederstiefel geschlagen habe. Der einzige Unterschied ist wirklich, dass Grave Digger auf der Bühne stehen, aber schlussendlich sie sind wie wir: Metalfans!
Setliste: «Kingdom Of Skulls» - «The Grave Dancer» - «Under My Flag» - «The House» - «Valhalla» - «The Keeper Of The Holy Grail» - «The Dark Of The Sun» - «The Curse Of Jacques» - «Shadows Of A Moonless Night» - «The Round Table (Forever)» - «Excalibur» - «The Devils Serenade» - «Back To The Roots» - «Rebellion (The Clans Are Marching)» - «Scotland United» - «Killing Is My Pleasure» - «Heavy Metal Breakdown»